Lot Nr. 74


Sebastiaen Vrancx


Sebastiaen Vrancx - Alte Meister

(Antwerpen 1573–1647)
Soldatenzug mit Kavallerie vor einem Wald,
Öl auf Holz, 42 x 87 cm, gerahmt

Das vorliegende Bild mit einem Kavallerieregiment in Begleitung von Fußsoldaten, Gepäckzug und Lagergefolgsleuten entlang einer Straße ist ein schönes Beispiel für diesen Typus der abwechslungsreichen narrativen Darstellung der Bräuche und Bürger Flanderns, für die Sebastian Vrancx Bekanntheit erlangte. Der Künstler selbst war von 1626 bis 1631 Kommandant der Antwerpener Bürgerwehr (und wurde als solcher von Anthonis van Dyck mit deutlich sichtbarem Schwert porträtiert). Das vorliegende Werk erinnert mit seiner fesselnden Detailfreude, mit der die Uniformen und Posen der disziplinierten Soldaten – von den Reitern in ihren Satteln bis hin zu den Pikenieren und Arkebusieren mit ihren sorgsam geschulterten Waffen – wiedergegeben sind, an die ebenfalls von Vrancx akribisch dargestellten Gewänder von Bürgern oder Dorfbewohnern bei Messen und Jahrmärkten. Vrancx’ eigene Erfahrungen als militärischer Befehlshaber erhöhen jedoch hier die Glaubwürdigkeit und den bemerkenswerten, zuweilen grausigen Realismus.

Trotz der naturalistisch beobachteten Landschaft mit dem für die Niederlande so typischen Glockenturm gibt es im vorliegenden Bild einen Hinweis auf Vrancx’ Italienreise in den 1590er-Jahren. Die perspektivische Betonung der jeweils unterschiedlich gefärbten Pferde erinnert stark an frühere Darstellungen von Reitergefechten in den Werken Paolo Uccellos und seiner Nachfolger und bleibt als kleiner Hinweis auf Vrancx’ Ausflug südlich der Alpen und seine Position als Vorsitzender der Confrérie van romanisten, bei der auch van Dyck und Rubens Mitglied waren und wofür ein Rombesuch Voraussetzung war. Der Sinn für Theatralik, der in den belebten Figuren und dem Humor des vorliegenden Bildes zum Ausdruck kommt, ist typisch für ein Mitglied der sogenannten „Redekammer“, der Violieren, der Vrancx und auch seine Kollegen Frans Francken II. und Jan Brueghel II. angehörten. Ein Brief Brueghels aus dem Jahr 1634 an seinen Geschäftspartner in Sevilla versicherte diesem: „Vrancx hat viel zu tun, weigert sich aber, Werkstattgehilfen zu beschäftigen, was bedeutet, dass die Arbeit viel Zeit in Anspruch nimmt. Er erlaubt nicht, dass Kopien in Umlauf gelangen“ (siehe H. Gerson und E. H. ter Kuile, Art and Architecture in Belgium, 1600–1800, Harmondsworth 1960, S. 63, Anm. 33).

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 47.800,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Sebastiaen Vrancx


(Antwerpen 1573–1647)
Soldatenzug mit Kavallerie vor einem Wald,
Öl auf Holz, 42 x 87 cm, gerahmt

Das vorliegende Bild mit einem Kavallerieregiment in Begleitung von Fußsoldaten, Gepäckzug und Lagergefolgsleuten entlang einer Straße ist ein schönes Beispiel für diesen Typus der abwechslungsreichen narrativen Darstellung der Bräuche und Bürger Flanderns, für die Sebastian Vrancx Bekanntheit erlangte. Der Künstler selbst war von 1626 bis 1631 Kommandant der Antwerpener Bürgerwehr (und wurde als solcher von Anthonis van Dyck mit deutlich sichtbarem Schwert porträtiert). Das vorliegende Werk erinnert mit seiner fesselnden Detailfreude, mit der die Uniformen und Posen der disziplinierten Soldaten – von den Reitern in ihren Satteln bis hin zu den Pikenieren und Arkebusieren mit ihren sorgsam geschulterten Waffen – wiedergegeben sind, an die ebenfalls von Vrancx akribisch dargestellten Gewänder von Bürgern oder Dorfbewohnern bei Messen und Jahrmärkten. Vrancx’ eigene Erfahrungen als militärischer Befehlshaber erhöhen jedoch hier die Glaubwürdigkeit und den bemerkenswerten, zuweilen grausigen Realismus.

Trotz der naturalistisch beobachteten Landschaft mit dem für die Niederlande so typischen Glockenturm gibt es im vorliegenden Bild einen Hinweis auf Vrancx’ Italienreise in den 1590er-Jahren. Die perspektivische Betonung der jeweils unterschiedlich gefärbten Pferde erinnert stark an frühere Darstellungen von Reitergefechten in den Werken Paolo Uccellos und seiner Nachfolger und bleibt als kleiner Hinweis auf Vrancx’ Ausflug südlich der Alpen und seine Position als Vorsitzender der Confrérie van romanisten, bei der auch van Dyck und Rubens Mitglied waren und wofür ein Rombesuch Voraussetzung war. Der Sinn für Theatralik, der in den belebten Figuren und dem Humor des vorliegenden Bildes zum Ausdruck kommt, ist typisch für ein Mitglied der sogenannten „Redekammer“, der Violieren, der Vrancx und auch seine Kollegen Frans Francken II. und Jan Brueghel II. angehörten. Ein Brief Brueghels aus dem Jahr 1634 an seinen Geschäftspartner in Sevilla versicherte diesem: „Vrancx hat viel zu tun, weigert sich aber, Werkstattgehilfen zu beschäftigen, was bedeutet, dass die Arbeit viel Zeit in Anspruch nimmt. Er erlaubt nicht, dass Kopien in Umlauf gelangen“ (siehe H. Gerson und E. H. ter Kuile, Art and Architecture in Belgium, 1600–1800, Harmondsworth 1960, S. 63, Anm. 33).

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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