Lot Nr. 23 -


Ambrosius Bosschaert I.


Ambrosius Bosschaert I. - Alte Meister

(Antwerpen 1573–1621 Den Haag)
Blumen in einem Berkemeyer mit Muscheln in einer steinernen Nische,
Öl auf Holz, 63,5 x 43,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel Wolf, Amsterdam, vor 1927;
Kunsthandel Curt Benedict, Berlin, 1927;
Kunsthandel Julius Böhler, München, 1928–1931;
Neue Galerie Schönemann, München, 1931;
Kunsthandel Eugene Slatter, London, 1951;
Privatsammlung, Ägypten, von 1951 bis 1984;
Auktion, Hôtel Drouot, Paris, 12. Dezember 1984, Lot 13;
Privatsammlung, Schweiz

Ausgestellt:
Brüssel, Palais des Beaux-Arts, La Nature Morte Hollandaise, Les principaux représentants, ses origines, son influence, 1929, S. X, Nr. 15

Literatur:
E. Zarnowska, La Nature Morte Hollandaise, Les principaux représentants, ses origines, son influence, Maastricht 1929, S. 7, Nr. 17, mit Abb.;
L. J. Bol, The Bosschaert Dynasty: Painters of Flowers and Fruit, Leigh-on-Sea 1960, S. 64, Nr. 32, Taf. 20

Wir danken Fred Meijer, der die Zuschreibung an Ambrosius Bosschaert den Älteren bestätigt hat. Er vergleicht das vorliegende Werk mit dem Blumenstrauß im Statens Museum for Kunst in Kopenhagen (Inv.-Nr. KMSsp211) und schlägt eine Entstehungszeit im selben Jahr, nämlich 1618, vor.

Die auf beiden Gemälden auftauchenden Muscheln beruhen offenbar auf derselben Vorzeichnung. Auch die das Glas mit den Blumen rahmende Nische sowie die Darstellung der Rosenblätter sind beiden Bildern gemeinsam. Beides spricht für Bosschaerts Meisterschaft, die sowohl einer genauen Naturbeobachtung als auch der Kenntnis bedeutender botanischer Publikationen geschuldet ist, welche damals in der Republik Holland sehr populär waren. Bosschaerts Heimatstadt Middleburg, zwischen den Handelsrouten nach Ostindien und Amerika gelegen, wurde auch durch das aufkommende wissenschaftliche Zeitalter zu einem wichtigen Zentrum des Studiums neuer exotischer Importe. Middleburgs botanischer Garten war einer der größten Hollands, wie Bosschaerts naturalistische wie grafische Darstellungen der Flora auf dem vorliegenden Gemälde belegen. Das vorliegende Werk setzt sich sowohl aus Blumen zusammen, die Bosschaert nach der Natur wiedergab, auch wenn sie nicht alle zur selben Zeit blühten, als auch aus solchen, die er aus Handbüchern mit wissenschaftlichen Abbildungen von Pflanzen in Stichform abzeichnete. Am bedeutendsten war hier die Publikation von 1571 des Middleburger Botanikers (und späteren Arztes von Jakob I. von England) Mattias de l’Obel, Stirpium adversaria nova.

Die aus gärtnerischer Sicht unmögliche und sorgsam künstlich zusammengestellte Komposition des vorliegenden Werks diente nicht nur dem Einfangen natürlicher Schönheit, wie sie sich in Form von exotischen Muscheln und Insekten auch in einer Kunstkammer befunden haben könnte, sondern auch als Substitut bestimmter Blumenzwiebeln, deren Erwerb mit immer größeren Kosten verbunden war. Diese Gemälde scheinen zwar nicht die offenkundige religiöse Symbolik anderer zeitgenössischer Werke zu beinhalten – Bosschaert selbst kam aus einer protestantischen Familie, die aus den Vereinigten Provinzen nach Antwerpen geflohen war –, doch war die Natur selbst voller theologischer Konnotationen: „Wir freuen uns, wenn wir eine gemalte Blume sehen, die mit einer lebendigen wetteifert. Bei der einen bewundern wir die Kunstfertigkeit der Natur, bei der anderen das Genie des Malers, bei beiden die Güte Gottes“, schrieb Erasmus von Rotterdam in seinem Werk Convivium Religiosum von 1552.

Bosschaert hatte drei Söhne, die allesamt Blumenmaler wurden; auch sein Schwager Balthasar van der Ast lebte bei ihm und führte in Utrecht und später in Breda seine Werkstatt. Zusammen waren sie unbestritten die führende Dynastie von Blumenstilllebenmalern des Goldenen Zeitalters.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 243.811,-
Schätzwert:
EUR 180.000,- bis EUR 250.000,-

Ambrosius Bosschaert I.


