Lot Nr. 21


Jacopino del Conte

[Saleroom Notice]
Jacopino del Conte - Alte Meister

(Florenz um 1515–1598 Rom)
Dreiviertelporträt eines Edelmanns mit schwarzer Kappe vor einem grünem Vorhang, in der Rechten ein paar Handschuhe haltend, die Linke auf einem Buch ruhend, ,
Öl auf Holz, auf Leinwand übertragen, 111,5 x 86,5 cm, gerahmt

Saleroom Notice:

Zusätzliche Literatur:
A. Donati,  Ritratto e figura nel manierismo a Roma: Michelangelo Buonarroti, Jacopino del Conte, Daniele Ricciarelli, San Marino, Asset Banca, 2010, S. 158, Anm. 241, mit Abb. Tafel 209, (als Jacopino del Conte)
 

Provenienz:
Palazzo Capponi, Florenz;
Vicomte Jules de Peyronnet (1804–1872);
im Erbgang an dessen Enkelin Lady Mary Isabel Peyronnet Browne (1881–1947), Mount Browne, Guildford, Surrey;
deren Nachlassauktion, Christie’s, 12. März 1948, Lot 114 (als Bronzino, „Bildnis des Niccolò Machiavelli“, um 120 Guineas an Agnew’s, London);
Thos. Agnew and Sons, London (als Bronzino);
europäische Privatsammlung;
Auktion, Christie’s, London, 8. Dezember 2015, Lot 17 (als Jacopino del Conte);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
S. Lecchini Giovannoni, Alcune proposte per l’attività ritrattistica di Alessandro Allori, in: Antichità viva, VII, 1, 1968, S. 53f., Abb. 11 (als Alessandro Allori);
F. Zeri, Rivedendo Jacopino del Conte, in: Antologia di belle arti, VI, 1978, S. 120, Abb. 14 (als Jacopino del Conte);
F. Zeri, Rivedendo Jacopino del Conte, in: Giorno per giorno nella pittura. Scritti sull’arte italiana del Cinquecento, Turin 1994, S. 81, Abb. 137 (als Jacopino del Conte);
M. Corso, Jacopino del Conte nel contesto artistico romano tra gli anni trenta e gli anni cinquanta del Cinquecento, Dissertation, Università degli Studi Roma Tre, 2014, S. 177, S. 445, Abb. 150 (als Jacopino del Conte)

Der Florentiner Maler Jacopino del Conte war ein bedeutender Porträtist im Rom des 16. Jahrhunderts. In seiner Ausgabe der Viten von 1568 zählt ihn Giorgio Vasari zu den Schülern des Manieristen Andrea del Sarto (siehe G. Vasari, Le vite d’ più eccellenti pittori, scultori ed architettori, 1568, hrsg. von Paola Barocchi, Bd. VI, Florenz 1987, S. 222). Vasari vermerkt, dass der Künstler die höchsten Mitglieder des römischen Adels und sämtliche Päpste seiner Zeit porträtiert hätte – eine Aussage, der sich auch der Biograf Giovanni Baglione etwa ein Jahrhundert später anschließt (siehe G. Baglione, Le vite de’ pittori, scultori, architetti, dal pontificato di Gregorio XIII. del 1572. In fino a’ tempi di Papa Urbano Ottavo nel 1642 ecc…, Rom 1642, S. 75). Tatsächlich widmete sich Jacopino del Conte, nachdem er in den späten 1530er-Jahren nach Rom gezogen und einen Freskenzyklus im Oratorium von San Giovanni Decollato ausgeführt hatte, beinahe ausschließlich der Bildnismalerei. Zu seinen berühmtesten Modellen zählen Michelangelo Buonarroti, Ignatius Loyola und Papst Paul III.

Das vorliegende Gemälde zeigt einen als Dreiviertelfigur wiedergegebenen jungen Mann in einem schwarzen Samtwams mit weißem Spitzenkragen und einer schwarzen Kappe. Dem Betrachter entgegenblickend, hält er ein Paar Lederhandschuhe in der Rechten, während seine Linke auf einem Buch zu ruhen gekommen ist, das vertikal auf einem mit einem roten Tuch bedeckten Tisch platziert ist. Die Szene wird von einem grünen Vorhang hinterfangen. Links sind Architekturelemente und ein Fenster zu sehen, durch das Licht auf den Dargestellten fällt.

Das vorliegende Gemälde war Agnolo Bronzino (Florenz 1503–1572) zugeschrieben (siehe Provenienz), mit dessen Arbeiten del Conte in Florenz in Berührung gekommen sein mag. Das ähnliche Format und die auf einem Buch ruhende Hand des Dargestellten auf Bronzinos Bildnis eines jungen Mannes (Metropolitan Museum of Art, New York) mögen zu dieser Zuschreibung veranlasst haben. 1968 gab Simona Lecchini Giovannoni das vorliegende Werk Alessandro Allori (siehe Literatur). Federico Zeri wies es später dem Werkkorpus von Jacopino del Conte zu (siehe Literatur).

