Lot Nr. 12


Federico Barocci


Federico Barocci - Alte Meister I

(Urbino 1535–1612)
Kopfstudie eines jungen Mädchens,
Öl auf Holz, 43,4 x 33,7 cm, gerahmt

Provenienz:
Ugo Boncompagni, 4. Herzog von Sora, Rom (1614–1676);
Gregorio II. Boncompagni, 5. Herzog von Sora und Arce, Rom (1701);
Antonio I. Boncompagni, 5. Herzog von Sora und Arce, Rom (1658–1721), nach 1702 gen. Boncompagni Ludovisi;
Weitergabe im Erbgang an eine europäische Privatsammlung;
Auktion, Dorotheum, Wien, 21. Oktober 2014, Lot 62;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Dokumentation:
Dokumentiert 1701 in der Sammlung Gregorio Boncompagni Ludovisi: “due teste del Barocci” als Leihgabe (siehe Literatur);
ASV, Archivio Boncompagni Ludovisi, Inventar des Gregorio Boncompagni, 17. März 1707 (Prot. 659, Nr. 5), 42/n.2: „Quadri da mezza testa per alto con cornici dorate, rappresentanti due teste con busti di Donne al naturale dipinti in tavola“

Literatur:
A. G. De Marchi, Mostre di quadri a San Salvatore in Lauro (1682–1725): stime di collezioni romane. Note e appunti di Giuseppe Ghezzi, Rom 1987, S. 150

Anlässlich der Auktion von 2014 stellte Andrea Emiliani bei der Katalogisierung des vorliegenden Werks seine Hilfe zur Verfügung.

Das vorliegende Gemälde steht in Zusammenhang mit Federico Baroccis berühmtem Altarbild der Sieben Werke der Barmherzigkeit, bekannt als Madonna del Popolo, in den Uffizien in Florenz, das in den 1570er-Jahren für die Kapelle der Fraternità dei Laici in Santa Maria della Pieve in Arezzo entstanden ist (siehe Abb. 1).

Die Züge des Mädchens im vorliegenden Gemälde weisen starke Ähnlichkeit mit jenen des neben der knieenden Frau sitzenden Mädchens auf. Die Ausrichtung seines Gesichts wurde vom Künstler überarbeitet; in der finalen Version entschied er die Pose zu verändern und das Mädchen nah an das Gesicht der es instruierenden Frau mit gesenkten Augen zu platzieren. Man kennt von Barocci auch andere Studien und Bozzetti für seine Altarbilder, die ihm dazu dienten, mit Komposition und Haltungen der Figuren zu experimentieren; einige davon sind erhalten (British Museum, London; Galleria degli Uffizi, Florenz; Kupferstichkabinett, Berlin). Im Jahr 2014 kam das vorliegende Gemälde mit einer weiteren Kopfstudie zur Versteigerung, dem zweiten der Due Testine, der ebenfalls mit der Madonna del Popolo in Zusammenhang steht. Die Studie der jungen Frau im Profil entspricht der Figur am linken Bildrand des Altargemäldes (siehe Abb. 2).

Das vorliegende Gemälde weist alle typischen Merkmale von Baroccis kenntnisreicher und penibler Ausführung auf. Die lebendigen Augen des jungen Mädchens blicken den Betrachter, den das Mädchen zu beobachten scheint anstatt bloß für den Künstler zu posieren, direkt an, sodass das Gemälde, wie Emiliani ausgeführt hat, eher als Porträt denn als einfache Kopfstudie aufzufassen ist. Dies würde nahelegen, dass es sich um die Tochter einer wichtigen Adelsfamilie handelt, möglicherweise um ein junges Mitglied des Hofes von Urbino. Dem Lächeln des Mädchens ist der Ausdruck von Zuneigung abzulesen, den Barocci seinen Figuren gerne verlieh. Wir spüren hier eine Dimension „christlicher Freude“, der Barocci in der Chiesa Nuova des Filippo Neri begegnete, sowie das Sentiment, mit dem der seine bevorzugten Themen Familie, Mutterschaft und Gemeinschaft darstellte.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 190.500,-
Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-

