Lot Nr. 205


Emilio Vedova *


(Venice 1919–2006)
Visione Contemporanea, 1952, Farbe und Eitempera auf Leinwand, 130 x 170 cm, gerahmt

Das vorliegende Werk ist bei der Fondazione Emilio e Annabianca Vedova, Venedig, registriert. Ein Fotozertifikat liegt bei.

Provenienz:
Galleria d’arte Maggiore, Bologna (rückseitig Stempel)
Privatsammlung, Italien
Pandolfini Casa d‘Aste, 22. November 2002, Los 112
Privatsammlung, Rovereto
Privatsammlung, Brescia
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Venedig, XXVI Esposizione Biennale Internazionale d'Arte, 1952, Ausst.-Kat. S. 148, Nr. 34 mit Abb.
Hannover-Köln-Berlin, Acht italienische Maler. Afro, Birolli, Corpora, Moreni, Morlotti, Santomaso, Turcato, Vedova, (kuratiert von L. Caramel), Kestner Gesellschaft-Galerie Ferdinand Müller-Haus am Waldsee, 1953, Ausst.-Kat. Nr. 56 mit Abb.
VIII Premio Nazionale di pittura Michetti, Francavilla al Mare 1954, mit Abb. (rückseitig Aufkleber)
Brescia, la Bella Italia, Galleria Agnellini, 2014, Ausst.-Kat. S. 86-89 mit Abb.
Brescia, Picasso, De Chirico, Morandi. 100 capolavori del XIX e XX secolo dalle collezioni private bresciane, Palazzo Martinengo, 2018, Ausst.-Kat. S.
220-221 mit Abb.

Literatur:
Arte Italiana all’estero, 1952
Arti Visive 3, rivista della Fondazione Origine, Città di Castello 1952
L. Caramel (Hrsg.), Premio Michetti: 50 Edizioni, 1948-98, Electa, Mailand 1998,
S. 43, Nr. 19 mit Abb.

Der neueste Vedova unterscheidet sich nicht so sehr von seinen Arbeiten, die vor zehn oder mehr Jahren auf den Markt kamen.
Es ist klar, dass seine Erfahrung größer ist, dass es keine Schwierigkeiten oder formale Unsicherheiten gibt, aber der Geist des Malers ist immer dramatisch, mit ständigen Impulsen und Erinnerungen an die Unordnung eines Temperaments, in dem Intelligenz mit Leidenschaft kämpft.

Vedova, voller aggressiver, ungebremster Impulse, setzt seine Bilder in den Rhythmus einer frenetischen Dynamik. Seine Hand ist schneller als sein Gehirn, in einem kreativen Automatismus, der so sensibel ist wie ein Seismograph.

Vedova besitzt einen immensen modernen „malerischen“ Instinkt: Er besitzt ihn instinktiv, mit einer unfehlbaren Gewissheit über den Wert und die Bedeutung eines jeden Ausdrucksmittels. Seine Probleme sind immer noch der Kubismus und der Futurismus, und es sind Probleme der räumlichen Darstellung: der Kontinuität und der Vielfältigkeit, entweder auf der Ebene der analogen Serien oder auf der Ebene der Facettierung der Formen in einer Art wirbelnder Bewegung in der Tiefe. Vedova schildert seine eigene Angst in diesen Abgründen, wobei er die Strenge von Schwarz und Weiß beibehält, die für ihn immer noch Farbe ist. Er unterteilt die Komposition in Zonen, wie eine „Collage“, um neue Vorschläge mit Licht- und Schattenkontrasten zu versuchen, auf der Spur einer verstörten, halluzinierten, obsessiven Zeichnung, auf den divergierenden Linien einer zentrifugalen Bewegung. Es entsteht der Eindruck von sich drehenden Fragmenten. Aber diese zerfallene Fantasiewelt, die in einem gequälten Raum versinkt, bindet sich in den unharmonischen Elementen unter dem Zeichen der starken Individualität der Vision zusammen.
Giuseppe Marchiori in Emilio Vedova, SALA XXII, XXVI Biennale di Venezia, Ausst.-Kat., Alfieri, Venedig, 1952

Das Gemälde „Visione contemporanea“ (zu dt. Zeitgenössische Vision) von 1952 (ursprünglich bekannt als „Immagine del tempo” [zu dt. Bild der Zeit]), das 1954 bei der 8. Ausgabe des Michetti-Preises in Francavilla al Mare ausgezeichnet wurde, gehört zu dieser Periode und zeugt von dem dramatischen und gleichsam widersprüchlichen Ton der Malerei Vedovas.
Dieser Ton beschreibt das persönliche und kollektive Unbehagen eines bestimmten historischen Moments durch Explosionen kontrastreicher Pinselstriche, ohne Rückgriff auf Farbe (es werden nur Schwarz, Weiß und Grautöne verwendet), mit kräftigen, scharfen Zeichen und gebrochenen sowie zerbrochenen Linien, in denen noch eine Spur der plastischen Energie der Futuristen und vor allem von Boccioni zu finden ist, wenn auch in einer Sprache, die bis dahin informell geworden war.
Paolo Bolpagni, Emilio Vedova-Visione contemporanea, in, De Chirico, Morandi. 100 capolavori del XIX e XX secolo dalle collezioni private bresciane, Brescia, Palazzo Martinengo, 2018, Ausst.-Kat.

