Lot Nr. 378 -


Antonio Zanchi


Antonio Zanchi - Alte Meister

(Este 1631–1722 Venedig)
Sokrates,
Öl auf Leinwand, 126,5 x 101 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Ermanno Lucini, Florenz;
Kunstmarkt, Stockholm;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Bernard Aikema, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat.

Der griechische Philosoph Sokrates ist eine jener Gestalten aus der Welt des Altertums, denen in der europäischen Kulturtradition ein besonders günstiges Schicksal beschieden war. Er gehört einer Reihe heidnischer Denker an, die von der Kirche hervorgeholt und neu bewertet wurde, um die eigene Lehre mit einem starken Fundament zu untermauern. Somit betrat Sokrates bald die Bühne der bildenden Kunst. Er taucht in der Stanza della Segnatura im Vatikanspalast auf, wo er im Profil neben Plato in Raffaels Schule von Athen (1509–1511) dargestellt ist: Dort trägt Sokrates ein grünes Gewand und ist einer Gruppe junger Männer zugewandt. Identifiziert hat man ihn aufgrund der Gesichtszüge, die durch die antiken Marmorbüsten des Philosophen überliefert sind.

Erst im 17. Jahrhundert gingen Künstler dazu über, Sokrates häufig zu porträtieren. Er wurde als Schlichter zwischen Heidentum und Christentum gesehen, und dank des wachsenden Interesses an der antiken Welt und der Verbreitung philosophischer Kultur vervielfachten sich seine Vorzüge, und Episoden seiner Lebensgeschichte sollten dem Betrachter ein Vorbild für das eigene Verhalten liefern. Darüber hinaus gab er den Künstlern Gelegenheit, einen alternden, von der Zeit zerfurchten Körper dazustellen, was dem damals aufkommenden poetischen Naturalismus entgegenkam. Zu den Künstlern, die Sokrates darstellten, gehörten Jusepe de Ribera, Luca Giordano, Pietro Della Vecchia, Gioacchino Assereto und Pietro Bellotti, die alle an unterschiedlichen Orten tätig waren. Zu den am häufigsten wiedergegebenen Episoden aus dem Leben des Sokrates zählen jene von „Sokrates und Alkibiades“ (eine Gelegenheit, einen alten Mann einem jungen gegenüberzustellen), „Sokrates und seiner Frau Xanthippe“ (deren zänkischer Charakter einfallsreiche anekdotische Darstellungen begünstigte), „Sokrates, der einen Schüler auffordert, sich im Spiegel zu betrachten“ (eine Erziehung zur Moral, denn der Blick in den Spiegel ist der sicherste Weg, über das Laster zu triumphieren und die Leidenschaft zu bezwingen) sowie der „Tod des Sokrates“. Diese letzte Episode, die auch Gegenstand des vorliegenden Gemäldes ist, fand besondere Bewunderung, weil sie unterschiedliche Emotionen und Themen heraufbeschwor; sie wurde auch noch in nachfolgenden Jahrhunderten dargestellt, insbesondere von Jacques-Louis David.

Antonio Zanchi kam ursprünglich aus Este, war aber fast seine ganze Laufbahn hindurch in Venedig tätig. Er hielt am Malstil der „Tenebristi“ fest, den Luca Giordano und Giovanni Battista Langetti nach Venedig gebracht hatten und der sich durch eine naturalistische Darstellung auszeichnete.

Das vorliegende Gemälde zeigt Sokrates als Halbfigur, wie er seinen Gifttrank zubereitet, der seinen Tod herbeiführen wird. Seine statische und würdevolle Pose verraten Stolz und die Ergebenheit in sein Schicksal. Für den eher weicheren Darstellungsstil sprechen zwei Gründe: Zum einen starb Sokrates friedlich (obwohl er durch ein Dekret des Volks von Athen verurteilt worden war, erfolgte sein Selbstmord freiwillig); und zum anderen gehört dieses Werk einer Periode in Zanchis künstlerischer Laufbahn an, in der er sich erneut dem Einfluss Padovaninos und Paolo Veroneses zuwandte.

