Lot Nr. 24


Renato Guttuso *


Renato Guttuso * - Klassische Moderne

(Bagheria/Palermo 1912–1987 Rom)
Stiratrice e ragazzo di Caravaggio, 1974, signiert und datiert; rückseitig signiert, datiert, Öl auf Leinwand, 125 x 205 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Francesco Pellin, Varese
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Turin, Promotrice Belle Arti, I grandi formati di Renato Guttuso,
21. Mai 1975, Ausst.-Kat. mit Abb.
Todi, Palazzo del Popolo, Opere scelte di Renato Guttuso,
16. Mai - 13. Juni 1976, Ausst.-Kat.
Busto Arsizio, Italiana Arte, Renato Guttuso, 13. Oktober -
27. November 1977, Ausst.-Kat. mit Abb.
Venedig, Centro Cultura di Palazzo Grassi, Guttuso. Opere dal
1931 al 1981, 4. April - 20. Juni 1982, Ausst.-Kat. S. 195 mit Abb.
Palermo, Palazzo Comitini, Guttuso e la Sicilia. Opere dal 1970
a oggi, 20. April - 31. Mai 1985, Ausst.-Kat. S. 101 mit Abb.
Mailand, Fondazione Antonio Mazzotta, Renato Guttuso. Opere della Fondazione Francesco Pellin, kuratiert von E. Crispolti, 27. Januar -
6. März 2005, Ausst.-Kat. S. 140 - 141, Nr. 40 mit Abb.
Parma, Fondazione Magnani Rocca Traversetolo, Guttuso. Passione
e realtà, 11. September-8. Dezember 2010, Ausst.-Kat.

Literatur:
„La Stampa“, Turin, 21. Mai 1975, S. 8 mit Abb.
M. De Micheli, Guttuso, Vanessa Editoriale d’arte, Mailand 1976,
Taf. 13 mit Abb.
„L’Espresso“, Rom, 11. April 1982, S. 186 mit Abb.
“Arte”, XII, Nr. 118, Mailand, April 1982, S. 66 mit Abb.
E. Crispolti, Catalogo ragionato generale dei dipinti di Renato Guttuso, Mondadori & Associati, Mailand 1985, Bd. III, S. 190 Nr. 74/4, mit Abb. S. 198–199
N. Falcone, Almanaccu sicilianu, Pungitopo Editrice, Marina di Patti (Messina) 1987, S. 75 mit Abb.
E. Crispolti, Leggere Guttuso, Mondadori, Mailand 1987, mit Abb.
Nr. 81, S. 200–201, 249
E. Crispolti, Catalogo ragionato generale dei dipinti di Renato Guttuso, Mondadori & Associati, Mailand 1989, Bd. IV, S. 219 Nr. 74/4

Guttuso schuf Stiratrice e ragazzo di Caravaggio 1974, in dem Jahr, in dem er sonst an der La Vucciria arbeitete. Das Gemälde stellt wohl das bisher beste figurative Werk des Künstlers dar. Die Verbundsstruktur des Werkes stellt die Elemente einer zeitgenössischen nackten Frau, die bügelt, und eines mit frischen weißen Laken gefüllten Wäschekorbs mit „Stillleben” nebeneinander, wobei die Figur eines Knaben sich auf Caravaggios Martyrium des Heiligen Matthäus in der Contarelli-Kapelle in San Luigi dei Francesi in Rom (1599–1602) bezieht.
Die beiden Figuren und der Korb stehen im Vordergrund, wenn auch auf leicht versetzten Ebenen. Dies hat zur Folge, dass jegliche perspektivische Wahrnehmung des Raumes, die durch tiefbraune Schatten erzeugt und nur durch die Reflexionen der weißen Blätter hervorgehoben wird, die den Raum selbst chromatisch interpunktieren und ihn so in gewisser Weise konstruieren [...].

Die Komposition basiert auf einer präsentatorischen ‚Rhetorik’, die drei verschiedene, weitgehend unverbundene Bezugspunkte erfolgreich vereint [...].
Realität und Geschichte werden so in Guttusos Vorstellung durch die konkrete Kontinuität der Erfahrung assimiliert. Und der aus Caravaggios Werk hier eingedrungene Junge wird beinahe ein Teil des Arbeitsablaufs der Wäscherin, ungeachtet der Tatsache, dass seine Verwendung als Verweis auf Caravaggio klar und überlegt ist. Dies markiert den Beginn eines Prozesses der imaginativen Kontamination von Realität und Geschichte, von Kultur, einem Thema, das in Guttusos Nachfolgewerk wiederkehren wird, in dem ansonsten inkongruente Artefakte assimiliert werden. [...]
Diese Figuren sind fast ein Textzitat, ein Readymade-ähnlicher kunsthistorischer Verweis, und doch werden sie durch ihre Körperlichkeit und die Konkretheit ihrer Bilder zu lebendigen Charakteren auf der Leinwand: Sie sind Vertreter der historischen Erinnerung, die Zeuge der gelebten Gegenwart sind. [...] Ein neues Kompositum aus phantastischem und subtil visionärem ‚Realismus‘, in dem ‚allegorische‘ Bedeutung andauernd auftaucht.