Federico Barocci


(Urbino 1535–1612)
Kopfstudie eines jungen Mädchens,
Öl auf Holz, 43,4 x 33,7 cm, gerahmt

Provenienz:
Ugo Boncompagni, 4. Herzog von Sora, Rom (1614–1676);
Gregorio II. Boncompagni, 5. Herzog von Sora und Arce, Rom (1701);
Antonio I. Boncompagni, 5. Herzog von Sora und Arce, Rom (1658–1721), nach 1702 gen. Boncompagni Ludovisi;
Weitergabe im Erbgang an eine europäische Privatsammlung;
Auktion, Dorotheum, Wien, 21. Oktober 2014, Lot 62;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Dokumentation:
Dokumentiert 1701 in der Sammlung Gregorio Boncompagni Ludovisi: “due teste del Barocci” als Leihgabe (siehe Literatur);
ASV, Archivio Boncompagni Ludovisi, Inventar des Gregorio Boncompagni, 17. März 1707 (Prot. 659, Nr. 5), 42/n.2: „Quadri da mezza testa per alto con cornici dorate, rappresentanti due teste con busti di Donne al naturale dipinti in tavola“

Literatur:
A. G. De Marchi, Mostre di quadri a San Salvatore in Lauro (1682–1725): stime di collezioni romane. Note e appunti di Giuseppe Ghezzi, Rom 1987, S. 150

Anlässlich der Auktion von 2014 stellte Andrea Emiliani bei der Katalogisierung des vorliegenden Werks seine Hilfe zur Verfügung.

Das vorliegende Gemälde steht in Zusammenhang mit Federico Baroccis berühmtem Altarbild der Sieben Werke der Barmherzigkeit, bekannt als Madonna del Popolo, in den Uffizien in Florenz, das in den 1570er-Jahren für die Kapelle der Fraternità dei Laici in Santa Maria della Pieve in Arezzo entstanden ist (siehe Abb. 1).

Die Züge des Mädchens im vorliegenden Gemälde weisen starke Ähnlichkeit mit jenen des neben der knieenden Frau sitzenden Mädchens auf. Die Ausrichtung seines Gesichts wurde vom Künstler überarbeitet; in der finalen Version entschied er die Pose zu verändern und das Mädchen nah an das Gesicht der es instruierenden Frau mit gesenkten Augen zu platzieren. Man kennt von Barocci auch andere Studien und Bozzetti für seine Altarbilder, die ihm dazu dienten, mit Komposition und Haltungen der Figuren zu experimentieren; einige davon sind erhalten (British Museum, London; Galleria degli Uffizi, Florenz; Kupferstichkabinett, Berlin). Im Jahr 2014 kam das vorliegende Gemälde mit einer weiteren Kopfstudie zur Versteigerung, dem zweiten der Due Testine, der ebenfalls mit der Madonna del Popolo in Zusammenhang steht. Die Studie der jungen Frau im Profil entspricht der Figur am linken Bildrand des Altargemäldes (siehe Abb. 2).

Das vorliegende Gemälde weist alle typischen Merkmale von Baroccis kenntnisreicher und penibler Ausführung auf. Die lebendigen Augen des jungen Mädchens blicken den Betrachter, den das Mädchen zu beobachten scheint anstatt bloß für den Künstler zu posieren, direkt an, sodass das Gemälde, wie Emiliani ausgeführt hat, eher als Porträt denn als einfache Kopfstudie aufzufassen ist. Dies würde nahelegen, dass es sich um die Tochter einer wichtigen Adelsfamilie handelt, möglicherweise um ein junges Mitglied des Hofes von Urbino. Dem Lächeln des Mädchens ist der Ausdruck von Zuneigung abzulesen, den Barocci seinen Figuren gerne verlieh. Wir spüren hier eine Dimension „christlicher Freude“, der Barocci in der Chiesa Nuova des Filippo Neri begegnete, sowie das Sentiment, mit dem der seine bevorzugten Themen Familie, Mutterschaft und Gemeinschaft darstellte.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!