Lot Nr. 96 -


David Vinckboons

[Saleroom Notice]
David Vinckboons - Alte Meister

(Mechelen 1576 – vor 1633)
Prinz Moritz von Oranien-Nassau bei der Hirschjagd in Begleitung seiner Höflinge und mit einem weißen Hirsch im Hintergrund,
Öl auf Holz, 34,5 x 48 cm, gerahmt

Saleroom Notice:

Wir danken Klaus Ertz, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an David Vinckboons bestätigt hat. Ein schriftliches Gutachten (August 2020) liegt vor.

Während in der Vergangenheit versuchsweise Zuschreibungen an Adriaen Pietersz. van de Venne oder Esaias van der Velde vorgeschlagen wurden, ist es Klaus Ertz jüngst gelungen, das vorliegende Gemälde als eigenhändiges Werk Vinckboons zu identifizieren (Gutachten von 2020). Das Verhältnis von Vinckboons zu seinem vermutlichen Schüler Esaias van de Velde wird von Klaus Ertz in seiner Monografie besprochen (K. Ertz, David Vinckboons, Freren 2016, S. 11).

Die genaue Ikonografie dieses charmanten Gemäldes konnte noch nicht geklärt werden, doch scheint es vielmehr im Andenken an ein tatsächliches Jagdereignis entstanden zu sein, als eine allgemeine „Jagdszene“ darzustellen. Klar zu erkennen ist links vorne Fürst Moritz von Nassau (1567–1625), frühestens ab 1585 bis zu seinem Tod 1625 Statthalter aller holländischen Provinzen bis auf Friesland. Vor seinem Aufstieg zum Prinzen von Oranien nach dem Tod seines ältesten Halbruders Philipp Wilhelm 1618 war er als Moritz von Nassau bekannt.

Moritz verbrachte seine Jugend in Dillenburg und studierte in Heidelberg und Leiden. Er folgte seinem Vater Wilhelm dem Schweiger 1585 als Statthalter Hollands und Zeelands und wurde 1690 Statthalter von Utrecht, Guelders und Overijssel sowie 1620 Statthalter von Groningen. Als Kapitän-General und Admiral der Union organisierte Moritz den holländischen Widerstand gegen Spanien und machte ihn zu einer geschlossenen, erfolgreichen Revolte, was ihm Ruhm als Militärstratege eintrug. Unter seiner Führung und durch den Rückhalt des holländischen Landsadvokaten Johan van Oldenbarnevelt erzielte die holländische Staatsarmee zahlreiche Siege und vertrieb die Spanier aus dem Norden und Osten der Republik. Moritz machte sich daran, die klassischen Doktrinen des Vegetius zu beleben und zu revidieren; er war der Wegbereiter neuer europäischer Formen der Aufrüstung und des militärischen Drills. Während des zwölfjährigen Waffenstillstands brach in der Republik ein Religionsstreit aus. Der daraus resultierende Konflikt zwischen Moritz und van Oldenbarnevelt endete mit der Enthauptung des Letzteren.

Der Künstler stellt hier die Ankunft von Prinz Moritz in einem von vier grauen Pferden gezogenen Wagen dar. Dabei unterstreicht er den Kontrast zwischen dem verfeinerten Gebaren der Haager Höflinge und der realistisch wiedergegebenen Waldlandschaft.

Vinckboons verbrachte nahezu sein gesamtes Leben in Amsterdam. Sein Stil ist unverkennbar flämisch. Er gehörte jener außergewöhnlichen Generation niederländischer Künstler an, die aufgrund religiöser Verfolgung gezwungen waren, entweder in eine Bastion des Protestantismus nach Norden oder in eine des Katholizismus nach Süden zu ziehen. Dies bewirkte eine der bedeutendsten wechselseitigen Befruchtungen hinsichtlich Stil und Geschmack in der Kunstgeschichte. Seine Anleihen bei Gillis van Coninxloo III., den van Mander als den „besten Landschaftsmaler seiner Zeit“ beschrieb, sind bei dem vorliegenden Gemälde besonders groß. Coninxloo, ein Schüler von Pieter Coecke van Aelst und enger Verwandter der Familie Brueghel, war möglicherweise Vinckboons’ Lehrer und machte seinen Schüler wohl mit dem Genre der Jahrmarktbilder in der Art der Brueghels und Marten van Cleves vertraut.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 15.488,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

David Vinckboons

[Saleroom Notice]

(Mechelen 1576 – vor 1633)
Prinz Moritz von Oranien-Nassau bei der Hirschjagd in Begleitung seiner Höflinge und mit einem weißen Hirsch im Hintergrund,
Öl auf Holz, 34,5 x 48 cm, gerahmt

Saleroom Notice:

Wir danken Klaus Ertz, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an David Vinckboons bestätigt hat. Ein schriftliches Gutachten (August 2020) liegt vor.

