Lot Nr. 4


Hans Murer, zugeschrieben


Hans Murer, zugeschrieben - Alte Meister

(tätig in Konstanz, 2. Hälfte 15. Jahrhundert, um 1470)
Altarflügel mit dem Marientod,
Öl auf Holz, 118 x 69 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung Oberregierungsrat Sepp, München (lt. Fotokarton in der Fotothek des Zentralinstituts für Kunstgeschichte, München);
Privatsammlung, München;
Privatsammlung, Deutschland

Literatur:
A. Stange, Deutsche Malerei der Gotik, Bd. VIII, München/Berlin 1957, S. 42 (als „Gehilfe des Meisters der Ulrichslegende“);
A. Stange, Kritisches Verzeichnis der deutschen Tafelbilder vor Dürer, Bd. II, München 1970, S. 151, Nr. 688 (als „Augsburger Gehilfe des Meisters der Ulrichslegende“)

Wir danken Bernd Konrad, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Murer den Älteren vorgeschlagen hat. Ein schriftliches Gutachten (Januar 2020) liegt vor.

Bernd Konrad schreibt: „Die vorgestellte Tafel war einst Teil eines Flügelaltars (Triptychon). Da sie keinen der erwartbaren Goldhintergründe besitzt, wird sie eine Außenansicht für den geschlossenen Zustand gebildet haben. Der Ausrichtung des am unteren Bildrand befindlichen Stifters zufolge, welcher betend nach rechts hinausschaut und nicht auf das Geschehen, war es der linke Flügel dieses Retabels. Es ist zu vermuten, dass die rechte verlorene Außenansicht einen weiteren Teil des Marientodes dargestellt hatte, zumal die Christusdarstellung mit der kleinen Maria als Seele fehlt und der Stifter diesen anbetet. Dass ohnehin nicht alle zwölf Jünger auf der zu besprechenden Tafel vorhanden sind, könnte diese Vermutung zusätzlich bekräftigen. Andererseits wird noch zu zeigen sein, dass es in unserem Zusammenhang nicht zwingend sein muss, immer alle zwölf Jünger aufzubieten […]. Der Marientod war, wie aus der Literatur hervorgeht, seit spätestens 1950 bekannt. Den beiden Zuschreibungen von Buchner und von Stange stellte Ludwig Meyer, Archiv für Kunstgeschichte München, mit seinem Eintrag auf den Fotokarton des ZI München eine frageweise Zuweisung an den Konstanzer Maler Hans Murer dem Älteren entgegen […]. Der Marientod kann indes weiter sehr gut mit den Werken einer Konstanzer Malerfamilie, jener der Murer, verglichen werden. Das sind Peter Murer = Meister der Werdenberg’schen Verkündigung (um 1465) und Hans Murer der Ältere, sein Bruder = Meister des Mäßlin-Altars.

In der Art des Farbauftrags und der dunklen Konturierung steht der Marientod dem Werdenberg’schen Retabel sehr nahe. Auch die Art der Heiligenscheingestaltung findet sich dort. Nicht ganz so hart und eckig geformt sind die Faltenschlaufen bei den Gewändern. Peter Murer, der Maler des Werdenberg’schen Retabels, gestaltete sie – bildlich gesprochen – ‚mäanderförmig‘, ein Charakteristikum, welches zu weiteren Zuschreibungen an ihn führte. Die Faltenverläufe bei Hans Murer dem Älteren sind etwas weicher angelegt. Auch die Kopftypen der Jünger auf dem Marientod finden […] eher bei Hans ihre Entsprechung.“

Zur Provenienz des Marientods schreibt Konrad: „Der ehemalige Besitzer Oberregierungsrat Sepp war aller Wahrscheinlichkeit nach ein Nachfahre des Historikers Johann Nepomuk Sepp (1816–1909), welcher eine allgemein bekannte Sammlung mittelalterlicher und italienischer Malerei in München besessen hatte. Johann Nepomuk Sepp, der Begründer der Sammlung, hat laut Familienaufzeichnungen 1885 Werke aus der Sammlung des letzten Fürsten von Hohenzollern-Hechingen gekauft hat. Da der Marientod einwandfrei Konstanz, Hans Murer d. Ä. zuzuweisen ist, könnte von Interesse sein, dass von Hans Murer d. Ä. wiederum andere Werke von der Insel Reichenau um 1840 durch den fürstlichen Hofkavalier Baron Karl von Mayenfisch (Charles de Mayenfisch-Rappenstein, 1803–1877) aus dem Kloster dort erworben und nach Sigmaringen gebracht worden sind, wo er Sammlungsbetreuer der Fürstlich Hohenzollern’schen Sammlung war. Seine Erwerbungen gingen in die Fürstliche Sammlung über […]. Den Marientod kann ich aber in Sigmaringen nicht nachweisen. Doch ist mir seine Herkunft von der Insel Reichenau nicht unwahrscheinlich.“

