Lot Nr. 22


Toskanische Schule, 16. Jahrhundert


Toskanische Schule, 16. Jahrhundert - Alte Meister I

Adam und Eva vor Gottes Gericht,
Öl auf Kupfer, 30 x 47,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel Gasparrini, Rom;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich um eine seltene Darstellung des Jüngsten Gerichts, die auf den neuen religiösen Vorstellungen der lutherischen Reformation basiert: Den Menschen wird nicht aufgrund ihrer Verdienste oder guten Taten vergeben, sondern einzig durch die Gnade Gottes. Das Bild fängt den protestantischen Geist ein und ist als ikonografische Aussage mit pädagogischen Absichten zu lesen.

Adam und Eva sind durch die Schlange der Sünde aneinandergebunden und befinden sich in Begleitung des Teufels, der im Gewand einer päpstlichen Wache erscheint. Die Komposition nimmt Bezug auf höfische Darstellungen des Mittelalters: Das sündige Paar ist vor Gott Vater dargestellt, der das Urteil sprechen wird, sowie vor Christus, der die Schuld der Vorväter gesühnt hat. Vor ihnen auf dem Tisch liegen die Gesetzestafeln und der angebissene Apfel.

Die Personifikationen der Tugenden nehmen den Platz der Engel ein, die jahrhundertelang als Vermittler zwischen den sündigen Menschen und Gott galten. Die vier himmlischen Schwestern (Psalm 85, 11) nähern sich dem Tisch: Justitia mit dem Schwert und der Waage und Veritas auf der rechten Seite, die Huld und der Friede mit der Taube auf der anderen.

Der Austausch mit nordeuropäischen Ländern half bei der Verbreitung reformatorischen Gedankenguts in Italien insbesondere in den Städten Nord- und Mittelitaliens. Protestantische Gruppen bildeten sich in Mantua, Ferrara, Mailand und Lucca; Lelio Sozzini (1525–1562) aus Siena begann erfolgreich zu predigen.

Im Museumsquartier St. Annen in Lübeck gibt es ein sehr ähnliches Bildthema des Monogrammisten JAR, das um 1570 datiert wird (Inv.-Nr.1987-38). In der Frauenkirche im sächsischen Meißen stellt ein großformatiges Bild der Cranach-Schule das Jüngste Gericht auf einem Epitaph dar (siehe A. Blühm, Der Streit der Tugenden um die Menschheit – Ein Beitrag zur Ikonographie der Reformationszeit, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte, 28, 1989, S. 64–75).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 23.040,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Toskanische Schule, 16. Jahrhundert


Adam und Eva vor Gottes Gericht,
Öl auf Kupfer, 30 x 47,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel Gasparrini, Rom;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich um eine seltene Darstellung des Jüngsten Gerichts, die auf den neuen religiösen Vorstellungen der lutherischen Reformation basiert: Den Menschen wird nicht aufgrund ihrer Verdienste oder guten Taten vergeben, sondern einzig durch die Gnade Gottes. Das Bild fängt den protestantischen Geist ein und ist als ikonografische Aussage mit pädagogischen Absichten zu lesen.

Adam und Eva sind durch die Schlange der Sünde aneinandergebunden und befinden sich in Begleitung des Teufels, der im Gewand einer päpstlichen Wache erscheint. Die Komposition nimmt Bezug auf höfische Darstellungen des Mittelalters: Das sündige Paar ist vor Gott Vater dargestellt, der das Urteil sprechen wird, sowie vor Christus, der die Schuld der Vorväter gesühnt hat. Vor ihnen auf dem Tisch liegen die Gesetzestafeln und der angebissene Apfel.

Die Personifikationen der Tugenden nehmen den Platz der Engel ein, die jahrhundertelang als Vermittler zwischen den sündigen Menschen und Gott galten. Die vier himmlischen Schwestern (Psalm 85, 11) nähern sich dem Tisch: Justitia mit dem Schwert und der Waage und Veritas auf der rechten Seite, die Huld und der Friede mit der Taube auf der anderen.

Der Austausch mit nordeuropäischen Ländern half bei der Verbreitung reformatorischen Gedankenguts in Italien insbesondere in den Städten Nord- und Mittelitaliens. Protestantische Gruppen bildeten sich in Mantua, Ferrara, Mailand und Lucca; Lelio Sozzini (1525–1562) aus Siena begann erfolgreich zu predigen.

Im Museumsquartier St. Annen in Lübeck gibt es ein sehr ähnliches Bildthema des Monogrammisten JAR, das um 1570 datiert wird (Inv.-Nr.1987-38). In der Frauenkirche im sächsischen Meißen stellt ein großformatiges Bild der Cranach-Schule das Jüngste Gericht auf einem Epitaph dar (siehe A. Blühm, Der Streit der Tugenden um die Menschheit – Ein Beitrag zur Ikonographie der Reformationszeit, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte, 28, 1989, S. 64–75).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!