Das vorliegende Werk ist mit anderen Porträts Jacopino del Contes vergleichbar, darunter dem Bildnis von Kardinal Niccolò Gaddi (Kunsthistorisches Museum, Wien; siehe Abb. 1). Besonders der Hintergrund ist jenem des vorliegenden Bildes verwandt: Links erscheinen dieselben Architekturelemente, wobei Licht durch ein ähnliches Fenster auf den Dargestellten fällt und die kostbaren Materialien seiner Kleidung zu erkennen gibt. Wie auf dem vorliegenden Porträt bedeckt auf dem Wiener Bild ein Vorhang den übrigen Teil des Hintergrunds, und auch Kardinal Niccolò Gaddi hält ein Paar Handschuhe, wobei ein Finger stärker umgebogen ist als die anderen. Dieses Detail taucht auch auf einem weiteren Werk del Contes auf, nämlich auf dem Porträt des Bindo Altoviti (Musée des beaux-arts de Montréal). Das vorliegende Gemälde lässt sich zudem mit dem Porträt von Paul III. mit Ottavio Farnese (Sammlung Barsanti, Rom) vergleichen, wo Erscheinung und Haltung Ottavios stark an die Gestalt des jungen Mannes des vorliegenden Porträts erinnern.

Der Vergleich mit dem Bildnis von Kardinal Niccolò Gaddi, das um 1545 entstanden ist, legt nahe, dass das vorliegende Werk um die Mitte oder gegen Ende der 1540er-Jahre gemalt wurde (siehe Zeri 1978, S. 81).

Obwohl man im Dargestellten des vorliegenden Werks Niccolò Machiavelli gesehen hat (siehe Provenienz), gibt es keinen bildlichen oder dokumentarischen Hinweis, der dies bestätigen würde. Sowohl Vasari als auch Baglione hielten fest, dass del Conte hauptsächlich für die römische Aristokratie arbeiteten. Das elegante Wams lässt auf einen Edelmann schließen, sodass der Dargestellte vermutlich der gesellschaftlichen Elite angehörte. Der selbstbeherrschte Ausdruck, der schlichte Hintergrund und das Fehlen ausschmückender Details fügen sich in die für die Gegenreformation typische visuell karge Kultur.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Jacopino del Conte

[Saleroom Notice]

(Florenz um 1515–1598 Rom)
Dreiviertelporträt eines Edelmanns mit schwarzer Kappe vor einem grünem Vorhang, in der Rechten ein paar Handschuhe haltend, die Linke auf einem Buch ruhend, ,
Öl auf Holz, auf Leinwand übertragen, 111,5 x 86,5 cm, gerahmt

Saleroom Notice:

Zusätzliche Literatur:
A. Donati,  Ritratto e figura nel manierismo a Roma: Michelangelo Buonarroti, Jacopino del Conte, Daniele Ricciarelli, San Marino, Asset Banca, 2010, S. 158, Anm. 241, mit Abb. Tafel 209, (als Jacopino del Conte)
 

Provenienz:
Palazzo Capponi, Florenz;
Vicomte Jules de Peyronnet (1804–1872);
im Erbgang an dessen Enkelin Lady Mary Isabel Peyronnet Browne (1881–1947), Mount Browne, Guildford, Surrey;
deren Nachlassauktion, Christie’s, 12. März 1948, Lot 114 (als Bronzino, „Bildnis des Niccolò Machiavelli“, um 120 Guineas an Agnew’s, London);
Thos. Agnew and Sons, London (als Bronzino);
europäische Privatsammlung;
Auktion, Christie’s, London, 8. Dezember 2015, Lot 17 (als Jacopino del Conte);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Literatur:
S. Lecchini Giovannoni, Alcune proposte per l’attività ritrattistica di Alessandro Allori, in: Antichità viva, VII, 1, 1968, S. 53f., Abb. 11 (als Alessandro Allori);
F. Zeri, Rivedendo Jacopino del Conte, in: Antologia di belle arti, VI, 1978, S. 120, Abb. 14 (als Jacopino del Conte);
F. Zeri, Rivedendo Jacopino del Conte, in: Giorno per giorno nella pittura. Scritti sull’arte italiana del Cinquecento, Turin 1994, S. 81, Abb. 137 (als Jacopino del Conte);
M. Corso, Jacopino del Conte nel contesto artistico romano tra gli anni trenta e gli anni cinquanta del Cinquecento, Dissertation, Università degli Studi Roma Tre, 2014, S. 177, S. 445, Abb. 150 (als Jacopino del Conte)

