Lot Nr. 24 -


Habsburger Hofmaler, 17. Jahrhundert


Habsburger Hofmaler, 17. Jahrhundert - Alte Meister I

Porträt von Erzherzog Albrecht VII. von Österreich (1559–1621),
Öl auf Leinwand, 116,5 x 84,5 cm, gerahmt

Provenienz:
erworben bei Robinson, Fisher & Co, London, 12. Mai 1915;
im Erbgang an den vorherigen Besitzer;
von diesem erworben durch den heutigen Besitzer

Im Jahr 1609 ernannten Albrecht VII. von Österreich und Infantin Isabella Clara Eugenia Rubens zum Hofmaler. Eine von Rubens’ wichtigsten Aufgaben bestand in der Verbreitung von Bildnissen des erzherzoglichen Paars im wortwörtlichen Sinn und damit in der Förderung der offiziellen Staatsikonografie. Auf Grundlage früherer Vorlagen wie jener Otto van Veens und Frans Pourbus’ des Jüngeren schuf Rubens ein Porträt nach dem Modell, auf dem der Erzherzog entweder ganz in Schwarz gekleidet oder mit silbern bestickten Ärmeln zu sehen ist. Der vorliegende Bildtypus ist in unterschiedlichen Formaten bekannt – ganzfigurig, als Dreiviertelfigur und als Brustbild – und war Gegenstand mehrerer Fassungen Rubens’ und seiner Werkstatt, in der so wichtige Künstler wie Anthonis van Dyck und Gaspar de Crayer beschäftigt waren.

Albrecht ist hier als Kniestück im Dreiviertelprofil dargestellt, mit seinem Blick fixiert er den Betrachter. Er trägt ein Wams und Beinlinge, einen gestärkten Mühlsteinkragen und passende Manschetten; über den Schultern liegt ein kurzer Umhang, auf der Brust liegt die Kette mit dem Orden vom Goldenen Vlies, deren Mitglied er 1599 wurde. Seine Linke ruht auf dem Griff seines Schwertes, auf dem Tisch links liegt sein berühmter Federhut. Der Hintergrund wird von einem samtenen Vorhang gebildet, auf dem sich das Licht in breiten Streifen spiegelt. Es ist bekannt, dass Rubens’ Bildfindung dieses Typus auf die Zeit vor 1615 zurückgeht, wie ein aus diesem Jahr datierender Stich von Jan Harmensz. Muller belegt (siehe H. Vlieghe, Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, Bd. 19-2, New York 1987, Abb. 7). Hans Vlieghe meint, dass die meisten bekannten Repliken nach dem Stich ausgeführt wurden, zumal sich keine eigenhändige Fassung Rubens’ dieses Typus erhalten hat (siehe H. Vlieghe 1987, S. 38, Kat.-Nr. 60). Eine naheliegende Erklärung wäre, dass die verlorene Urfassung Rubens’ als Geschenk der Diplomatie an politische Verbündete ins Ausland gelangte. Die verschiedenen Hofmaler und ihre Werkstätten hätten sich demnach an dem Stich orientiert.

Angesichts der Unterschiede in Modellierung und Pinselführung des vorliegenden Gemäldes gegenüber den eigenhändigen Werken Rubens’ liegt der Schluss nahe, dass das vorliegende Gemälde von einem seiner Mitarbeiter im direkten Umfeld der Erzherzogshofs ausgeführt wurde. Die unter Vertrag genommenen Maler waren zumeist talentierte, fachlich ausgebildete Künstler, die es gewohnt waren, berühmte Vorbilder zum Zweck der Verbreitung zu reproduzieren. Alle Porträts des Erzherzogs entstanden mit der Absicht, das Bild des mächtigen Statthalters der Spanischen Niederlande in Umlauf zu bringen. Eine weitere der Werkstatt Rubens’ zugeschriebene Fassung befindet sich in der National Gallery in London (Inv.-Nr. 3818).

Erzherzog Albrecht war der fünfte Sohn von Kaiser Maximilian II. und Maria von Spanien. Er wuchs am spanischen Hof auf und strebte schon früh eine kirchliche Laufbahn an. Nach der dynastischen Verbindung mit Portugal wurde Albert 1583 erster Vizekönig des Königreichs und seiner Besitztümer in Übersee; später, im Jahr 1595 wurde er Generalgouverneur der Spanischen Niederlande. Als 1598 seine Verlobung mit der spanischen Infantin Isabella Clara Eugenia stattfand, entließ der Papst Albrecht aus seinen Pflichten gegenüber der Kirche. Isabella, eine Tochter von König Philipp II. von Spanien und damit eine Enkelin von Kaiser Karl V., brachte die Spanischen Niederlande als Mitgift in die Ehe. Das Paar residierte ab 1599 in Brüssel. Der Erzherzog verstarb dort 1621; seine Witwe führte die Regierungsgeschäfte bis zu ihrem eigenen Tod 1633 weiter. Beide galten als Förderer der Künste und Wissenschaften und machten sich insbesondere als Mäzene von Peter Paul Rubens verdient.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-

