Lot Nr. 40


Ambrosius Bosschaert


Ambrosius Bosschaert - Alte Meister I

(Antwerpen 1573–1621 Den Haag)
Gemischte Blüten in einem Korb mit Früchten und Muscheln im Vordergrund,
mit Signatur links unten: J Bosschaert,
Öl auf Holz, 39 x 70 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Belgien

Wir danken Fred Meijer, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Ambrosius Bosschaert den Älteren bestätigt hat. Meijer datiert das Bild um 1617 und vergleicht es mit einem mit 1617 datierten Werk auf Kupfer (40 x 70 cm; Auktion Christie’s, London, 11. Dezember 1987, Lot 40), das er im Archiv des RKD aufgefunden hat (Nr. 2850), sowie mit einem weiteren auf Holz gemaltem Werk aus dem Jahr 1610 (35,5 x 55,5 cm; Privatsammlung, Deutschland), das ebenfalls im RKD verzeichnet ist (Nr. 122796).

Die Komposition mit dem zentralen Blumenstrauß, die links durch die auf dem Sims liegende Tulpe, an deren Stiel eine Larve entlangkriecht (ein Symbol für die Auferstehung Christi), und rechts durch den Pfirsich mit dem trippelnden Käfer abgeschlossen wird, veranschaulicht den Sinn für Symmetrie sowie die wissenschaftliche Genauigkeit, für die Bosschaert so berühmt war, und das nicht nur in Utrecht (1616–1619), wo dieses Werk entstand, sondern auch auf den florierenden Kunstmärkten von Amsterdam, Middleburg und Breda, wo der Künstler später seine Werkstatt hatte. Die vielen abgebildeten Blüten können unmöglich einer einzigen Jahreszeit entstammen und basieren wahrscheinlich auf Studien, die Bosschaert in verschiedenen Monaten in den bedeutenden botanischen Gärten von Middleburg anfertigte.

Als jemand, der aufgrund seines protestantischen Glaubens aus Antwerpen geflohen war, war sich Bosschaert der religiösen Symbolik der dargestellten Blumen wie beispielsweise des rosafarbenen Nelke bewusst, die als Symbol ungezähmter Leidenschaft und des Strebens nach einem tugendhaften Leben galt, während die Iris auf die Majestät des Göttlichen anspielte. Die theologische Bedeutung der Blumen hatte in den nördlichen Niederlanden eine lange Tradition: „Wir freuen uns, wenn wir eine gemalte Blume sehen, die mit einer wirklichen wetteifert. In der einen bewundern wir die Kunstfertigkeit der Natur, in der anderen das Genie des Malers, in jeder die Güte Gottes“, schrieb Erasmus von Rotterdam in seinem Convivium religiosum von 1552. Auch das Handbuch Stirpium adversaria nova des Middelburger Botanikers Matthias de l’Obel aus dem Jahr 1571 mit seinen vielen Blütenstichen war aller Wahrscheinlich nach eine anregende Quelle für das vorliegende Werk.

Bosschaert hatte drei Söhne, die alle Blumenmaler wurden; auch sein Schwager Balthasar van der Ast lebte bei ihm und leitete seine Utrechter und dann seine Bredaer Werkstatt, womit sie wohl die bedeutendste Dynastie von Blumenstilllebenmalern des Goldenen Zeitalters bildeten. Dies mag die Ursache für die spätere Verwirrung über die dem Gemälde viele Jahre nach seiner Entstehung hinzugefügte Signatur sein, die das Bild überraschenderweise als Werk des Sohns des Künstlers Johannes ausweist. Ausführung und Stil der Arbeit lassen jedoch eindeutig erkennen, dass es sich um das Werk von Ambrosius Bosschaert dem Älteren, des berühmteren Begründers der Dynastie, handelt.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Ambrosius Bosschaert


(Antwerpen 1573–1621 Den Haag)
Gemischte Blüten in einem Korb mit Früchten und Muscheln im Vordergrund,
mit Signatur links unten: J Bosschaert,
Öl auf Holz, 39 x 70 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Belgien

Wir danken Fred Meijer, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Ambrosius Bosschaert den Älteren bestätigt hat. Meijer datiert das Bild um 1617 und vergleicht es mit einem mit 1617 datierten Werk auf Kupfer (40 x 70 cm; Auktion Christie’s, London, 11. Dezember 1987, Lot 40), das er im Archiv des RKD aufgefunden hat (Nr. 2850), sowie mit einem weiteren auf Holz gemaltem Werk aus dem Jahr 1610 (35,5 x 55,5 cm; Privatsammlung, Deutschland), das ebenfalls im RKD verzeichnet ist (Nr. 122796).

Die Komposition mit dem zentralen Blumenstrauß, die links durch die auf dem Sims liegende Tulpe, an deren Stiel eine Larve entlangkriecht (ein Symbol für die Auferstehung Christi), und rechts durch den Pfirsich mit dem trippelnden Käfer abgeschlossen wird, veranschaulicht den Sinn für Symmetrie sowie die wissenschaftliche Genauigkeit, für die Bosschaert so berühmt war, und das nicht nur in Utrecht (1616–1619), wo dieses Werk entstand, sondern auch auf den florierenden Kunstmärkten von Amsterdam, Middleburg und Breda, wo der Künstler später seine Werkstatt hatte. Die vielen abgebildeten Blüten können unmöglich einer einzigen Jahreszeit entstammen und basieren wahrscheinlich auf Studien, die Bosschaert in verschiedenen Monaten in den bedeutenden botanischen Gärten von Middleburg anfertigte.

Als jemand, der aufgrund seines protestantischen Glaubens aus Antwerpen geflohen war, war sich Bosschaert der religiösen Symbolik der dargestellten Blumen wie beispielsweise des rosafarbenen Nelke bewusst, die als Symbol ungezähmter Leidenschaft und des Strebens nach einem tugendhaften Leben galt, während die Iris auf die Majestät des Göttlichen anspielte. Die theologische Bedeutung der Blumen hatte in den nördlichen Niederlanden eine lange Tradition: „Wir freuen uns, wenn wir eine gemalte Blume sehen, die mit einer wirklichen wetteifert. In der einen bewundern wir die Kunstfertigkeit der Natur, in der anderen das Genie des Malers, in jeder die Güte Gottes“, schrieb Erasmus von Rotterdam in seinem Convivium religiosum von 1552. Auch das Handbuch Stirpium adversaria nova des Middelburger Botanikers Matthias de l’Obel aus dem Jahr 1571 mit seinen vielen Blütenstichen war aller Wahrscheinlich nach eine anregende Quelle für das vorliegende Werk.

Bosschaert hatte drei Söhne, die alle Blumenmaler wurden; auch sein Schwager Balthasar van der Ast lebte bei ihm und leitete seine Utrechter und dann seine Bredaer Werkstatt, womit sie wohl die bedeutendste Dynastie von Blumenstilllebenmalern des Goldenen Zeitalters bildeten. Dies mag die Ursache für die spätere Verwirrung über die dem Gemälde viele Jahre nach seiner Entstehung hinzugefügte Signatur sein, die das Bild überraschenderweise als Werk des Sohns des Künstlers Johannes ausweist. Ausführung und Stil der Arbeit lassen jedoch eindeutig erkennen, dass es sich um das Werk von Ambrosius Bosschaert dem Älteren, des berühmteren Begründers der Dynastie, handelt.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021

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