Lot Nr. 63


Federico Zuccari, zugeschrieben


Federico Zuccari, zugeschrieben - Alte Meister

(Sant’Angelo in Vado 1540–1609 Ancona)
Die Begegnung des heiligen Franziskus und des heiligen Dominikus,
Öl auf Leinwand, 116,5 x 88,5 cm, ungerahmt

Provenienz:
Auktion, Christie’s, Mailand, 29. November 2006, Lot 2 (als Toskanische Schule, Ende des 17. Jahrhunderts);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Dokumentation:
vermutlich Inventarverzeichnis des Girolamo Bernieri da Correggio (1540–1611), 22. August 1611: „un quadro di san Domenico e san Francesco di Federico Zucchero con cornice“

Literatur:
M. Firpo, Per un’iconografia dell’Inquisizione. Un dipinto di Federico Zuccari per l’elezione di Sisto V, in: M Firpo, Storie di immagini. Immagini di storia. Studi di iconografia cinquecentesca, Rom 2010, S. 173–201, Taf. 39 (als Federico Zuccari) [bereits zuvor veröffentlicht in: A. Prosperi, P. Schiera, G. Zarri, Chiesa cattolica e mondo moderNr. Scritti in onore di Paolo Prodi, Bologna 2007, S. 123–158]

Das vorliegende Gemälde zeigt die Begegnung zwischen heiligem Franziskus und heiligem Dominikus, den beiden berühmten Begründern von Bettlerorden, in Rom. Die Ikonografie ist ungewöhnlich, war jedoch vor allem im 15. Jahrhundert in Umbrien und der Toskana bekannt.

Im vorliegenden Gemälde ist das Zusammentreffen der beiden Heiligen symbolträchtig vor der Basilika St. Peter angesiedelt, die in ihrem Erscheinungsbild des 16. Jahrhunderts dargestellt ist. Die Fassade befindet sich in dem Zustand vor ihrer Umgestaltung durch Carlo Maderno im Jahr 1612. Im Hintergrund erscheint der ägyptische Obelisk an seinem ursprünglichen Standort, bevor er auf Wunsch von Sixtus V. und dank einer meisterlichen Ingenieurleistung von Domenico Fontana 1586 ins Zentrum des Petersplatzes versetzt wurde.

Das Jahr 1586 bildet somit einen Terminus ante quem für die zeitliche Einordnung des Gemäldes, für das eine Zuschreibung an den aus den Marken stammenden Maler Federico Zuccari vorgeschlagen wurde. Die Darstellung zeigt die Kuppel noch unvollendet; vermutlich bezog der Künstler die Anregungen für sein Bild vom Entwurf Michelangelos, denn seine Darstellung deckt sich nicht mit dem endgültigen Aussehen der Kuppel nach ihrer Fertigstellung durch Giacomo della Porta zwischen 1587 und 1590.

Die Darstellung der beiden Heiligen vor dem imposanten Hintergrund der riesigen Kuppel als Symbol der Universalkirche und des römischen Papsttums legt nahe, das vorliegende Gemälde als politisches und religiöses Manifest zu interpretieren, das mit dem Aufstieg des Franziskaners Felice Peretti in Zusammenhang steht, der eine führende Rolle im Kampf gegen die Häresie spielte. Seine Laufbahn nahm ihren Fortgang, als er in Diensten des Sant’Ufficio in Rom stand und vom Dominikaner Pius V., dem päpstlichen Befürworter der Inquisition, zum Bischof und später zum Kardinal ernannt wurde. Das Bild des heiligen Franziskus und des heiligen Dominikus beschwört die traditionell die Unterdrückung der Ketzerei hochhaltenden Bettlerorden; die Pontifices Sixtus V. und Pius V. gehörten den jeweiligen Orden an und waren eifrige Verfechter der römischen Inquisition.

Der Auftraggeber des vorliegenden Gemäldes fügt sich in diesen Zusammenhang. Es ist überliefert, dass das Werk für den dominikanischen Theologen Girolamo Bernieri da Correggio (1540–1611), Kardinal von Ascoli, entstanden ist. Er war Inquisitor, Mäzen von Federico Zuccari sowie ein großer Unterstützer von Sixtus V.

Möglicherweise wollte Bernieri mit dem vorliegenden Gemälde der Ernennung des neuen Papstes ein Denkmal setzen. In dem am 22. August 1611 erstellten Inventarverzeichnis seiner Gemälde wird „un quadro di san Domenico e san Francesco di Federico Zucchero con cornice“ erwähnt (siehe S. Schütze, Devotion und Repräsentation im Heiligen Jahr 1600. Die Cappella di S. Giacinto in S. Sabina und ihr Auftraggeber Kardinal Girolamo Bernerio, in: M. Winner, D. Heikamp (Hg.), Der Maler Federico Zuccari, München 1999, S. 261–263, Nr. 26), welches mit gebotener Vorsicht als das vorliegende Gemälde identifiziert werden könnte. Da Federico Zuccari im September 1585 von Philipp II. nach Spanien berufen wurde, würde die Ausführung des vorliegenden Gemäldes zwischen 24. April 1585, dem Tag der Wahl von Sixtus V., und der Abreise des Malers aus Rom im September desselben Jahres anzusiedeln sein.

