Beweinung Christi,
Öl auf Leinwand, 184,5 x 138,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung (erworben durch den Großvater des jetzigen Besitzers)

Das vorliegende Gemälde steht in Zusammenhang mit dem mit 1568 datierten Altarbild einer Kreuzabnahme von dem aus Brescia stammenden Lattanzio Gambara (1530–1574) in der Kirche San Pietro al Po in Cremona. Tatsächlich teilen das vorliegende Werk und Gambaras Altarbild die realistische Stimmung und damit verbundene Details wie die realistisch dargestellten Leidenswerkzeuge im Vordergrund. Wie auf Gambaras Altarbild (das vor allem in der Gestalt Christi mit zurückgelegtem Kopf und hängenden Armen den Einfluss Raffaels verrät) kündet auch auf dem vorliegenden Gemälde der dramatische Wolkenhimmel von stürmischem Wetter. 

Im vorliegenden Gemälde wird die ausdrucksstark wiedergegebene Gestalt Christi, an deren Seite sich die heilige Maria Magdalena und der heilige Bartholomäus befinden, von den Trauernden gestützt. Das Werk zeichnet sich durch eine zurückhaltende, von der Lichtführung und den Faltenwürfen der Gewänder belebte Würde sowie durch einen verhalten dramatischen Ton aus: Diese Merkmale verweisen auf den Einfluss der sich in Cremona bemerkbar machenden Figurentradition Brescias, deren führender Vertreter Lattanzio Gambara war. Die beiden Städte sollten sich in der zweiten Hälfte des Cinquecento gegenseitig mehr und mehr mit ihren jeweiligen Maltraditionen befruchten.

Gambara war anfänglich ein Schüler des aus Cremona stammenden Giulio Campi und ging danach bei Girolamo Romanino in Brescia in die Lehre. Die Kreuzabnahme in Cremona datiert aus Gambaras Reifezeit. Dies trifft ebenso auf die Dekorationen in der Kuppel von Santa Maria della Steccata und die Fresken im Dom von Parma (1567–1573) zu.