Lot Nr. 383


Jan Brueghel II.


Jan Brueghel II. - Alte Meister

(Antwerpen 1601–1678)
Bauernrauferei,
Öl auf Leinwand, 77 x 107 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung, bis 2018

Wir danken Klaus Ertz, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Jan Brueghel II. bestätigt hat. Er datiert es in die 1630er-Jahre. Ein schriftliches Gutachten (März 2019) liegt vor.

Ertz nennt in Hinblick auf die Zuschreibung dieses nicht signierten Bildes folgende Versionen dieser Komposition Jan Brueghels d. J.:

1. Schlägerei beim Kartenspiel (Privatbesitz, Frankreich, um 1626, mit Abraham Govaerts);
2. Bauernstreit beim Kartenspiel (Privatbesitz, Italien, um 1640);
3. Bauernschlägerei beim Kartenspiel (Privatbesitz, Frankreich, 1640er-Jahre).
Ertz schreibt über das vorliegende Gemälde und die ihm zugrunde liegenden Werke Pieter Brueghels d. Ä.: „Die Darstellung der sich beim Kartenspiel streitenden Bauern, die in wilder Wut aufeinander losgehen und nur mühsam von ihren Angehörigen von einem schrecklichen, tödlichen Ausgang der Schlägerei abgehalten werden können, gehört zu einem der beliebtesten Themen der flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Lucas Vorsterman hat die heute verlorene Vorlage, eine Zeichnung oder ein Gemälde Pieter Brueghels d. Ä., die möglicherweise im Besitz von Peter Paul Rubens war, um 1620 gestochen. Aus der lateinischen Legende dieses Stiches geht der enge Bezug des Originals von Pieter Brueghel d. Ä. zu Jan Brueghel d. Ä. hervor. Es ist danach als einigermaßen sicher anzunehmen, dass das Gemälde-Original für die bekannten Nachfolgerwerke im Besitz Jan Brueghels d. Ä. war. Pieter Brueghel d. J., der älteste Sohn von Pieter Brueghel d. Ä. und Bruder von Jan Brueghel d. Ä., führte eine größere Anzahl von Bildern mit dem Thema Streit beim Kartenspiel aus (mir sind bisher elf eigenhändige, neun fragliche und 16 abzuschreibende Gemälde bekannt), die alle auf der Uridee Pieter Brueghels d. Ä. basieren, wie das zu begutachtende Bild in der freien Variation des Themas aber durchaus auch eigenständig sind.

Während der Betrachter beim Kupferstich nach Pieter Brueghel d. Ä. noch als ‚Zuschauer von erhobener Bühne‘ fungiert, scheint er bei dem Gemälde Jan Brueghels d. J. mit einbezogen zu sein. Der Augenpunkt ist sehr viel niedriger angesetzt, was eher der Bildauffassung des 17. Jahrhunderts entspricht. Details wie die Anordnung der Häuser, die faserig wirkenden bewegten Bäume, der Pferdekarren in der Mitte der Dorfstraße, die sehr malerisch wirkenden Gestalten der Raufszene sind für Bilder Jan Brueghels d. J. in der Zeit der 1630er-Jahre typisch.

Die eigenständige Entwicklung der Jan’schen Landschaft in dieser Zeit, die sich in ihrer Farbigkeit, dem malerisch wirkenden, temperamentvollen Pinselstrich sowie in einer summarischen Behandlung der Details vom väterlichen Vorbild Jan Brueghels d. Ä. entfernt hat, ist in diesem Gemälde andeutungsweise zu erkennen. Sie entspricht einem Entstehungszeitraum in den 1630er-Jahren. Für eine solche Datierung spricht auch die besondere Eigenart und Vorliebe der flämischen Maler, gut verkäufliche Kompositionen großer Vorbilder wieder aufzunehmen, sie abwandelnd mit den eigenen stilistischen Mitteln zu wiederholen. Jan Brueghel d. J. steht damit ganz in der Tradition der flämischen Maler im Umkreis der großen Meister.“

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

30.04.2019 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 100.300,-
Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Jan Brueghel II.


