(1616–1670)
Die Auferweckung des Lazarus, Gummitempera auf Bütten auf Leinwand, auf festes Bütten kaschiert, 54,5 x 39 cm, ohne Passep., ohne Rahmen, (Sch)

Provenienz:
Sammlung Konsul Joseph Smith (1674–1770), Venedig;
Sammlung Adalbert Freiherr von Lanna 1836–1909), Prag, Lugt 2773
Privatsammlung Österreich

Die vorliegende Skizze wurde in einer Zeichnung von Jean-Honoré Fragonard vermutlich während seines Aufenthaltes in Venedig kopiert, als sich die Studie noch in Besitz von Konsul Joseph Smith befunden hatte. Die Zeichnung von Fragonard befindet sich in der “Norton Simon Foundation” (F.1970.03.095.D) und zeigt die Komposition der vor­liegenden Studie sowie eine Skizze zu einer anderen Figur, am Unterrand ist das Blatt beschriftet “Benedetto G. Castiglione, Col. De Smith. Venise”. Stilistisch ist die vorliegende Studie vergleichbar mit einer Reihe von Zeichnungen in der Albertina, die dem sogenannten”Meister der Satyrsfamilie” zugeschrieben sind. Sie sind ebenfalls in Gummitempera ausgeführt und stellen Wiederholungen bzw. Variationen auf Kompo­sitionen Castigliones dar. Darunter befindet sich auch eine querformatige Version der “Auferweckung des Lazarus” (Inv. 2850), die fast identisch mit zwei Varianten des Themas in Windsor Castle ist, die an Giovanni Benedetto Castiglione zugeschrieben sind (RCIN 3833, 3834). In Windsor Castle befindet sich auch eine spiegelverkehrte Variante der vorliegenden Komposition im Hochformat, die an Salvatore Castiglione (1620– um 1677), den Sohn Giovanni Benedettos zugeschrieben ist (RCIN 903832). Während im Hintergrund der Version in Windsor eine Säule und ein Sockel angedeutet sind und sich die Figurengruppe auf einige wenige Personen neben Christus beschränkt, so wurde die Figuren­gruppe in der vorliegenden Fassungen um mehrere Personen ergänzt und erstreckt sich von den beiden Rückenfiguren im Vordergrund bis in den linken Hintergrund, was der Szene eine zusätzliche Dramatik verleiht.

Während das Thema der „Auferweckung des Lazarus“ ein wieder­kehrendes Sujet in Castigliones Oeuvre darstellt, welches von ihm in vielfachen Varianten aufgegriffen wurde, so ist die vorliegende Zeichnung vermutlich nicht nach einer bestimmten Vorlage entstanden, sondern dürfte von einem Nachfolger Castigliones aus dem frühen 18. Jahrhundert stammen und als Variation auf das breite Repertoire dieses beliebten Sujets entstanden sein.