Bartolomeo Biscaino
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(Genua 1629–1657)
Madonna mit Kind und den Heiligen Augustinus und Nikolaus von Tolentino,
Öl auf Leinwand, 170 x 116 cm, gerahmt
Provenienz:
Auktion, Finarte, Rom, 28. Mai 1985, Lot 524 (als Antonio Travi, gen. Sestri, auf Holz);
Sammlung Enzo Costantini, Rom (lt. rückseitigem Klebezettel als Antonio Travi, gen. Sestri);
europäische Privatsammlung
Literatur:
G. Sestieri, Repertorio della Pittura Romana della fine del Seicento e del Settecento, Turin 1994, Bd. 1, S. 176, ohne Abb. (als Francesco Trevisani);
A. Orlando, Stefano Magnasco e la cerchia di Valerio Castello, Mailand 2001, S. 17 f., S. 19, Abb. 8, S. 52, Anm. 24 (als Bartolomeo Biscaino);
G. Zanelli, Antonio Travi e la pittura di paesaggio a Genova nel ’600, Genua 2001, S. 69 f., Anm. 17 (als Bartolomeo Biscaino)
Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri unter Nr. 60607 verzeichnet (als Antonio Travi, auf Holz).
Dieses Gemälde stellt eine Sacra Conversazione zwischen der auf einem Marmorsockel erhöhten Madonna mit Kind und zwei Heiligen des Augustinerordens dar. Der Heilige auf der linken Seite wurde unterschiedlich interpretiert, bis man ihn als heiligen Augustinus identifizierte. Er empfängt gerade den Heiligen Gürtel der Jungfrau Maria (siehe F. Franchini Guelfi, Nostra Signora della Cintura: una devozione agostiniana a Genova, in: Quaderni Franzoniani, 1994, Nr. 2, S. 203‒233). Auf der rechten Seite ist dank des Sternenemblems auf seiner Brust der heilige Nikolaus von Tolentino zu erkennen.
Die Komposition ist mit schnellen, wendigen Pinselstrichen ausgeführt, wie besonders der geschnitzte vergoldete Bischofsstab in den Händen des rechten Puttos erkennen lässt. Die Lieblichkeit der Gesichtszüge und Gesten der beiden Putten veranlasste Federico Zeri dazu, das Werk als aus einem genuesischen Umfeld stammend zu kategorisieren. Seine traditionelle Zuschreibung an den Il Sestri genannten Antonio Travi (1608‒1665) wurde später von Zanelli widerlegt, der das Gemälde nicht in seine Monografie über den Künstler aufnahm (siehe Literatur). Schließlich wurde es von Anna Orlando wieder Bartolomeo Biscaino zugesprochen (siehe Literatur).
Bartolomeo Biscaino wurde 1629 in Genua geboren und lernte zunächst bei seinem Vater Giovanni Andrea, einem Landschaftsmaler. Um 1649/50 trat er in die Werkstatt von Valerio Castello (1625‒1659) ein und wurde neben Stefano Magnasco und Giovanni Battista Merano zu einem seiner berühmtesten Schüler. Biscaino unterschied sich jedoch von den anderen durch seine stilistische Autonomie, vor allem durch seine unverwechselbare Wiedergabe weiblicher Gesichtszüge und durch die Darstellung eindringlicher Faltenwürfe. Das vorliegende Gemälde kann mit dem Werk Der heilige Ferdinand fleht im Namen der Krüppel zur Jungfrau Maria im Museo di Sant’Agostino in Genua verglichen werden (siehe C. Manzitti, Per Bartolomeo Biscaino, in: Paragone, Nr. 253, 1971, S. 38).
Bartolomeo Biscaino konnte den Stil seines Vorbilds Valerio Castello seiner Sensibilität anpassen, doch im Vergleich zu diesem, der eine Vorliebe für breite, stark szenografische Kompositionen hatte, verlieh er seinen Darstellungen einen intimen Charakter und fand zu eher klassizistischen Figurenlösungen (siehe F. Affronti, Biscaino e Castello. Due artisti a confronto, in: La Casana, 2008, Nr. 1, S. 42‒49).
Biscaino gibt seinen Malmitteln einen so vollen Körper, dass man die reliefartige Oberfläche des Ölimpastos auf der Leinwand richtiggehend zu ertasten meint. Darüber hinaus sind die Umrisse seiner Figuren im Gegensatz zu jenen Castellos, die fast undeutlich sind, grafisch viel klarer. Tatsächlich machte sich Biscaino auch einen Namen als Zeichner und Radierer. Deshalb ist anzunehmen, dass er sich neben Valerio Castello auch an Giovanni Benedetto Castiglione (1609‒1664) orientierte.
