Lot Nr. 1


Meister G. Z. (vermutlich Michele dai Carri)


Meister G. Z. (vermutlich Michele dai Carri) - Alte Meister I

(tätig in Ferrara 1405–1441)
Madonna dell’Umiltà,
Tempera auf Goldgrund auf Holz, 62,5 x 45,5 cm, Integralrahmen

Provenienz:
Kunsthandel Georges Wildenstein, Paris, 1951;
Galleria Celestini, Mailand;
dort 1960 erworben;
Auktion, Bonhams, London, 7. Dezember 2011, Lot 36 (als Antonio Alberti da Ferrara);
europäische Privatsammlung

Literatur:
L. Servolini, Una Madonnina sconosciuta di Antonio da Ferrara, in: Arte figurativa antica e moderna. Rivista bimestrale. Pittura, scultura, arredamento, antiquariato, Bd. 6, Nr. 30, November – Dezember 1957, S. 27 (als Antonio da Ferrara);
M. T. Zanchi, Antonio Alberti da Ferrara e il suo itinerario umbro-marchigiano, in: Commentari. Rivista di critica e storia dell’arte, Bd. XV, Juli – Dezember 1964, Nr. III, IV, S. 176 (zurückgewiesene Zuschreibung an Antonio Alberti da Ferrara);
S. Padovani, Pittori alla corte estense nel primo Quattrocento, in: Paragone, Bd. XXVI/299, Jänner 1975, S. 39f., Anm. 38, Abb. 43a (als Antonio Alberti);
C. Guerzi, Pittori e cantieri della Ferrara tardogotica, da Alberto (1388–1393) a di Nicolò III d’Este (1393–1441), unveröffentl. Dissertation, Udine 2007/2008, S. 91f., Abb. I.75 (als Michele dai Carri zugeschrieben);
C. Guerzi, Il tardogotico estense tra critica e mercato dell’arte, in: Ricerche di S/confine, Nr. 1, Bd. VIII, Parma 2017, S. 98f., Abb. S. 105, Abb. 14 (als Michele dai Carri zugeschrieben)

Wir danken Chiara Guerzi, die die Zuschreibung bestätigt hat.

Das vorliegende Gemälde ist mit anderen Werken des aus Ferrara tätigen Malers vergleichbar, etwa mit der Thronenden Madonna mit Kind, heiligem Nikolaus und dem Stifter Pietro dei Lardi (Metropolitan Museum of Art, New York, Inv.-Nr. 65.181.5) und der Heiligen Dreifaltigkeit in der Pinacoteca di Ferrara (Inv.-Nr. 73). Letztere trägt ebenfalls die Initialen „G. Z.“, auf die der traditionelle Hilfsname des Meisters zurückgeht. Diese Werke bilden zusammen mit dem Fresko der Auferstehung für die Confraternita dei Battuti Neri di Ferrara (im Oratorio dell’Annunziata) die Basis, auf die sich die Rekonstruktion des Werkkatalogs Michele dai Carris stützt.

Der Meister G. Z., vermutlich identisch mit Michele dai Carri, war einer der wichtigsten Künstler Ferraras zur Zeit Niccolò III. d’Estes. An ihm orientierten sich Maler wie Antonio Orsini und der Meister von Vignola. Auch die Neuerungen, die Gentile da Fabriano in die regionale Schule der Malerei einbrachte, gehen auf das Schaffen dieses Meisters zurück. Dessen Werke, darunter auch die Tafel im Metropolitan Museum of Art, verraten eine eindeutige Nähe des Malers zu einem weiteren führenden, im Tal des Po wirkenden Künstler der Spätgotik: dem Bildhauer Jacopo della Quercia, der ab 1403 in Ferrara tätig war.