(E. Crispolti, Renato Guttuso. Opere della Fondazione Francesco Pellin, Edizioni Mazzotta, Mailand 2005, S. 140)

Experte: Alessandro Rizzi Alessandro Rizzi
+39-02-303 52 41

alessandro.rizzi@dorotheum.it

23.06.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 70.000,- bis EUR 100.000,-

Renato Guttuso *


(Bagheria/Palermo 1912–1987 Rom)
Stiratrice e ragazzo di Caravaggio, 1974, signiert und datiert; rückseitig signiert, datiert, Öl auf Leinwand, 125 x 205 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Francesco Pellin, Varese
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Turin, Promotrice Belle Arti, I grandi formati di Renato Guttuso,
21. Mai 1975, Ausst.-Kat. mit Abb.
Todi, Palazzo del Popolo, Opere scelte di Renato Guttuso,
16. Mai - 13. Juni 1976, Ausst.-Kat.
Busto Arsizio, Italiana Arte, Renato Guttuso, 13. Oktober -
27. November 1977, Ausst.-Kat. mit Abb.
Venedig, Centro Cultura di Palazzo Grassi, Guttuso. Opere dal
1931 al 1981, 4. April - 20. Juni 1982, Ausst.-Kat. S. 195 mit Abb.
Palermo, Palazzo Comitini, Guttuso e la Sicilia. Opere dal 1970
a oggi, 20. April - 31. Mai 1985, Ausst.-Kat. S. 101 mit Abb.
Mailand, Fondazione Antonio Mazzotta, Renato Guttuso. Opere della Fondazione Francesco Pellin, kuratiert von E. Crispolti, 27. Januar -
6. März 2005, Ausst.-Kat. S. 140 - 141, Nr. 40 mit Abb.
Parma, Fondazione Magnani Rocca Traversetolo, Guttuso. Passione
e realtà, 11. September-8. Dezember 2010, Ausst.-Kat.

Literatur:
„La Stampa“, Turin, 21. Mai 1975, S. 8 mit Abb.
M. De Micheli, Guttuso, Vanessa Editoriale d’arte, Mailand 1976,
Taf. 13 mit Abb.
„L’Espresso“, Rom, 11. April 1982, S. 186 mit Abb.
“Arte”, XII, Nr. 118, Mailand, April 1982, S. 66 mit Abb.
E. Crispolti, Catalogo ragionato generale dei dipinti di Renato Guttuso, Mondadori & Associati, Mailand 1985, Bd. III, S. 190 Nr. 74/4, mit Abb. S. 198–199
N. Falcone, Almanaccu sicilianu, Pungitopo Editrice, Marina di Patti (Messina) 1987, S. 75 mit Abb.
E. Crispolti, Leggere Guttuso, Mondadori, Mailand 1987, mit Abb.
Nr. 81, S. 200–201, 249
E. Crispolti, Catalogo ragionato generale dei dipinti di Renato Guttuso, Mondadori & Associati, Mailand 1989, Bd. IV, S. 219 Nr. 74/4

Guttuso schuf Stiratrice e ragazzo di Caravaggio 1974, in dem Jahr, in dem er sonst an der La Vucciria arbeitete. Das Gemälde stellt wohl das bisher beste figurative Werk des Künstlers dar. Die Verbundsstruktur des Werkes stellt die Elemente einer zeitgenössischen nackten Frau, die bügelt, und eines mit frischen weißen Laken gefüllten Wäschekorbs mit „Stillleben” nebeneinander, wobei die Figur eines Knaben sich auf Caravaggios Martyrium des Heiligen Matthäus in der Contarelli-Kapelle in San Luigi dei Francesi in Rom (1599–1602) bezieht.
Die beiden Figuren und der Korb stehen im Vordergrund, wenn auch auf leicht versetzten Ebenen. Dies hat zur Folge, dass jegliche perspektivische Wahrnehmung des Raumes, die durch tiefbraune Schatten erzeugt und nur durch die Reflexionen der weißen Blätter hervorgehoben wird, die den Raum selbst chromatisch interpunktieren und ihn so in gewisser Weise konstruieren [...].

Die Komposition basiert auf einer präsentatorischen ‚Rhetorik’, die drei verschiedene, weitgehend unverbundene Bezugspunkte erfolgreich vereint [...].
Realität und Geschichte werden so in Guttusos Vorstellung durch die konkrete Kontinuität der Erfahrung assimiliert. Und der aus Caravaggios Werk hier eingedrungene Junge wird beinahe ein Teil des Arbeitsablaufs der Wäscherin, ungeachtet der Tatsache, dass seine Verwendung als Verweis auf Caravaggio klar und überlegt ist. Dies markiert den Beginn eines Prozesses der imaginativen Kontamination von Realität und Geschichte, von Kultur, einem Thema, das in Guttusos Nachfolgewerk wiederkehren wird, in dem ansonsten inkongruente Artefakte assimiliert werden. [...]
Diese Figuren sind fast ein Textzitat, ein Readymade-ähnlicher kunsthistorischer Verweis, und doch werden sie durch ihre Körperlichkeit und die Konkretheit ihrer Bilder zu lebendigen Charakteren auf der Leinwand: Sie sind Vertreter der historischen Erinnerung, die Zeuge der gelebten Gegenwart sind. [...] Ein neues Kompositum aus phantastischem und subtil visionärem ‚Realismus‘, in dem ‚allegorische‘ Bedeutung andauernd auftaucht.

(E. Crispolti, Renato Guttuso. Opere della Fondazione Francesco Pellin, Edizioni Mazzotta, Mailand 2005, S. 140)

Experte: Alessandro Rizzi Alessandro Rizzi
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kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 18.06. - 23.06.2020

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