Experte: Mark MacDonnell
Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
10.11.2020 - 16:00
- Schätzwert:
-
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-
Bartolomeo Biscaino
(Genua 1629–1657)
Madonna mit Kind und den Heiligen Augustinus und Nikolaus von Tolentino,
Öl auf Leinwand, 170 x 116 cm, gerahmt
Provenienz:
Auktion, Finarte, Rom, 28. Mai 1985, Lot 524 (als Antonio Travi, gen. Sestri, auf Holz);
Sammlung Enzo Costantini, Rom (lt. rückseitigem Klebezettel als Antonio Travi, gen. Sestri);
europäische Privatsammlung
Literatur:
G. Sestieri, Repertorio della Pittura Romana della fine del Seicento e del Settecento, Turin 1994, Bd. 1, S. 176, ohne Abb. (als Francesco Trevisani);
A. Orlando, Stefano Magnasco e la cerchia di Valerio Castello, Mailand 2001, S. 17 f., S. 19, Abb. 8, S. 52, Anm. 24 (als Bartolomeo Biscaino);
G. Zanelli, Antonio Travi e la pittura di paesaggio a Genova nel ’600, Genua 2001, S. 69 f., Anm. 17 (als Bartolomeo Biscaino)
Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri unter Nr. 60607 verzeichnet (als Antonio Travi, auf Holz).
Dieses Gemälde stellt eine Sacra Conversazione zwischen der auf einem Marmorsockel erhöhten Madonna mit Kind und zwei Heiligen des Augustinerordens dar. Der Heilige auf der linken Seite wurde unterschiedlich interpretiert, bis man ihn als heiligen Augustinus identifizierte. Er empfängt gerade den Heiligen Gürtel der Jungfrau Maria (siehe F. Franchini Guelfi, Nostra Signora della Cintura: una devozione agostiniana a Genova, in: Quaderni Franzoniani, 1994, Nr. 2, S. 203‒233). Auf der rechten Seite ist dank des Sternenemblems auf seiner Brust der heilige Nikolaus von Tolentino zu erkennen.
Die Komposition ist mit schnellen, wendigen Pinselstrichen ausgeführt, wie besonders der geschnitzte vergoldete Bischofsstab in den Händen des rechten Puttos erkennen lässt. Die Lieblichkeit der Gesichtszüge und Gesten der beiden Putten veranlasste Federico Zeri dazu, das Werk als aus einem genuesischen Umfeld stammend zu kategorisieren. Seine traditionelle Zuschreibung an den Il Sestri genannten Antonio Travi (1608‒1665) wurde später von Zanelli widerlegt, der das Gemälde nicht in seine Monografie über den Künstler aufnahm (siehe Literatur). Schließlich wurde es von Anna Orlando wieder Bartolomeo Biscaino zugesprochen (siehe Literatur).
Bartolomeo Biscaino wurde 1629 in Genua geboren und lernte zunächst bei seinem Vater Giovanni Andrea, einem Landschaftsmaler. Um 1649/50 trat er in die Werkstatt von Valerio Castello (1625‒1659) ein und wurde neben Stefano Magnasco und Giovanni Battista Merano zu einem seiner berühmtesten Schüler. Biscaino unterschied sich jedoch von den anderen durch seine stilistische Autonomie, vor allem durch seine unverwechselbare Wiedergabe weiblicher Gesichtszüge und durch die Darstellung eindringlicher Faltenwürfe. Das vorliegende Gemälde kann mit dem Werk Der heilige Ferdinand fleht im Namen der Krüppel zur Jungfrau Maria im Museo di Sant’Agostino in Genua verglichen werden (siehe C. Manzitti, Per Bartolomeo Biscaino, in: Paragone, Nr. 253, 1971, S. 38).
Bartolomeo Biscaino konnte den Stil seines Vorbilds Valerio Castello seiner Sensibilität anpassen, doch im Vergleich zu diesem, der eine Vorliebe für breite, stark szenografische Kompositionen hatte, verlieh er seinen Darstellungen einen intimen Charakter und fand zu eher klassizistischen Figurenlösungen (siehe F. Affronti, Biscaino e Castello. Due artisti a confronto, in: La Casana, 2008, Nr. 1, S. 42‒49).
Biscaino gibt seinen Malmitteln einen so vollen Körper, dass man die reliefartige Oberfläche des Ölimpastos auf der Leinwand richtiggehend zu ertasten meint. Darüber hinaus sind die Umrisse seiner Figuren im Gegensatz zu jenen Castellos, die fast undeutlich sind, grafisch viel klarer. Tatsächlich machte sich Biscaino auch einen Namen als Zeichner und Radierer. Deshalb ist anzunehmen, dass er sich neben Valerio Castello auch an Giovanni Benedetto Castiglione (1609‒1664) orientierte.
Experte: Mark MacDonnell
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Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 10.11.2020 - 16:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 04.11. - 10.11.2020 |