Lot Nr. 52


Viviano Codazzi (2)


Viviano Codazzi (2) - Alte Meister I

(Bergamo um 1604–1670 Rom)
Architekturcapriccio mit der Pest von Ashdod; und
Architekturcapriccio mit dem Bethlehemitischen Kindermord,
das erste undeutlich monogrammiert, beschriftet und datiert: …C ROMA 166.,
Öl auf Leinwand, je 119 x 171 cm, gerahmt, Pendants

Provenienz:
Sammlung Donà dalle Rose, Venedig;
europäische Privatsammlung;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken David Marshall, der die Zuschreibung der vorliegenden Gemälde auf Grundlage hochaufgelöster Digitalfotografien bestätigt hat.

Viviano Codazzi gehörte zu den führenden Ansichtenmalern des 17. Jahrhunderts. Er wurde in Bergamo geboren und ließ sich, vermutlich nach einem ersten Aufenthalt in Rom, wo er 1634 dokumentiert ist, in Neapel nieder. Codazzi ging bei Cosimo Fanzago in die Lehre, und seine Zusammenarbeit mit Domenico Gargiulo wurde für ihn prägend. Codazzi steuerte im Zuge ihrer Gemeinschaftsarbeit die Architekturkulissen bzw. Ruinenlandschaften bei, während Letzterer die Figuren malte. In Neapel beschränkte sich Codazzi nicht auf die Landschafts- bzw. Tafelmalerei, sondern spielte auch eine wichtige Rolle als Maler von Architekturprospekten bzw. als Quadraturist im großen Maßstab: In den 1640er-Jahren arbeitete er an der Piscina Probatica bzw. Zisterne von Bethesda Giovanni Lanfrancos in der Kirche Santi Apostoli mit, wo er für die monumentale Architektur nach dem römischen Vorbild Tassis, die er jedoch unübersehbar auf eine gesteigerte, imposantere Wirkung ausrichtete, zuständig war. Darüber hinaus freskierte er Teile der Architekturkulisse der 1644 fertiggestellten Decke Stanziones in San Paolo Maggiore; weitere Gemälde Codazzis befinden sich in der Certosa di San Martino, wo er viele Jahre tätig war.

Orientierte sich Codazzi einerseits an der Perspektivmalerei der Renaissance, so geriet er andererseits unter den Einfluss der realistischen Landschaftsmalerei, die sich im Umfeld der Maler des Nordens, bekannt als Bamboccianti, entwickelte. Tatsächlich ersann und entwickelte Codazzi ein Genre, das auf der Wiedergabe geometrisch exakter Ansichten von Architektur oder Ruinen basierte und von dramatischen Lichteffekten belebt wurde, während er gleichzeitig ein besonderes Interesse an der detailreichen Wiedergabe des Lebensalltags der Menschen an den Tag legte. Codazzi stand als Pionier am Übergang von der perspektivischen Architekturmalerei zu einem von Caravaggio herrührenden Realismus.

Codazzi ging vermutlich 1648 nach Rom. Dort entstand nicht nur das vorliegende Gemäldepaar, sondern auch die berühmte Serie von Ruinenstücken der Sammlungen Spada und Pallavicini sowie der Titusbogen im Museo di Roma. Er arbeitete zu dieser Zeit mit mehreren Malern zusammen, darunter Michelangelo Cerquozzi, Jan Miel und Giovanni Benedetto Castiglione, gen. Il Grechetto. Viele Werke aus seinem fruchtbaren Schaffen befanden sich in den ältesten und angesehensten Sammlungen Roms; die Chigi besaßen beispielsweise viele seiner Bilder, und aus dem Inventarverzeichnis der Colonna des Jahres 1783 geht hervor, dass es in der Sammlung nicht weniger als 17 Gemälde Codazzis gab. Codazzis Stil seiner römischen Zeit unterschied sich maßgeblich von dem seiner früheren neapolitanischen Periode: Die Werke weisen eine unterschiedliche Farbigkeit auf, die eine neue Atmosphäre vermittelt, welche sich durch eine klassischere und monumentalere Qualität auszeichnet. Die vorliegenden Gemälde sind mit Viviano Codazzis Architekturcapriccio mit dem Bethlehemitischen Kindermord in der Alten Pinakothek in München (Inv.-Nr. 2728) zu vergleichen.