Der Florentiner Maler Jacopino del Conte war ein bedeutender Porträtist im Rom des 16. Jahrhunderts. In seiner Ausgabe der Viten von 1568 zählt ihn Giorgio Vasari zu den Schülern des Manieristen Andrea del Sarto (siehe G. Vasari, Le vite d’ più eccellenti pittori, scultori ed architettori, 1568, hrsg. von Paola Barocchi, Bd. VI, Florenz 1987, S. 222). Vasari vermerkt, dass der Künstler die höchsten Mitglieder des römischen Adels und sämtliche Päpste seiner Zeit porträtiert hätte – eine Aussage, der sich auch der Biograf Giovanni Baglione etwa ein Jahrhundert später anschließt (siehe G. Baglione, Le vite de’ pittori, scultori, architetti, dal pontificato di Gregorio XIII. del 1572. In fino a’ tempi di Papa Urbano Ottavo nel 1642 ecc…, Rom 1642, S. 75). Tatsächlich widmete sich Jacopino del Conte, nachdem er in den späten 1530er-Jahren nach Rom gezogen und einen Freskenzyklus im Oratorium von San Giovanni Decollato ausgeführt hatte, beinahe ausschließlich der Bildnismalerei. Zu seinen berühmtesten Modellen zählen Michelangelo Buonarroti, Ignatius Loyola und Papst Paul III.

Das vorliegende Gemälde zeigt einen als Dreiviertelfigur wiedergegebenen jungen Mann in einem schwarzen Samtwams mit weißem Spitzenkragen und einer schwarzen Kappe. Dem Betrachter entgegenblickend, hält er ein Paar Lederhandschuhe in der Rechten, während seine Linke auf einem Buch zu ruhen gekommen ist, das vertikal auf einem mit einem roten Tuch bedeckten Tisch platziert ist. Die Szene wird von einem grünen Vorhang hinterfangen. Links sind Architekturelemente und ein Fenster zu sehen, durch das Licht auf den Dargestellten fällt.

Das vorliegende Gemälde war Agnolo Bronzino (Florenz 1503–1572) zugeschrieben (siehe Provenienz), mit dessen Arbeiten del Conte in Florenz in Berührung gekommen sein mag. Das ähnliche Format und die auf einem Buch ruhende Hand des Dargestellten auf Bronzinos Bildnis eines jungen Mannes (Metropolitan Museum of Art, New York) mögen zu dieser Zuschreibung veranlasst haben. 1968 gab Simona Lecchini Giovannoni das vorliegende Werk Alessandro Allori (siehe Literatur). Federico Zeri wies es später dem Werkkorpus von Jacopino del Conte zu (siehe Literatur).

Das vorliegende Werk ist mit anderen Porträts Jacopino del Contes vergleichbar, darunter dem Bildnis von Kardinal Niccolò Gaddi (Kunsthistorisches Museum, Wien; siehe Abb. 1). Besonders der Hintergrund ist jenem des vorliegenden Bildes verwandt: Links erscheinen dieselben Architekturelemente, wobei Licht durch ein ähnliches Fenster auf den Dargestellten fällt und die kostbaren Materialien seiner Kleidung zu erkennen gibt. Wie auf dem vorliegenden Porträt bedeckt auf dem Wiener Bild ein Vorhang den übrigen Teil des Hintergrunds, und auch Kardinal Niccolò Gaddi hält ein Paar Handschuhe, wobei ein Finger stärker umgebogen ist als die anderen. Dieses Detail taucht auch auf einem weiteren Werk del Contes auf, nämlich auf dem Porträt des Bindo Altoviti (Musée des beaux-arts de Montréal). Das vorliegende Gemälde lässt sich zudem mit dem Porträt von Paul III. mit Ottavio Farnese (Sammlung Barsanti, Rom) vergleichen, wo Erscheinung und Haltung Ottavios stark an die Gestalt des jungen Mannes des vorliegenden Porträts erinnern.

Der Vergleich mit dem Bildnis von Kardinal Niccolò Gaddi, das um 1545 entstanden ist, legt nahe, dass das vorliegende Werk um die Mitte oder gegen Ende der 1540er-Jahre gemalt wurde (siehe Zeri 1978, S. 81).

Obwohl man im Dargestellten des vorliegenden Werks Niccolò Machiavelli gesehen hat (siehe Provenienz), gibt es keinen bildlichen oder dokumentarischen Hinweis, der dies bestätigen würde. Sowohl Vasari als auch Baglione hielten fest, dass del Conte hauptsächlich für die römische Aristokratie arbeiteten. Das elegante Wams lässt auf einen Edelmann schließen, sodass der Dargestellte vermutlich der gesellschaftlichen Elite angehörte. Der selbstbeherrschte Ausdruck, der schlichte Hintergrund und das Fehlen ausschmückender Details fügen sich in die für die Gegenreformation typische visuell karge Kultur.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020

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