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 15.300,-
Schätzwert:
EUR 12.000,- bis EUR 15.000,-

Hans Murer, zugeschrieben


(tätig in Konstanz, 2. Hälfte 15. Jahrhundert, um 1470)
Altarflügel mit dem Marientod,
Öl auf Holz, 118 x 69 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Sammlung Oberregierungsrat Sepp, München (lt. Fotokarton in der Fotothek des Zentralinstituts für Kunstgeschichte, München);
Privatsammlung, München;
Privatsammlung, Deutschland

Literatur:
A. Stange, Deutsche Malerei der Gotik, Bd. VIII, München/Berlin 1957, S. 42 (als „Gehilfe des Meisters der Ulrichslegende“);
A. Stange, Kritisches Verzeichnis der deutschen Tafelbilder vor Dürer, Bd. II, München 1970, S. 151, Nr. 688 (als „Augsburger Gehilfe des Meisters der Ulrichslegende“)

Wir danken Bernd Konrad, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Murer den Älteren vorgeschlagen hat. Ein schriftliches Gutachten (Januar 2020) liegt vor.

Bernd Konrad schreibt: „Die vorgestellte Tafel war einst Teil eines Flügelaltars (Triptychon). Da sie keinen der erwartbaren Goldhintergründe besitzt, wird sie eine Außenansicht für den geschlossenen Zustand gebildet haben. Der Ausrichtung des am unteren Bildrand befindlichen Stifters zufolge, welcher betend nach rechts hinausschaut und nicht auf das Geschehen, war es der linke Flügel dieses Retabels. Es ist zu vermuten, dass die rechte verlorene Außenansicht einen weiteren Teil des Marientodes dargestellt hatte, zumal die Christusdarstellung mit der kleinen Maria als Seele fehlt und der Stifter diesen anbetet. Dass ohnehin nicht alle zwölf Jünger auf der zu besprechenden Tafel vorhanden sind, könnte diese Vermutung zusätzlich bekräftigen. Andererseits wird noch zu zeigen sein, dass es in unserem Zusammenhang nicht zwingend sein muss, immer alle zwölf Jünger aufzubieten […]. Der Marientod war, wie aus der Literatur hervorgeht, seit spätestens 1950 bekannt. Den beiden Zuschreibungen von Buchner und von Stange stellte Ludwig Meyer, Archiv für Kunstgeschichte München, mit seinem Eintrag auf den Fotokarton des ZI München eine frageweise Zuweisung an den Konstanzer Maler Hans Murer dem Älteren entgegen […]. Der Marientod kann indes weiter sehr gut mit den Werken einer Konstanzer Malerfamilie, jener der Murer, verglichen werden. Das sind Peter Murer = Meister der Werdenberg’schen Verkündigung (um 1465) und Hans Murer der Ältere, sein Bruder = Meister des Mäßlin-Altars.

In der Art des Farbauftrags und der dunklen Konturierung steht der Marientod dem Werdenberg’schen Retabel sehr nahe. Auch die Art der Heiligenscheingestaltung findet sich dort. Nicht ganz so hart und eckig geformt sind die Faltenschlaufen bei den Gewändern. Peter Murer, der Maler des Werdenberg’schen Retabels, gestaltete sie – bildlich gesprochen – ‚mäanderförmig‘, ein Charakteristikum, welches zu weiteren Zuschreibungen an ihn führte. Die Faltenverläufe bei Hans Murer dem Älteren sind etwas weicher angelegt. Auch die Kopftypen der Jünger auf dem Marientod finden […] eher bei Hans ihre Entsprechung.“

Zur Provenienz des Marientods schreibt Konrad: „Der ehemalige Besitzer Oberregierungsrat Sepp war aller Wahrscheinlichkeit nach ein Nachfahre des Historikers Johann Nepomuk Sepp (1816–1909), welcher eine allgemein bekannte Sammlung mittelalterlicher und italienischer Malerei in München besessen hatte. Johann Nepomuk Sepp, der Begründer der Sammlung, hat laut Familienaufzeichnungen 1885 Werke aus der Sammlung des letzten Fürsten von Hohenzollern-Hechingen gekauft hat. Da der Marientod einwandfrei Konstanz, Hans Murer d. Ä. zuzuweisen ist, könnte von Interesse sein, dass von Hans Murer d. Ä. wiederum andere Werke von der Insel Reichenau um 1840 durch den fürstlichen Hofkavalier Baron Karl von Mayenfisch (Charles de Mayenfisch-Rappenstein, 1803–1877) aus dem Kloster dort erworben und nach Sigmaringen gebracht worden sind, wo er Sammlungsbetreuer der Fürstlich Hohenzollern’schen Sammlung war. Seine Erwerbungen gingen in die Fürstliche Sammlung über […]. Den Marientod kann ich aber in Sigmaringen nicht nachweisen. Doch ist mir seine Herkunft von der Insel Reichenau nicht unwahrscheinlich.“

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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