Während in der Vergangenheit versuchsweise Zuschreibungen an Adriaen Pietersz. van de Venne oder Esaias van der Velde vorgeschlagen wurden, ist es Klaus Ertz jüngst gelungen, das vorliegende Gemälde als eigenhändiges Werk Vinckboons zu identifizieren (Gutachten von 2020). Das Verhältnis von Vinckboons zu seinem vermutlichen Schüler Esaias van de Velde wird von Klaus Ertz in seiner Monografie besprochen (K. Ertz, David Vinckboons, Freren 2016, S. 11).

Die genaue Ikonografie dieses charmanten Gemäldes konnte noch nicht geklärt werden, doch scheint es vielmehr im Andenken an ein tatsächliches Jagdereignis entstanden zu sein, als eine allgemeine „Jagdszene“ darzustellen. Klar zu erkennen ist links vorne Fürst Moritz von Nassau (1567–1625), frühestens ab 1585 bis zu seinem Tod 1625 Statthalter aller holländischen Provinzen bis auf Friesland. Vor seinem Aufstieg zum Prinzen von Oranien nach dem Tod seines ältesten Halbruders Philipp Wilhelm 1618 war er als Moritz von Nassau bekannt.

Moritz verbrachte seine Jugend in Dillenburg und studierte in Heidelberg und Leiden. Er folgte seinem Vater Wilhelm dem Schweiger 1585 als Statthalter Hollands und Zeelands und wurde 1690 Statthalter von Utrecht, Guelders und Overijssel sowie 1620 Statthalter von Groningen. Als Kapitän-General und Admiral der Union organisierte Moritz den holländischen Widerstand gegen Spanien und machte ihn zu einer geschlossenen, erfolgreichen Revolte, was ihm Ruhm als Militärstratege eintrug. Unter seiner Führung und durch den Rückhalt des holländischen Landsadvokaten Johan van Oldenbarnevelt erzielte die holländische Staatsarmee zahlreiche Siege und vertrieb die Spanier aus dem Norden und Osten der Republik. Moritz machte sich daran, die klassischen Doktrinen des Vegetius zu beleben und zu revidieren; er war der Wegbereiter neuer europäischer Formen der Aufrüstung und des militärischen Drills. Während des zwölfjährigen Waffenstillstands brach in der Republik ein Religionsstreit aus. Der daraus resultierende Konflikt zwischen Moritz und van Oldenbarnevelt endete mit der Enthauptung des Letzteren.

Der Künstler stellt hier die Ankunft von Prinz Moritz in einem von vier grauen Pferden gezogenen Wagen dar. Dabei unterstreicht er den Kontrast zwischen dem verfeinerten Gebaren der Haager Höflinge und der realistisch wiedergegebenen Waldlandschaft.

Vinckboons verbrachte nahezu sein gesamtes Leben in Amsterdam. Sein Stil ist unverkennbar flämisch. Er gehörte jener außergewöhnlichen Generation niederländischer Künstler an, die aufgrund religiöser Verfolgung gezwungen waren, entweder in eine Bastion des Protestantismus nach Norden oder in eine des Katholizismus nach Süden zu ziehen. Dies bewirkte eine der bedeutendsten wechselseitigen Befruchtungen hinsichtlich Stil und Geschmack in der Kunstgeschichte. Seine Anleihen bei Gillis van Coninxloo III., den van Mander als den „besten Landschaftsmaler seiner Zeit“ beschrieb, sind bei dem vorliegenden Gemälde besonders groß. Coninxloo, ein Schüler von Pieter Coecke van Aelst und enger Verwandter der Familie Brueghel, war möglicherweise Vinckboons’ Lehrer und machte seinen Schüler wohl mit dem Genre der Jahrmarktbilder in der Art der Brueghels und Marten van Cleves vertraut.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 04.11. - 10.11.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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