22.10.2019 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 75.300,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Viviano Codazzi (2)


(Bergamo um 1604–1670 Rom)
Architekturcapriccio mit der Pest von Ashdod; und
Architekturcapriccio mit dem Bethlehemitischen Kindermord,
das erste undeutlich monogrammiert, beschriftet und datiert: …C ROMA 166.,
Öl auf Leinwand, je 119 x 171 cm, gerahmt, Pendants

Provenienz:
Sammlung Donà dalle Rose, Venedig;
europäische Privatsammlung;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken David Marshall, der die Zuschreibung der vorliegenden Gemälde auf Grundlage hochaufgelöster Digitalfotografien bestätigt hat.

Viviano Codazzi gehörte zu den führenden Ansichtenmalern des 17. Jahrhunderts. Er wurde in Bergamo geboren und ließ sich, vermutlich nach einem ersten Aufenthalt in Rom, wo er 1634 dokumentiert ist, in Neapel nieder. Codazzi ging bei Cosimo Fanzago in die Lehre, und seine Zusammenarbeit mit Domenico Gargiulo wurde für ihn prägend. Codazzi steuerte im Zuge ihrer Gemeinschaftsarbeit die Architekturkulissen bzw. Ruinenlandschaften bei, während Letzterer die Figuren malte. In Neapel beschränkte sich Codazzi nicht auf die Landschafts- bzw. Tafelmalerei, sondern spielte auch eine wichtige Rolle als Maler von Architekturprospekten bzw. als Quadraturist im großen Maßstab: In den 1640er-Jahren arbeitete er an der Piscina Probatica bzw. Zisterne von Bethesda Giovanni Lanfrancos in der Kirche Santi Apostoli mit, wo er für die monumentale Architektur nach dem römischen Vorbild Tassis, die er jedoch unübersehbar auf eine gesteigerte, imposantere Wirkung ausrichtete, zuständig war. Darüber hinaus freskierte er Teile der Architekturkulisse der 1644 fertiggestellten Decke Stanziones in San Paolo Maggiore; weitere Gemälde Codazzis befinden sich in der Certosa di San Martino, wo er viele Jahre tätig war.

Orientierte sich Codazzi einerseits an der Perspektivmalerei der Renaissance, so geriet er andererseits unter den Einfluss der realistischen Landschaftsmalerei, die sich im Umfeld der Maler des Nordens, bekannt als Bamboccianti, entwickelte. Tatsächlich ersann und entwickelte Codazzi ein Genre, das auf der Wiedergabe geometrisch exakter Ansichten von Architektur oder Ruinen basierte und von dramatischen Lichteffekten belebt wurde, während er gleichzeitig ein besonderes Interesse an der detailreichen Wiedergabe des Lebensalltags der Menschen an den Tag legte. Codazzi stand als Pionier am Übergang von der perspektivischen Architekturmalerei zu einem von Caravaggio herrührenden Realismus.

Codazzi ging vermutlich 1648 nach Rom. Dort entstand nicht nur das vorliegende Gemäldepaar, sondern auch die berühmte Serie von Ruinenstücken der Sammlungen Spada und Pallavicini sowie der Titusbogen im Museo di Roma. Er arbeitete zu dieser Zeit mit mehreren Malern zusammen, darunter Michelangelo Cerquozzi, Jan Miel und Giovanni Benedetto Castiglione, gen. Il Grechetto. Viele Werke aus seinem fruchtbaren Schaffen befanden sich in den ältesten und angesehensten Sammlungen Roms; die Chigi besaßen beispielsweise viele seiner Bilder, und aus dem Inventarverzeichnis der Colonna des Jahres 1783 geht hervor, dass es in der Sammlung nicht weniger als 17 Gemälde Codazzis gab. Codazzis Stil seiner römischen Zeit unterschied sich maßgeblich von dem seiner früheren neapolitanischen Periode: Die Werke weisen eine unterschiedliche Farbigkeit auf, die eine neue Atmosphäre vermittelt, welche sich durch eine klassischere und monumentalere Qualität auszeichnet. Die vorliegenden Gemälde sind mit Viviano Codazzis Architekturcapriccio mit dem Bethlehemitischen Kindermord in der Alten Pinakothek in München (Inv.-Nr. 2728) zu vergleichen.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 22.10.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 12.10. - 22.10.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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