Lot Nr. 62


Jan Brueghel II.


Jan Brueghel II. - Alte Meister

(Antwerpen 1601–1678)
Allegorie der Tulipomanie,
Öl auf Holz, 25,5 x 36 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Bailly, Genf/Paris, 2012;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Klaus Ertz, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Jan Brueghel II. bestätigt hat. Ein schriftliches Gutachten in Kopie (Januar 2012) liegt vor.

Klaus Ertz schreibt: „Der Erhaltungszustand dieses Gemäldes ist als sehr gut zu bezeichnen. Die Farben sind in ihrer Strahlkraft typisch für die Zeit der Entstehung in den 40er-Jahren des 17. Jahrhunderts. Die in mehreren Schichten übereinander liegenden Lasuren sind in sehr gutem Zustand vorzufinden.“

Ertz weiter: „Der Affe spielt in der Kunst des Abendlandes eine gewichtige Rolle. In der mittelalterlichen Kathedralplastik wird er als Symbol des Bösen aufgefasst, in der Renaissance begegnet er uns als Verkörperung des Menschen. Von diesen Grundideen ausgehend, die zur Verwendung des Affenmotivs in der Malerei führte, entwickelten sich im 16. und 17. Jahrhundert in Flandern Deutungsmöglichkeiten für dieses Symboltier, das dem Hang nach hintersinniger und ironischer Deutung besonders nahe kam. Die Maler konnten in der Gestalt des Affen moralische Wertungen und nicht ganz so positive menschliche Verhaltensweisen ausdrücken. So z. B. die links am Tisch sitzenden schmausenden Affen, der Affe, der die Zwiebeln wiegt, die Geld zählenden Affen rechts oder der Affenmann, der von seiner Frau mit Schlüsseln geprügelt wird – möglicherweise hat er für diese Tulpen das letzte Haushaltsgeld bezahlt? Das ist vor dem Hintergrund zu verstehen, dass damals eine Tulpenzwiebel teurer war als ein gemaltes Bild. Jan Brueghel d. Ä. bemerkt in seinen Briefen, dass die Blumen zu teuer wären, um sie gepflückt zu malen, er würde sogar nach Brüssel fahren, um die Blumen im Park der Erzherzöge vor Ort zu malen. Wie der Titel ‚Tulipomania‘ schon besagt, schildert der Maler eine ‚Manie‘ der Zeit, die in den Niederlanden zu Beginn des 17. Jahrhunderts […] zu einem Zusammenbruch des Marktes und des Handels […] führte. Tulpenzwiebeln (aber auch andere Blumenzwiebeln wie z. B. Hyazinthen) wurden an den Börsen wie Aktien zu unglaublichen Preisen gehandelt. Am Höhepunkt dieser Marktblase im Februar 1637 wurde für eine Tulpenzwiebel ein Preis von ca. 4000 Gulden bezahlt – das Jahreseinkommen eines guten Handwerkers betrug zum Vergleich etwa 350 Gulden! Als der Markt dann schlagartig zusammenbrach, fanden sich viele Investoren, die dieser Manie erlegen waren, ruiniert wieder.

In diesem Sinne ist die Allegorie Jan Brueghels d. J. eine höchst aktuelle Versinnbildlichung der durch Gier ausgelösten Dummheit der Menschen, ausgedrückt in schöner Gleichsetzung des Affen als Vertreter des Menschen. Dass Jan Brueghel d. J. sich öfters mit allegorischen Themen beschäftigt hat, liegt sicher nicht nur an dem eigenen Interesse des Malers, sondern wohl auch an einer bestehenden Nachfrage, die mit solchen Bildern befriedigt wurde. Im Gegensatz zu den Menschen des 20. Jahrhunderts waren diese Anspielungen auf symbolische, allegorische und historische Bedeutungen dem Betrachter des 17. Jahrhunderts sehr wohl geläufig.“

Zur Untermauerung der Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Jan Brueghel II verweist Klaus Ertz auf folgende gesicherte Werke des Malers:

1. Allegorie der Tulipomanie, Frans Hals-Museum, Haarlem (um 1640);
2. Allegorie der Tulipomanie, Privatbesitz, 1640er-Jahre;
3. Allegorie der Tulipomanie, Privatbesitz, 1640er-Jahre;
4. Allegorie der verkehrten Welt, Auktion, Parke Bernet, New York, 19. April 1965, Lot 40, Ende der 1640er-Jahre.

Alle diese Bilder entstanden zwischen 1640 und 1650, sodass Ertz auch das vorliegende Gemälde in dieses Jahrzehnt datiert.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 344.900,-
Schätzwert:
EUR 250.000,- bis EUR 350.000,-

Jan Brueghel II.


