Alberto Carlieri (2)
(Rom 1672 – um 1720)
Zwei Ruinencapriccios mit Figuren: Allegorie des Frühlings; und
Allegorie des Herbstes,
Öl auf Leinwand, je 98 x 73 cm, gerahmt, Pendants
Wir danken David Marshall, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Alberto Carlieri auf der Grundlage von Fotografien bestätigt hat.
Das vorliegende Leinwandpaar zeigt idealisierte, von Blattwerk überwucherte verfallene Kolonnaden, die heroische Statuenformen überschatten, während sich darunter ausgelassen Nymphen, Amoretten und ein Satyr tummeln. Carlieri deutet sein Thema der Jahreszeiten über die zentralen Figurengruppen in jeder Komposition an. In der einen weben Amoretten einen Blumenkranz, der auf den Frühling anspielt, in der anderen liegt der Satyr neben einer vergoldeten Schale, aus der Traubenbündel ragen, die den Herbst und die mit heiliger und weltlicher Bedeutung aufgeladene Weinlese symbolisieren.
Im Bereich seines römischen künstlerischen Umfelds war Carlieri der bedeutendste Maler von Capriccios und Ruinen der Generation vor Giovanni Paolo Panini, der Giovanni Ghisolfi folgte. Carlieri wurde in der Werkstatt von Andrea Pozzo ausgebildet, wo er, wie Kunsthistoriker des 18. Jahrhunderts vermuteten, mit „ganz köstlichen sich bewegenden kleinen Figuren in gut gewählten Farben“ für Pozzos Staffagen sorgte (P. A. Orlandi, L’Abecedario pittorico [...], Neapel 1733, S. 46). Bis Marshall die Werke des Meisters wiederentdeckte, wurde Carlieris Œuvre durch die Zuschreibungen vieler seiner Werke an Panini verunklart (siehe D. R. Marshall, The Architectural Piece of 1700: The Paintings of Alberto Carlieri [1672‒c. 1720], Pupil of Andrea Pozzo, in: Artibus et historiae, Nr. 50, London 2004, S. 39‒126).
Die sitzende weibliche Figur, die sich rechts des Satyrs entkleidet, findet in Carlieris Bacchischer Szene vor einem Flusshintergrund, ehemals Teil der Sammlung Brunelli in Cremona (siehe G. Sestieri, Il Capriccio Architettonico in Italia nel XVII e XVIII secolo, Rom 2015, Bd. I, Nr. 40 a‒b, S. 186 f.), ihren Widerhall. Stilistische Verwandtschaften zeigen auch zwei weitere Gemälde Carlieris: Christus tauft die Kinder und Der heilige Petrus tauft den Zenturio Cornelius in der Walters Art Gallery in Baltimore.
Experte: Mark MacDonnell
Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403
oldmasters@dorotheum.com
10.11.2020 - 16:00
- Schätzwert:
-
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-
Alberto Carlieri (2)
(Rom 1672 – um 1720)
Zwei Ruinencapriccios mit Figuren: Allegorie des Frühlings; und
Allegorie des Herbstes,
Öl auf Leinwand, je 98 x 73 cm, gerahmt, Pendants
Wir danken David Marshall, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Alberto Carlieri auf der Grundlage von Fotografien bestätigt hat.
Das vorliegende Leinwandpaar zeigt idealisierte, von Blattwerk überwucherte verfallene Kolonnaden, die heroische Statuenformen überschatten, während sich darunter ausgelassen Nymphen, Amoretten und ein Satyr tummeln. Carlieri deutet sein Thema der Jahreszeiten über die zentralen Figurengruppen in jeder Komposition an. In der einen weben Amoretten einen Blumenkranz, der auf den Frühling anspielt, in der anderen liegt der Satyr neben einer vergoldeten Schale, aus der Traubenbündel ragen, die den Herbst und die mit heiliger und weltlicher Bedeutung aufgeladene Weinlese symbolisieren.
Im Bereich seines römischen künstlerischen Umfelds war Carlieri der bedeutendste Maler von Capriccios und Ruinen der Generation vor Giovanni Paolo Panini, der Giovanni Ghisolfi folgte. Carlieri wurde in der Werkstatt von Andrea Pozzo ausgebildet, wo er, wie Kunsthistoriker des 18. Jahrhunderts vermuteten, mit „ganz köstlichen sich bewegenden kleinen Figuren in gut gewählten Farben“ für Pozzos Staffagen sorgte (P. A. Orlandi, L’Abecedario pittorico [...], Neapel 1733, S. 46). Bis Marshall die Werke des Meisters wiederentdeckte, wurde Carlieris Œuvre durch die Zuschreibungen vieler seiner Werke an Panini verunklart (siehe D. R. Marshall, The Architectural Piece of 1700: The Paintings of Alberto Carlieri [1672‒c. 1720], Pupil of Andrea Pozzo, in: Artibus et historiae, Nr. 50, London 2004, S. 39‒126).
Die sitzende weibliche Figur, die sich rechts des Satyrs entkleidet, findet in Carlieris Bacchischer Szene vor einem Flusshintergrund, ehemals Teil der Sammlung Brunelli in Cremona (siehe G. Sestieri, Il Capriccio Architettonico in Italia nel XVII e XVIII secolo, Rom 2015, Bd. I, Nr. 40 a‒b, S. 186 f.), ihren Widerhall. Stilistische Verwandtschaften zeigen auch zwei weitere Gemälde Carlieris: Christus tauft die Kinder und Der heilige Petrus tauft den Zenturio Cornelius in der Walters Art Gallery in Baltimore.
Experte: Mark MacDonnell
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Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 10.11.2020 - 16:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 04.11. - 10.11.2020 |