Dieses für Andachtszwecke entstandene kleinformatige Gemälde datiert vermutlich aus den 1430er Jahren und scheint zumindest bis in die 1450er Jahre als Vorlage für viele im Raum Ferraras entstandene Werken gedient zu haben. Zu häufig übernommenen Elementen gehören die eine Verkündigung einfassenden runden Öffnungen in den oberen Ecken, der dicht mit erhabenen Pastiglia-Ornamenten bedeckte Malgrund und vor allem der charakteristische, auf zwei gedrehten Säulen ruhende und die Komposition rahmende Torbogen (siehe Guerzi 2017).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 140.500,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Meister G. Z. (vermutlich Michele dai Carri)


(tätig in Ferrara 1405–1441)
Madonna dell’Umiltà,
Tempera auf Goldgrund auf Holz, 62,5 x 45,5 cm, Integralrahmen

Provenienz:
Kunsthandel Georges Wildenstein, Paris, 1951;
Galleria Celestini, Mailand;
dort 1960 erworben;
Auktion, Bonhams, London, 7. Dezember 2011, Lot 36 (als Antonio Alberti da Ferrara);
europäische Privatsammlung

Literatur:
L. Servolini, Una Madonnina sconosciuta di Antonio da Ferrara, in: Arte figurativa antica e moderna. Rivista bimestrale. Pittura, scultura, arredamento, antiquariato, Bd. 6, Nr. 30, November – Dezember 1957, S. 27 (als Antonio da Ferrara);
M. T. Zanchi, Antonio Alberti da Ferrara e il suo itinerario umbro-marchigiano, in: Commentari. Rivista di critica e storia dell’arte, Bd. XV, Juli – Dezember 1964, Nr. III, IV, S. 176 (zurückgewiesene Zuschreibung an Antonio Alberti da Ferrara);
S. Padovani, Pittori alla corte estense nel primo Quattrocento, in: Paragone, Bd. XXVI/299, Jänner 1975, S. 39f., Anm. 38, Abb. 43a (als Antonio Alberti);
C. Guerzi, Pittori e cantieri della Ferrara tardogotica, da Alberto (1388–1393) a di Nicolò III d’Este (1393–1441), unveröffentl. Dissertation, Udine 2007/2008, S. 91f., Abb. I.75 (als Michele dai Carri zugeschrieben);
C. Guerzi, Il tardogotico estense tra critica e mercato dell’arte, in: Ricerche di S/confine, Nr. 1, Bd. VIII, Parma 2017, S. 98f., Abb. S. 105, Abb. 14 (als Michele dai Carri zugeschrieben)

Wir danken Chiara Guerzi, die die Zuschreibung bestätigt hat.

Das vorliegende Gemälde ist mit anderen Werken des aus Ferrara tätigen Malers vergleichbar, etwa mit der Thronenden Madonna mit Kind, heiligem Nikolaus und dem Stifter Pietro dei Lardi (Metropolitan Museum of Art, New York, Inv.-Nr. 65.181.5) und der Heiligen Dreifaltigkeit in der Pinacoteca di Ferrara (Inv.-Nr. 73). Letztere trägt ebenfalls die Initialen „G. Z.“, auf die der traditionelle Hilfsname des Meisters zurückgeht. Diese Werke bilden zusammen mit dem Fresko der Auferstehung für die Confraternita dei Battuti Neri di Ferrara (im Oratorio dell’Annunziata) die Basis, auf die sich die Rekonstruktion des Werkkatalogs Michele dai Carris stützt.

Der Meister G. Z., vermutlich identisch mit Michele dai Carri, war einer der wichtigsten Künstler Ferraras zur Zeit Niccolò III. d’Estes. An ihm orientierten sich Maler wie Antonio Orsini und der Meister von Vignola. Auch die Neuerungen, die Gentile da Fabriano in die regionale Schule der Malerei einbrachte, gehen auf das Schaffen dieses Meisters zurück. Dessen Werke, darunter auch die Tafel im Metropolitan Museum of Art, verraten eine eindeutige Nähe des Malers zu einem weiteren führenden, im Tal des Po wirkenden Künstler der Spätgotik: dem Bildhauer Jacopo della Quercia, der ab 1403 in Ferrara tätig war.

Dieses für Andachtszwecke entstandene kleinformatige Gemälde datiert vermutlich aus den 1430er Jahren und scheint zumindest bis in die 1450er Jahre als Vorlage für viele im Raum Ferraras entstandene Werken gedient zu haben. Zu häufig übernommenen Elementen gehören die eine Verkündigung einfassenden runden Öffnungen in den oberen Ecken, der dicht mit erhabenen Pastiglia-Ornamenten bedeckte Malgrund und vor allem der charakteristische, auf zwei gedrehten Säulen ruhende und die Komposition rahmende Torbogen (siehe Guerzi 2017).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.