(Antwerpen 1573–1621 Den Haag)
Blumen in einem Berkemeyer mit Muscheln in einer steinernen Nische,
Öl auf Holz, 63,5 x 43,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel Wolf, Amsterdam, vor 1927;
Kunsthandel Curt Benedict, Berlin, 1927;
Kunsthandel Julius Böhler, München, 1928–1931;
Neue Galerie Schönemann, München, 1931;
Kunsthandel Eugene Slatter, London, 1951;
Privatsammlung, Ägypten, von 1951 bis 1984;
Auktion, Hôtel Drouot, Paris, 12. Dezember 1984, Lot 13;
Privatsammlung, Schweiz

Ausgestellt:
Brüssel, Palais des Beaux-Arts, La Nature Morte Hollandaise, Les principaux représentants, ses origines, son influence, 1929, S. X, Nr. 15

Literatur:
E. Zarnowska, La Nature Morte Hollandaise, Les principaux représentants, ses origines, son influence, Maastricht 1929, S. 7, Nr. 17, mit Abb.;
L. J. Bol, The Bosschaert Dynasty: Painters of Flowers and Fruit, Leigh-on-Sea 1960, S. 64, Nr. 32, Taf. 20

Wir danken Fred Meijer, der die Zuschreibung an Ambrosius Bosschaert den Älteren bestätigt hat. Er vergleicht das vorliegende Werk mit dem Blumenstrauß im Statens Museum for Kunst in Kopenhagen (Inv.-Nr. KMSsp211) und schlägt eine Entstehungszeit im selben Jahr, nämlich 1618, vor.

Die auf beiden Gemälden auftauchenden Muscheln beruhen offenbar auf derselben Vorzeichnung. Auch die das Glas mit den Blumen rahmende Nische sowie die Darstellung der Rosenblätter sind beiden Bildern gemeinsam. Beides spricht für Bosschaerts Meisterschaft, die sowohl einer genauen Naturbeobachtung als auch der Kenntnis bedeutender botanischer Publikationen geschuldet ist, welche damals in der Republik Holland sehr populär waren. Bosschaerts Heimatstadt Middleburg, zwischen den Handelsrouten nach Ostindien und Amerika gelegen, wurde auch durch das aufkommende wissenschaftliche Zeitalter zu einem wichtigen Zentrum des Studiums neuer exotischer Importe. Middleburgs botanischer Garten war einer der größten Hollands, wie Bosschaerts naturalistische wie grafische Darstellungen der Flora auf dem vorliegenden Gemälde belegen. Das vorliegende Werk setzt sich sowohl aus Blumen zusammen, die Bosschaert nach der Natur wiedergab, auch wenn sie nicht alle zur selben Zeit blühten, als auch aus solchen, die er aus Handbüchern mit wissenschaftlichen Abbildungen von Pflanzen in Stichform abzeichnete. Am bedeutendsten war hier die Publikation von 1571 des Middleburger Botanikers (und späteren Arztes von Jakob I. von England) Mattias de l’Obel, Stirpium adversaria nova.

Die aus gärtnerischer Sicht unmögliche und sorgsam künstlich zusammengestellte Komposition des vorliegenden Werks diente nicht nur dem Einfangen natürlicher Schönheit, wie sie sich in Form von exotischen Muscheln und Insekten auch in einer Kunstkammer befunden haben könnte, sondern auch als Substitut bestimmter Blumenzwiebeln, deren Erwerb mit immer größeren Kosten verbunden war. Diese Gemälde scheinen zwar nicht die offenkundige religiöse Symbolik anderer zeitgenössischer Werke zu beinhalten – Bosschaert selbst kam aus einer protestantischen Familie, die aus den Vereinigten Provinzen nach Antwerpen geflohen war –, doch war die Natur selbst voller theologischer Konnotationen: „Wir freuen uns, wenn wir eine gemalte Blume sehen, die mit einer lebendigen wetteifert. Bei der einen bewundern wir die Kunstfertigkeit der Natur, bei der anderen das Genie des Malers, bei beiden die Güte Gottes“, schrieb Erasmus von Rotterdam in seinem Werk Convivium Religiosum von 1552.

Bosschaert hatte drei Söhne, die allesamt Blumenmaler wurden; auch sein Schwager Balthasar van der Ast lebte bei ihm und führte in Utrecht und später in Breda seine Werkstatt. Zusammen waren sie unbestritten die führende Dynastie von Blumenstilllebenmalern des Goldenen Zeitalters.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020


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