(Antwerpen 1601–1678)
Bauernrauferei,
Öl auf Leinwand, 77 x 107 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung, bis 2018

Wir danken Klaus Ertz, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Jan Brueghel II. bestätigt hat. Er datiert es in die 1630er-Jahre. Ein schriftliches Gutachten (März 2019) liegt vor.

Ertz nennt in Hinblick auf die Zuschreibung dieses nicht signierten Bildes folgende Versionen dieser Komposition Jan Brueghels d. J.:

1. Schlägerei beim Kartenspiel (Privatbesitz, Frankreich, um 1626, mit Abraham Govaerts);
2. Bauernstreit beim Kartenspiel (Privatbesitz, Italien, um 1640);
3. Bauernschlägerei beim Kartenspiel (Privatbesitz, Frankreich, 1640er-Jahre).
Ertz schreibt über das vorliegende Gemälde und die ihm zugrunde liegenden Werke Pieter Brueghels d. Ä.: „Die Darstellung der sich beim Kartenspiel streitenden Bauern, die in wilder Wut aufeinander losgehen und nur mühsam von ihren Angehörigen von einem schrecklichen, tödlichen Ausgang der Schlägerei abgehalten werden können, gehört zu einem der beliebtesten Themen der flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Lucas Vorsterman hat die heute verlorene Vorlage, eine Zeichnung oder ein Gemälde Pieter Brueghels d. Ä., die möglicherweise im Besitz von Peter Paul Rubens war, um 1620 gestochen. Aus der lateinischen Legende dieses Stiches geht der enge Bezug des Originals von Pieter Brueghel d. Ä. zu Jan Brueghel d. Ä. hervor. Es ist danach als einigermaßen sicher anzunehmen, dass das Gemälde-Original für die bekannten Nachfolgerwerke im Besitz Jan Brueghels d. Ä. war. Pieter Brueghel d. J., der älteste Sohn von Pieter Brueghel d. Ä. und Bruder von Jan Brueghel d. Ä., führte eine größere Anzahl von Bildern mit dem Thema Streit beim Kartenspiel aus (mir sind bisher elf eigenhändige, neun fragliche und 16 abzuschreibende Gemälde bekannt), die alle auf der Uridee Pieter Brueghels d. Ä. basieren, wie das zu begutachtende Bild in der freien Variation des Themas aber durchaus auch eigenständig sind.

Während der Betrachter beim Kupferstich nach Pieter Brueghel d. Ä. noch als ‚Zuschauer von erhobener Bühne‘ fungiert, scheint er bei dem Gemälde Jan Brueghels d. J. mit einbezogen zu sein. Der Augenpunkt ist sehr viel niedriger angesetzt, was eher der Bildauffassung des 17. Jahrhunderts entspricht. Details wie die Anordnung der Häuser, die faserig wirkenden bewegten Bäume, der Pferdekarren in der Mitte der Dorfstraße, die sehr malerisch wirkenden Gestalten der Raufszene sind für Bilder Jan Brueghels d. J. in der Zeit der 1630er-Jahre typisch.

Die eigenständige Entwicklung der Jan’schen Landschaft in dieser Zeit, die sich in ihrer Farbigkeit, dem malerisch wirkenden, temperamentvollen Pinselstrich sowie in einer summarischen Behandlung der Details vom väterlichen Vorbild Jan Brueghels d. Ä. entfernt hat, ist in diesem Gemälde andeutungsweise zu erkennen. Sie entspricht einem Entstehungszeitraum in den 1630er-Jahren. Für eine solche Datierung spricht auch die besondere Eigenart und Vorliebe der flämischen Maler, gut verkäufliche Kompositionen großer Vorbilder wieder aufzunehmen, sie abwandelnd mit den eigenen stilistischen Mitteln zu wiederholen. Jan Brueghel d. J. steht damit ganz in der Tradition der flämischen Maler im Umkreis der großen Meister.“

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 30.04.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 20.04. - 30.04.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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