30.04.2019 - 17:00

Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Antonio Zanchi


(Este 1631–1722 Venedig)
Sokrates,
Öl auf Leinwand, 126,5 x 101 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Ermanno Lucini, Florenz;
Kunstmarkt, Stockholm;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Bernard Aikema, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat.

Der griechische Philosoph Sokrates ist eine jener Gestalten aus der Welt des Altertums, denen in der europäischen Kulturtradition ein besonders günstiges Schicksal beschieden war. Er gehört einer Reihe heidnischer Denker an, die von der Kirche hervorgeholt und neu bewertet wurde, um die eigene Lehre mit einem starken Fundament zu untermauern. Somit betrat Sokrates bald die Bühne der bildenden Kunst. Er taucht in der Stanza della Segnatura im Vatikanspalast auf, wo er im Profil neben Plato in Raffaels Schule von Athen (1509–1511) dargestellt ist: Dort trägt Sokrates ein grünes Gewand und ist einer Gruppe junger Männer zugewandt. Identifiziert hat man ihn aufgrund der Gesichtszüge, die durch die antiken Marmorbüsten des Philosophen überliefert sind.

Erst im 17. Jahrhundert gingen Künstler dazu über, Sokrates häufig zu porträtieren. Er wurde als Schlichter zwischen Heidentum und Christentum gesehen, und dank des wachsenden Interesses an der antiken Welt und der Verbreitung philosophischer Kultur vervielfachten sich seine Vorzüge, und Episoden seiner Lebensgeschichte sollten dem Betrachter ein Vorbild für das eigene Verhalten liefern. Darüber hinaus gab er den Künstlern Gelegenheit, einen alternden, von der Zeit zerfurchten Körper dazustellen, was dem damals aufkommenden poetischen Naturalismus entgegenkam. Zu den Künstlern, die Sokrates darstellten, gehörten Jusepe de Ribera, Luca Giordano, Pietro Della Vecchia, Gioacchino Assereto und Pietro Bellotti, die alle an unterschiedlichen Orten tätig waren. Zu den am häufigsten wiedergegebenen Episoden aus dem Leben des Sokrates zählen jene von „Sokrates und Alkibiades“ (eine Gelegenheit, einen alten Mann einem jungen gegenüberzustellen), „Sokrates und seiner Frau Xanthippe“ (deren zänkischer Charakter einfallsreiche anekdotische Darstellungen begünstigte), „Sokrates, der einen Schüler auffordert, sich im Spiegel zu betrachten“ (eine Erziehung zur Moral, denn der Blick in den Spiegel ist der sicherste Weg, über das Laster zu triumphieren und die Leidenschaft zu bezwingen) sowie der „Tod des Sokrates“. Diese letzte Episode, die auch Gegenstand des vorliegenden Gemäldes ist, fand besondere Bewunderung, weil sie unterschiedliche Emotionen und Themen heraufbeschwor; sie wurde auch noch in nachfolgenden Jahrhunderten dargestellt, insbesondere von Jacques-Louis David.

Antonio Zanchi kam ursprünglich aus Este, war aber fast seine ganze Laufbahn hindurch in Venedig tätig. Er hielt am Malstil der „Tenebristi“ fest, den Luca Giordano und Giovanni Battista Langetti nach Venedig gebracht hatten und der sich durch eine naturalistische Darstellung auszeichnete.

Das vorliegende Gemälde zeigt Sokrates als Halbfigur, wie er seinen Gifttrank zubereitet, der seinen Tod herbeiführen wird. Seine statische und würdevolle Pose verraten Stolz und die Ergebenheit in sein Schicksal. Für den eher weicheren Darstellungsstil sprechen zwei Gründe: Zum einen starb Sokrates friedlich (obwohl er durch ein Dekret des Volks von Athen verurteilt worden war, erfolgte sein Selbstmord freiwillig); und zum anderen gehört dieses Werk einer Periode in Zanchis künstlerischer Laufbahn an, in der er sich erneut dem Einfluss Padovaninos und Paolo Veroneses zuwandte.


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+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 30.04.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 20.04. - 30.04.2019

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