Lot Nr. 398


Leonello Spada


Leonello Spada - Alte Meister

(Bologna 1576–1622 Parma)
Die Heilige Familie mit der Unterweisung des Jesuskindes im Lesen,
Öl auf Leinwand, 106,5 x 137 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Emilio Negro und Nicosetta Roio, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie bestätigt haben.

Die Komposition des vorliegenden Werks, das sich noch auf der Originalleinwand befindet, steht in Zusammenhang mit einer anderen, ebenfalls in Öl auf Leinwand gemalten Version des Themas (mit derzeit unbekanntem Aufbewahrungsort), die einige Veränderungen hinsichtlich Details, Größe (111 x 136,6 cm) und Farbigkeit aufweist; insbesondere an die Stelle des strahlenden Blaus, das dort für den Mantel Marias und die Tunika Josefs Verwendung fand, ist hier ein Graugrün getreten. Diese andere Fassung wurde von Roio als ein Werk Leonello Spadas publiziert (siehe N. Roio, Bartolomeo Schedoni e Leonello Spada: alcune opere sconosciute di due ‘caravaggisti’ padani, in: Valori tattili, 1, 2013, S. 56f., 64, Anm. 20, S. 60, Abb. 16). Das vorliegende Gemälde stellt somit ein Thema dar, dem sich der Künstler bereits gewidmet hat und dem er sich kompositorisch auf einzigartige und ungewöhnliche Art und Weise nähert. Bemerkenswert ist die Schilderung des Zimmermanns als volksnahe Gestalt; sie folgt einer Formel, derer sich der Maler sein gesamtes Schaffen hindurch bei der Wiedergabe älterer Männer wie etwa bei seinen zahlreichen Darstellungen des hl. Hieronymus bediente.

Lionello Spada kam aus bescheidenen Verhältnissen, gelangte jedoch als Maler zu Ansehen und arbeitete unter der Protektion hochrangiger Auftraggeber wie der Kardinäle Maffeo Barberini und Alessandro d’Este. Er verbrachte seine letzten Jahre in Parma im Dienst des Herzogs Ranuccio Farnese. Der Vergleich der vorliegenden Heiligen Familie mit der Unterweisung des Jesuskindes im Lesen mit anderen am Hof der Farnese entstandenen Werken lässt uns dieses Gemälde der späten Reifezeit des Künstlers zuordnen. Vergleichbare Werke wie Salome mit dem Haupt Johannes’ des Täufers in einer Privatsammlung und die ehemals im Palazzo Chigi in Rom befindliche Kreuzabnahme (siehe Roio, op. cit., Abb. 15, 17) verraten eine ähnliche Ausdruckskraft der Figuren: Ihre raumgreifenden Gestalten werden von warmen Farben und einer besonders, sehr eigenwilligen Wiedergabe der Faltenwürfe hervorgehoben, wobei sich starke Licht-Schatten-Kontraste von einem neutralen Hintergrund abheben. Eine derartige Herangehensweise an die Figuren evoziert sowohl den Caravaggismus aus Spadas mittlerer Schaffenszeit, die er zwischen Bologna, Reggio Emilia und Malta verbrachte, als auch die in seinen jungen Jahren erworbenen Stilmerkmale, als er in Berührung mit der Schule von Ludovico, Agostino und Annibale Carracci gekommen war.

Das vorliegende Gemälde stellt eines der verbreitetsten Sujets der christlichen Tradition dar: Diese sogenannte Sacra Conversazione folgt einem vertrauten ikonografischen Schema, in dem das Kind in Begleitung der Muttergottes und des hl. Josef die Hauptfigur eines anmutigen Andachtsbildes ist. Maria ist links als Halbfigur im Profil zu sehen, ihrem göttlichen Sohn liebevoll zugewendet. Dieser sitzt auf einem Steinsims, während Josef von der Seite dargestellt ist; ganz konzentriert stützt er die Ellenbogen auf seinen über den Sims gebreiteten Mantel und hat den Kopf in die Hände gelegt, wobei er die Szene beobachtet. Dem Usus folgend, ist das Kind nackt dargestellt, was dem Betrachter die Doppelnatur des Erlösers als irdische und göttliche Gestalt anzeigt. Das Fehlen von Kleidung unterstreicht seine menschliche Natur, während seine Nacktheit von seiner Unschuld zeugt. Die Szene entwickelt sich vor einem bewusst dunkel gehaltenen Hintergrund, der die warme Farbigkeit und den intimen, zärtlichen Austausch unter den Protagonisten hervorhebt. Die Episode evoziert jenen Moment, in dem Christus, der nun kein neugeborenes Kind mehr ist, versucht, unter der liebevollen Zuwendung seiner Mutter und der ebenso großen Hingabe seines Ziehvaters lesen zu lernen.