Habsburger Hofmaler, 17. Jahrhundert


Porträt von Erzherzog Albrecht VII. von Österreich (1559–1621),
Öl auf Leinwand, 116,5 x 84,5 cm, gerahmt

Provenienz:
erworben bei Robinson, Fisher & Co, London, 12. Mai 1915;
im Erbgang an den vorherigen Besitzer;
von diesem erworben durch den heutigen Besitzer

Im Jahr 1609 ernannten Albrecht VII. von Österreich und Infantin Isabella Clara Eugenia Rubens zum Hofmaler. Eine von Rubens’ wichtigsten Aufgaben bestand in der Verbreitung von Bildnissen des erzherzoglichen Paars im wortwörtlichen Sinn und damit in der Förderung der offiziellen Staatsikonografie. Auf Grundlage früherer Vorlagen wie jener Otto van Veens und Frans Pourbus’ des Jüngeren schuf Rubens ein Porträt nach dem Modell, auf dem der Erzherzog entweder ganz in Schwarz gekleidet oder mit silbern bestickten Ärmeln zu sehen ist. Der vorliegende Bildtypus ist in unterschiedlichen Formaten bekannt – ganzfigurig, als Dreiviertelfigur und als Brustbild – und war Gegenstand mehrerer Fassungen Rubens’ und seiner Werkstatt, in der so wichtige Künstler wie Anthonis van Dyck und Gaspar de Crayer beschäftigt waren.

Albrecht ist hier als Kniestück im Dreiviertelprofil dargestellt, mit seinem Blick fixiert er den Betrachter. Er trägt ein Wams und Beinlinge, einen gestärkten Mühlsteinkragen und passende Manschetten; über den Schultern liegt ein kurzer Umhang, auf der Brust liegt die Kette mit dem Orden vom Goldenen Vlies, deren Mitglied er 1599 wurde. Seine Linke ruht auf dem Griff seines Schwertes, auf dem Tisch links liegt sein berühmter Federhut. Der Hintergrund wird von einem samtenen Vorhang gebildet, auf dem sich das Licht in breiten Streifen spiegelt. Es ist bekannt, dass Rubens’ Bildfindung dieses Typus auf die Zeit vor 1615 zurückgeht, wie ein aus diesem Jahr datierender Stich von Jan Harmensz. Muller belegt (siehe H. Vlieghe, Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, Bd. 19-2, New York 1987, Abb. 7). Hans Vlieghe meint, dass die meisten bekannten Repliken nach dem Stich ausgeführt wurden, zumal sich keine eigenhändige Fassung Rubens’ dieses Typus erhalten hat (siehe H. Vlieghe 1987, S. 38, Kat.-Nr. 60). Eine naheliegende Erklärung wäre, dass die verlorene Urfassung Rubens’ als Geschenk der Diplomatie an politische Verbündete ins Ausland gelangte. Die verschiedenen Hofmaler und ihre Werkstätten hätten sich demnach an dem Stich orientiert.

Angesichts der Unterschiede in Modellierung und Pinselführung des vorliegenden Gemäldes gegenüber den eigenhändigen Werken Rubens’ liegt der Schluss nahe, dass das vorliegende Gemälde von einem seiner Mitarbeiter im direkten Umfeld der Erzherzogshofs ausgeführt wurde. Die unter Vertrag genommenen Maler waren zumeist talentierte, fachlich ausgebildete Künstler, die es gewohnt waren, berühmte Vorbilder zum Zweck der Verbreitung zu reproduzieren. Alle Porträts des Erzherzogs entstanden mit der Absicht, das Bild des mächtigen Statthalters der Spanischen Niederlande in Umlauf zu bringen. Eine weitere der Werkstatt Rubens’ zugeschriebene Fassung befindet sich in der National Gallery in London (Inv.-Nr. 3818).

Erzherzog Albrecht war der fünfte Sohn von Kaiser Maximilian II. und Maria von Spanien. Er wuchs am spanischen Hof auf und strebte schon früh eine kirchliche Laufbahn an. Nach der dynastischen Verbindung mit Portugal wurde Albert 1583 erster Vizekönig des Königreichs und seiner Besitztümer in Übersee; später, im Jahr 1595 wurde er Generalgouverneur der Spanischen Niederlande. Als 1598 seine Verlobung mit der spanischen Infantin Isabella Clara Eugenia stattfand, entließ der Papst Albrecht aus seinen Pflichten gegenüber der Kirche. Isabella, eine Tochter von König Philipp II. von Spanien und damit eine Enkelin von Kaiser Karl V., brachte die Spanischen Niederlande als Mitgift in die Ehe. Das Paar residierte ab 1599 in Brüssel. Der Erzherzog verstarb dort 1621; seine Witwe führte die Regierungsgeschäfte bis zu ihrem eigenen Tod 1633 weiter. Beide galten als Förderer der Künste und Wissenschaften und machten sich insbesondere als Mäzene von Peter Paul Rubens verdient.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021

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