18.12.2019 - 14:00

Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Federico Zuccari, zugeschrieben


(Sant’Angelo in Vado 1540–1609 Ancona)
Die Begegnung des heiligen Franziskus und des heiligen Dominikus,
Öl auf Leinwand, 116,5 x 88,5 cm, ungerahmt

Provenienz:
Auktion, Christie’s, Mailand, 29. November 2006, Lot 2 (als Toskanische Schule, Ende des 17. Jahrhunderts);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Dokumentation:
vermutlich Inventarverzeichnis des Girolamo Bernieri da Correggio (1540–1611), 22. August 1611: „un quadro di san Domenico e san Francesco di Federico Zucchero con cornice“

Literatur:
M. Firpo, Per un’iconografia dell’Inquisizione. Un dipinto di Federico Zuccari per l’elezione di Sisto V, in: M Firpo, Storie di immagini. Immagini di storia. Studi di iconografia cinquecentesca, Rom 2010, S. 173–201, Taf. 39 (als Federico Zuccari) [bereits zuvor veröffentlicht in: A. Prosperi, P. Schiera, G. Zarri, Chiesa cattolica e mondo moderNr. Scritti in onore di Paolo Prodi, Bologna 2007, S. 123–158]

Das vorliegende Gemälde zeigt die Begegnung zwischen heiligem Franziskus und heiligem Dominikus, den beiden berühmten Begründern von Bettlerorden, in Rom. Die Ikonografie ist ungewöhnlich, war jedoch vor allem im 15. Jahrhundert in Umbrien und der Toskana bekannt.

Im vorliegenden Gemälde ist das Zusammentreffen der beiden Heiligen symbolträchtig vor der Basilika St. Peter angesiedelt, die in ihrem Erscheinungsbild des 16. Jahrhunderts dargestellt ist. Die Fassade befindet sich in dem Zustand vor ihrer Umgestaltung durch Carlo Maderno im Jahr 1612. Im Hintergrund erscheint der ägyptische Obelisk an seinem ursprünglichen Standort, bevor er auf Wunsch von Sixtus V. und dank einer meisterlichen Ingenieurleistung von Domenico Fontana 1586 ins Zentrum des Petersplatzes versetzt wurde.

Das Jahr 1586 bildet somit einen Terminus ante quem für die zeitliche Einordnung des Gemäldes, für das eine Zuschreibung an den aus den Marken stammenden Maler Federico Zuccari vorgeschlagen wurde. Die Darstellung zeigt die Kuppel noch unvollendet; vermutlich bezog der Künstler die Anregungen für sein Bild vom Entwurf Michelangelos, denn seine Darstellung deckt sich nicht mit dem endgültigen Aussehen der Kuppel nach ihrer Fertigstellung durch Giacomo della Porta zwischen 1587 und 1590.

Die Darstellung der beiden Heiligen vor dem imposanten Hintergrund der riesigen Kuppel als Symbol der Universalkirche und des römischen Papsttums legt nahe, das vorliegende Gemälde als politisches und religiöses Manifest zu interpretieren, das mit dem Aufstieg des Franziskaners Felice Peretti in Zusammenhang steht, der eine führende Rolle im Kampf gegen die Häresie spielte. Seine Laufbahn nahm ihren Fortgang, als er in Diensten des Sant’Ufficio in Rom stand und vom Dominikaner Pius V., dem päpstlichen Befürworter der Inquisition, zum Bischof und später zum Kardinal ernannt wurde. Das Bild des heiligen Franziskus und des heiligen Dominikus beschwört die traditionell die Unterdrückung der Ketzerei hochhaltenden Bettlerorden; die Pontifices Sixtus V. und Pius V. gehörten den jeweiligen Orden an und waren eifrige Verfechter der römischen Inquisition.

Der Auftraggeber des vorliegenden Gemäldes fügt sich in diesen Zusammenhang. Es ist überliefert, dass das Werk für den dominikanischen Theologen Girolamo Bernieri da Correggio (1540–1611), Kardinal von Ascoli, entstanden ist. Er war Inquisitor, Mäzen von Federico Zuccari sowie ein großer Unterstützer von Sixtus V.

Möglicherweise wollte Bernieri mit dem vorliegenden Gemälde der Ernennung des neuen Papstes ein Denkmal setzen. In dem am 22. August 1611 erstellten Inventarverzeichnis seiner Gemälde wird „un quadro di san Domenico e san Francesco di Federico Zucchero con cornice“ erwähnt (siehe S. Schütze, Devotion und Repräsentation im Heiligen Jahr 1600. Die Cappella di S. Giacinto in S. Sabina und ihr Auftraggeber Kardinal Girolamo Bernerio, in: M. Winner, D. Heikamp (Hg.), Der Maler Federico Zuccari, München 1999, S. 261–263, Nr. 26), welches mit gebotener Vorsicht als das vorliegende Gemälde identifiziert werden könnte. Da Federico Zuccari im September 1585 von Philipp II. nach Spanien berufen wurde, würde die Ausführung des vorliegenden Gemäldes zwischen 24. April 1585, dem Tag der Wahl von Sixtus V., und der Abreise des Malers aus Rom im September desselben Jahres anzusiedeln sein.


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+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 18.12.2019 - 14:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.12. - 18.12.2019

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