Wir danken Emilio Negro für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

30.04.2019 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 27.800,-
Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Leonello Spada


(Bologna 1576–1622 Parma)
Die Heilige Familie mit der Unterweisung des Jesuskindes im Lesen,
Öl auf Leinwand, 106,5 x 137 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Emilio Negro und Nicosetta Roio, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie bestätigt haben.

Die Komposition des vorliegenden Werks, das sich noch auf der Originalleinwand befindet, steht in Zusammenhang mit einer anderen, ebenfalls in Öl auf Leinwand gemalten Version des Themas (mit derzeit unbekanntem Aufbewahrungsort), die einige Veränderungen hinsichtlich Details, Größe (111 x 136,6 cm) und Farbigkeit aufweist; insbesondere an die Stelle des strahlenden Blaus, das dort für den Mantel Marias und die Tunika Josefs Verwendung fand, ist hier ein Graugrün getreten. Diese andere Fassung wurde von Roio als ein Werk Leonello Spadas publiziert (siehe N. Roio, Bartolomeo Schedoni e Leonello Spada: alcune opere sconosciute di due ‘caravaggisti’ padani, in: Valori tattili, 1, 2013, S. 56f., 64, Anm. 20, S. 60, Abb. 16). Das vorliegende Gemälde stellt somit ein Thema dar, dem sich der Künstler bereits gewidmet hat und dem er sich kompositorisch auf einzigartige und ungewöhnliche Art und Weise nähert. Bemerkenswert ist die Schilderung des Zimmermanns als volksnahe Gestalt; sie folgt einer Formel, derer sich der Maler sein gesamtes Schaffen hindurch bei der Wiedergabe älterer Männer wie etwa bei seinen zahlreichen Darstellungen des hl. Hieronymus bediente.

Lionello Spada kam aus bescheidenen Verhältnissen, gelangte jedoch als Maler zu Ansehen und arbeitete unter der Protektion hochrangiger Auftraggeber wie der Kardinäle Maffeo Barberini und Alessandro d’Este. Er verbrachte seine letzten Jahre in Parma im Dienst des Herzogs Ranuccio Farnese. Der Vergleich der vorliegenden Heiligen Familie mit der Unterweisung des Jesuskindes im Lesen mit anderen am Hof der Farnese entstandenen Werken lässt uns dieses Gemälde der späten Reifezeit des Künstlers zuordnen. Vergleichbare Werke wie Salome mit dem Haupt Johannes’ des Täufers in einer Privatsammlung und die ehemals im Palazzo Chigi in Rom befindliche Kreuzabnahme (siehe Roio, op. cit., Abb. 15, 17) verraten eine ähnliche Ausdruckskraft der Figuren: Ihre raumgreifenden Gestalten werden von warmen Farben und einer besonders, sehr eigenwilligen Wiedergabe der Faltenwürfe hervorgehoben, wobei sich starke Licht-Schatten-Kontraste von einem neutralen Hintergrund abheben. Eine derartige Herangehensweise an die Figuren evoziert sowohl den Caravaggismus aus Spadas mittlerer Schaffenszeit, die er zwischen Bologna, Reggio Emilia und Malta verbrachte, als auch die in seinen jungen Jahren erworbenen Stilmerkmale, als er in Berührung mit der Schule von Ludovico, Agostino und Annibale Carracci gekommen war.

Das vorliegende Gemälde stellt eines der verbreitetsten Sujets der christlichen Tradition dar: Diese sogenannte Sacra Conversazione folgt einem vertrauten ikonografischen Schema, in dem das Kind in Begleitung der Muttergottes und des hl. Josef die Hauptfigur eines anmutigen Andachtsbildes ist. Maria ist links als Halbfigur im Profil zu sehen, ihrem göttlichen Sohn liebevoll zugewendet. Dieser sitzt auf einem Steinsims, während Josef von der Seite dargestellt ist; ganz konzentriert stützt er die Ellenbogen auf seinen über den Sims gebreiteten Mantel und hat den Kopf in die Hände gelegt, wobei er die Szene beobachtet. Dem Usus folgend, ist das Kind nackt dargestellt, was dem Betrachter die Doppelnatur des Erlösers als irdische und göttliche Gestalt anzeigt. Das Fehlen von Kleidung unterstreicht seine menschliche Natur, während seine Nacktheit von seiner Unschuld zeugt. Die Szene entwickelt sich vor einem bewusst dunkel gehaltenen Hintergrund, der die warme Farbigkeit und den intimen, zärtlichen Austausch unter den Protagonisten hervorhebt. Die Episode evoziert jenen Moment, in dem Christus, der nun kein neugeborenes Kind mehr ist, versucht, unter der liebevollen Zuwendung seiner Mutter und der ebenso großen Hingabe seines Ziehvaters lesen zu lernen.

Wir danken Emilio Negro für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 30.04.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 20.04. - 30.04.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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