Junger Knabe,
Öl auf Holz, 49 x 36 cm, ungerahmt

Provenienz:
Sammlung Spengler, Osnabrück, 1926;
Privatsammlung, Hannover
europäische Privatsammlung

Das ungewöhnliche Bildthema des vorliegenden Gemäldes zeigt die Gestalt eines lächelnden Puttos mit einem Spielzeug in Händen, bei dem es sich um eine Variante der sogenannten „Jakobsleiter“ oder eines „Tricktrack“-Spiels zu handeln scheint (siehe V. Huber, The Yawning Mouth in „Gibecière“, I, Nr. 1, Winter 2005, S. 11ff.; D. Singmaster, Some Early Topological Puzzles, in: Recreational Mathematics Magazine, 3, März 2015, S. 22–27 ). Hinter dem Bild mag eine allegorische Bedeutung stecken, die durch das spöttische Lachen des Kindes unterstrichen wird.

Die Komposition beruft sich auf ein Werk von Bernardino Luini (43,2 x 34,3 cm) in Elton Hall bei Peterborough (siehe B. Berenson, Italian Pictures of the Renaissance, Oxford 1932, S. 318). Luinis Gemälde befand sich einst in der Sammlung von William Beckford in Fonthill Abbey, wo man es mit einem heute verlorenen Leonardo da Vinci zugeschriebenen Werk in der berühmten Sammlung von Lord Arundel verglichen hat.

Die Nähe zu dem Werk Luinis geht vermutlich auf einen gemeinsamen Prototyp zurück, zumal der Stil des vorliegenden Gemäldes an das Schaffen von Leonardo da Vincis ersten Nachfolgern in der Lombardei wie Marco d’Oggiono und Bernardino dei Conti erinnert. Dies betrifft insbesondere eine kleine Werkgruppe, die dem sogenannten „Meister der Linsky-Madonna“ oder „Pseudo-Francesco-Napolitano“ zugewiesen wurde und zu der eine Madonna del Latte aus der Sammlung Linsky im Metropolitan Museum in New York (Nr. 1982.60.7) und eine Madonna mit Kind in einer Landschaft in der Pinacoteca Ambrosiana in Mailand gehört (siehe K. Chiristiansen, The Jack and Belle Linsky Collection in The Metropolitan Museum of Art, New York 1984, S. 35f.).