(Antwerpen 1601–1678)
Allegorie der Tulipomanie,
Öl auf Holz, 25,5 x 36 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Bailly, Genf/Paris, 2012;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Klaus Ertz, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Jan Brueghel II. bestätigt hat. Ein schriftliches Gutachten in Kopie (Januar 2012) liegt vor.

Klaus Ertz schreibt: „Der Erhaltungszustand dieses Gemäldes ist als sehr gut zu bezeichnen. Die Farben sind in ihrer Strahlkraft typisch für die Zeit der Entstehung in den 40er-Jahren des 17. Jahrhunderts. Die in mehreren Schichten übereinander liegenden Lasuren sind in sehr gutem Zustand vorzufinden.“

Ertz weiter: „Der Affe spielt in der Kunst des Abendlandes eine gewichtige Rolle. In der mittelalterlichen Kathedralplastik wird er als Symbol des Bösen aufgefasst, in der Renaissance begegnet er uns als Verkörperung des Menschen. Von diesen Grundideen ausgehend, die zur Verwendung des Affenmotivs in der Malerei führte, entwickelten sich im 16. und 17. Jahrhundert in Flandern Deutungsmöglichkeiten für dieses Symboltier, das dem Hang nach hintersinniger und ironischer Deutung besonders nahe kam. Die Maler konnten in der Gestalt des Affen moralische Wertungen und nicht ganz so positive menschliche Verhaltensweisen ausdrücken. So z. B. die links am Tisch sitzenden schmausenden Affen, der Affe, der die Zwiebeln wiegt, die Geld zählenden Affen rechts oder der Affenmann, der von seiner Frau mit Schlüsseln geprügelt wird – möglicherweise hat er für diese Tulpen das letzte Haushaltsgeld bezahlt? Das ist vor dem Hintergrund zu verstehen, dass damals eine Tulpenzwiebel teurer war als ein gemaltes Bild. Jan Brueghel d. Ä. bemerkt in seinen Briefen, dass die Blumen zu teuer wären, um sie gepflückt zu malen, er würde sogar nach Brüssel fahren, um die Blumen im Park der Erzherzöge vor Ort zu malen. Wie der Titel ‚Tulipomania‘ schon besagt, schildert der Maler eine ‚Manie‘ der Zeit, die in den Niederlanden zu Beginn des 17. Jahrhunderts […] zu einem Zusammenbruch des Marktes und des Handels […] führte. Tulpenzwiebeln (aber auch andere Blumenzwiebeln wie z. B. Hyazinthen) wurden an den Börsen wie Aktien zu unglaublichen Preisen gehandelt. Am Höhepunkt dieser Marktblase im Februar 1637 wurde für eine Tulpenzwiebel ein Preis von ca. 4000 Gulden bezahlt – das Jahreseinkommen eines guten Handwerkers betrug zum Vergleich etwa 350 Gulden! Als der Markt dann schlagartig zusammenbrach, fanden sich viele Investoren, die dieser Manie erlegen waren, ruiniert wieder.

In diesem Sinne ist die Allegorie Jan Brueghels d. J. eine höchst aktuelle Versinnbildlichung der durch Gier ausgelösten Dummheit der Menschen, ausgedrückt in schöner Gleichsetzung des Affen als Vertreter des Menschen. Dass Jan Brueghel d. J. sich öfters mit allegorischen Themen beschäftigt hat, liegt sicher nicht nur an dem eigenen Interesse des Malers, sondern wohl auch an einer bestehenden Nachfrage, die mit solchen Bildern befriedigt wurde. Im Gegensatz zu den Menschen des 20. Jahrhunderts waren diese Anspielungen auf symbolische, allegorische und historische Bedeutungen dem Betrachter des 17. Jahrhunderts sehr wohl geläufig.“

Zur Untermauerung der Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Jan Brueghel II verweist Klaus Ertz auf folgende gesicherte Werke des Malers:

1. Allegorie der Tulipomanie, Frans Hals-Museum, Haarlem (um 1640);
2. Allegorie der Tulipomanie, Privatbesitz, 1640er-Jahre;
3. Allegorie der Tulipomanie, Privatbesitz, 1640er-Jahre;
4. Allegorie der verkehrten Welt, Auktion, Parke Bernet, New York, 19. April 1965, Lot 40, Ende der 1640er-Jahre.

Alle diese Bilder entstanden zwischen 1640 und 1650, sodass Ertz auch das vorliegende Gemälde in dieses Jahrzehnt datiert.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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