Pseudo-De Vos
![Pseudo-De Vos - Alte Meister I Pseudo-De Vos - Alte Meister I](/fileadmin/lot-images/38A1910T1/normal/pseudo-de-vos-6416736.jpg)
(tätig in Antwerpen um 1570)
Judith und Holofernes: Allegorie der „Weibermacht“,
Öl auf Holz, 96 x 125 cm, gerahmt
Provenienz:
Privatsammlung, Brüssel;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer
Das vorliegende Gemälde, eine Darstellung von Judith mit ihrer Dienerin vor den Alten von Bethulien, entstand um 1560/1570 in Antwerpen. Es wurde einst dem Antwerpener Manieristen Maerten de Vos (1531/1532–1603) zugeschrieben, einem vielseitigen und produktiven Maler, der von einer achtjährigen Italienreise mit einem Stil und einem Sinn für Farbigkeit zurückkehrte, die Veronese, Tintoretto und Michelangelo geschuldet waren. De Vos avancierte zu einem der führenden Historienmaler Antwerpens. Er profitierte von einer regen Auftragslage seitens Kirche und Adel, die auf das ikonoklastische Wüten des Bildersturms von 1556 folgte. Während manche Experten immer noch der Ansicht sind, dass das vorliegende Werk von der Hand des jungen Maerten de Vos stammen könnte, hat der mittlerweile verstorbene Carl van de Velde vom Rubenianum in Antwerpen eine Zuordnung zum Oeuvre des sogenannten „Pseudo-de-Vos“ (einer Gruppe von etwa 20 Gemälden) erwogen. Dieser Notname bezeichnet einen noch nicht näher identifizierten Künstler, dessen Malweise und Farbigkeit eine auffällige Ähnlichkeit mit dem Frühwerk de Vos’ aufweisen.
Ikonografisch ist die vorliegende Tafel einzigartig: Während sie die bekannte Geschichte aus dem deuterokanonischen Buch Judith behandelt, ist das zentrale Bildthema nicht die Enthauptung des Holofernes (Judith ist aber sehr wohl durch eine Öffnung links in einem kleinen Zelt zu sehen, wie sie den assyrischen Feldherrn enthauptet) oder Judith mit dem Haupt des geköpften Generals (was möglicherweise durch die locker gemalte Öffnung rechts zu sehen ist). Stattdessen wird der Vordergrund von zwei Ältesten aus Judiths Stadt eingenommen. Bedenkt man, dass die bekannteste Verbindung einer schönen Jüdin und zwei alter Männer des Alten Testaments jene von Susanna und den beiden Alten ist, erscheint die Szene, in der zwei Stadtväter flehend vor einer Frau knien und diese ihnen sagt, was zu tun ist, umso bemerkenswerter. Die vorliegende ikonografische Umsetzung von Judith und Holofernes ist offenbar die einzige ihrer Art. Ganz in der Manier der Renaissance des Nordens spielt sie mit dem Topos der sogenannten „Weibermacht“, der sich auch Bildthemen wie Aristoteles und Phyllis oder Samson und Delilah widmeten.
Experte: Damian Brenninkmeyer
Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
22.10.2019 - 17:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 75.300,-
- Schätzwert:
-
EUR 30.000,- bis EUR 50.000,-
Pseudo-De Vos
(tätig in Antwerpen um 1570)
Judith und Holofernes: Allegorie der „Weibermacht“,
Öl auf Holz, 96 x 125 cm, gerahmt
Provenienz:
Privatsammlung, Brüssel;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer
Das vorliegende Gemälde, eine Darstellung von Judith mit ihrer Dienerin vor den Alten von Bethulien, entstand um 1560/1570 in Antwerpen. Es wurde einst dem Antwerpener Manieristen Maerten de Vos (1531/1532–1603) zugeschrieben, einem vielseitigen und produktiven Maler, der von einer achtjährigen Italienreise mit einem Stil und einem Sinn für Farbigkeit zurückkehrte, die Veronese, Tintoretto und Michelangelo geschuldet waren. De Vos avancierte zu einem der führenden Historienmaler Antwerpens. Er profitierte von einer regen Auftragslage seitens Kirche und Adel, die auf das ikonoklastische Wüten des Bildersturms von 1556 folgte. Während manche Experten immer noch der Ansicht sind, dass das vorliegende Werk von der Hand des jungen Maerten de Vos stammen könnte, hat der mittlerweile verstorbene Carl van de Velde vom Rubenianum in Antwerpen eine Zuordnung zum Oeuvre des sogenannten „Pseudo-de-Vos“ (einer Gruppe von etwa 20 Gemälden) erwogen. Dieser Notname bezeichnet einen noch nicht näher identifizierten Künstler, dessen Malweise und Farbigkeit eine auffällige Ähnlichkeit mit dem Frühwerk de Vos’ aufweisen.
Ikonografisch ist die vorliegende Tafel einzigartig: Während sie die bekannte Geschichte aus dem deuterokanonischen Buch Judith behandelt, ist das zentrale Bildthema nicht die Enthauptung des Holofernes (Judith ist aber sehr wohl durch eine Öffnung links in einem kleinen Zelt zu sehen, wie sie den assyrischen Feldherrn enthauptet) oder Judith mit dem Haupt des geköpften Generals (was möglicherweise durch die locker gemalte Öffnung rechts zu sehen ist). Stattdessen wird der Vordergrund von zwei Ältesten aus Judiths Stadt eingenommen. Bedenkt man, dass die bekannteste Verbindung einer schönen Jüdin und zwei alter Männer des Alten Testaments jene von Susanna und den beiden Alten ist, erscheint die Szene, in der zwei Stadtväter flehend vor einer Frau knien und diese ihnen sagt, was zu tun ist, umso bemerkenswerter. Die vorliegende ikonografische Umsetzung von Judith und Holofernes ist offenbar die einzige ihrer Art. Ganz in der Manier der Renaissance des Nordens spielt sie mit dem Topos der sogenannten „Weibermacht“, der sich auch Bildthemen wie Aristoteles und Phyllis oder Samson und Delilah widmeten.
Experte: Damian Brenninkmeyer
Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister I |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 22.10.2019 - 17:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 12.10. - 22.10.2019 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer
Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.