Stuttgart (Südwestdeutschland), ca. 143 x 212 cm, um 1900. Seidenstickerei aus "Gütermanns"-Nähseide mit Wollanteilen auf seidenem Stickgrund, sowohl künstlerisch als auch technisch in hochqualitativer Ausführung mit einer Borte aus Metallgespinst. Nach schriftlichen Angaben handelt es sich bei der Künstlerin um Frau Anna Kogel (geb. 1853 mit Mädchennamen Schwarz) aus Stuttgart, die diese Stickerei um 1900 fertigte und später in der Wiener Secession zur Schau stellen konnte. Weiters liegt eine originale abgesendete Ansichtskarte mit dem Bild einer Stickerei der Künstlerin vor, in der Frau Kogel ihrer Tochter in Wien poetische Neujahrsgrüße in alter Schrift übermittelte. Die Karte ist mit einer um 1933 abgestempelten Reichsmarke versehen.

Bildbeschreibung:
Das Bild ist naturell und inhaltlich nach einem Gedicht des bekannten Dichter und Politiker Johann Ludwig Uhland(geb. 26. April 1787, + 13. November 1862) gearbeitet und zeigt die Sankt-Remigius-Kapelle (Wurmlinger Kapelle), ein beliebtes Ausflugs- und Wallfahrtziel bei Wurmlingen, im baden-württembergischen Landkreis Tübingen. Der Ort war für den Dichter die Inspiration für sein Gedicht "Die Kapelle", welches in Form einer Gedenktafel an der barocken Bergkapelle angebracht ist. Perspektivisch ist im sommerlichen Vordergrund der musizierende Hirtenknabe mit jungem Hund und seiner Schafherde auszumachen. Neben den bepflanzten Feldern führt der um 1687 errichtete Kreuzweg zur Kapelle mit angrenzendem Friedhof steil bergauf. Auf diesem bewegt sich ein Trauerzug mit schwarz gekleideten Personen, um den, einst im Tal lebenden, Verstorbenen zur letzten Ruhestätte zu geleiten. Die Stickerei befindet sich in hervorragendem Farb- und Erhaltungszustand.

weiterführende Lit.:
Joachim Köhler und Dieter Manz, Die Wurmlinger Kapelle, Sage, Geschichte, Dichtung, Kunst; Johann Ludwig Uhland, Uhlands Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage, Vol. 1 bis 5.