„Die sich querenden und durchdringenden Kontraste des Schwarzen und Weißen brechen Durchblicke auf, evozieren bewegte Raumbilder, eine vergitterte apokalyptisch durcheinanderstürzende Räumlichkeit.
Die Fläche wird Erscheinungsfeld eines dramatisch ausdrucksvollen Raumgefüges.
Wie die Farbe, so wird auch der Raum zum selbständigen Akteur.“
Haftmann, Vedova 1960, Wedewer S. 258

Experte: Alessandro Rizzi Alessandro Rizzi
+39-02-303 52 41

alessandro.rizzi@dorotheum.it

01.12.2021 - 18:00

Schätzwert:
EUR 280.000,- bis EUR 360.000,-

Emilio Vedova *


(Venice 1919–2006)
Visione Contemporanea, 1952, Farbe und Eitempera auf Leinwand, 130 x 170 cm, gerahmt

Das vorliegende Werk ist bei der Fondazione Emilio e Annabianca Vedova, Venedig, registriert. Ein Fotozertifikat liegt bei.

Provenienz:
Galleria d’arte Maggiore, Bologna (rückseitig Stempel)
Privatsammlung, Italien
Pandolfini Casa d‘Aste, 22. November 2002, Los 112
Privatsammlung, Rovereto
Privatsammlung, Brescia
Europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Venedig, XXVI Esposizione Biennale Internazionale d'Arte, 1952, Ausst.-Kat. S. 148, Nr. 34 mit Abb.
Hannover-Köln-Berlin, Acht italienische Maler. Afro, Birolli, Corpora, Moreni, Morlotti, Santomaso, Turcato, Vedova, (kuratiert von L. Caramel), Kestner Gesellschaft-Galerie Ferdinand Müller-Haus am Waldsee, 1953, Ausst.-Kat. Nr. 56 mit Abb.
VIII Premio Nazionale di pittura Michetti, Francavilla al Mare 1954, mit Abb. (rückseitig Aufkleber)
Brescia, la Bella Italia, Galleria Agnellini, 2014, Ausst.-Kat. S. 86-89 mit Abb.
Brescia, Picasso, De Chirico, Morandi. 100 capolavori del XIX e XX secolo dalle collezioni private bresciane, Palazzo Martinengo, 2018, Ausst.-Kat. S.
220-221 mit Abb.

Literatur:
Arte Italiana all’estero, 1952
Arti Visive 3, rivista della Fondazione Origine, Città di Castello 1952
L. Caramel (Hrsg.), Premio Michetti: 50 Edizioni, 1948-98, Electa, Mailand 1998,
S. 43, Nr. 19 mit Abb.

Der neueste Vedova unterscheidet sich nicht so sehr von seinen Arbeiten, die vor zehn oder mehr Jahren auf den Markt kamen.
Es ist klar, dass seine Erfahrung größer ist, dass es keine Schwierigkeiten oder formale Unsicherheiten gibt, aber der Geist des Malers ist immer dramatisch, mit ständigen Impulsen und Erinnerungen an die Unordnung eines Temperaments, in dem Intelligenz mit Leidenschaft kämpft.

Vedova, voller aggressiver, ungebremster Impulse, setzt seine Bilder in den Rhythmus einer frenetischen Dynamik. Seine Hand ist schneller als sein Gehirn, in einem kreativen Automatismus, der so sensibel ist wie ein Seismograph.

Vedova besitzt einen immensen modernen „malerischen“ Instinkt: Er besitzt ihn instinktiv, mit einer unfehlbaren Gewissheit über den Wert und die Bedeutung eines jeden Ausdrucksmittels. Seine Probleme sind immer noch der Kubismus und der Futurismus, und es sind Probleme der räumlichen Darstellung: der Kontinuität und der Vielfältigkeit, entweder auf der Ebene der analogen Serien oder auf der Ebene der Facettierung der Formen in einer Art wirbelnder Bewegung in der Tiefe. Vedova schildert seine eigene Angst in diesen Abgründen, wobei er die Strenge von Schwarz und Weiß beibehält, die für ihn immer noch Farbe ist. Er unterteilt die Komposition in Zonen, wie eine „Collage“, um neue Vorschläge mit Licht- und Schattenkontrasten zu versuchen, auf der Spur einer verstörten, halluzinierten, obsessiven Zeichnung, auf den divergierenden Linien einer zentrifugalen Bewegung. Es entsteht der Eindruck von sich drehenden Fragmenten. Aber diese zerfallene Fantasiewelt, die in einem gequälten Raum versinkt, bindet sich in den unharmonischen Elementen unter dem Zeichen der starken Individualität der Vision zusammen.
Giuseppe Marchiori in Emilio Vedova, SALA XXII, XXVI Biennale di Venezia, Ausst.-Kat., Alfieri, Venedig, 1952

Das Gemälde „Visione contemporanea“ (zu dt. Zeitgenössische Vision) von 1952 (ursprünglich bekannt als „Immagine del tempo” [zu dt. Bild der Zeit]), das 1954 bei der 8. Ausgabe des Michetti-Preises in Francavilla al Mare ausgezeichnet wurde, gehört zu dieser Periode und zeugt von dem dramatischen und gleichsam widersprüchlichen Ton der Malerei Vedovas.
Dieser Ton beschreibt das persönliche und kollektive Unbehagen eines bestimmten historischen Moments durch Explosionen kontrastreicher Pinselstriche, ohne Rückgriff auf Farbe (es werden nur Schwarz, Weiß und Grautöne verwendet), mit kräftigen, scharfen Zeichen und gebrochenen sowie zerbrochenen Linien, in denen noch eine Spur der plastischen Energie der Futuristen und vor allem von Boccioni zu finden ist, wenn auch in einer Sprache, die bis dahin informell geworden war.
Paolo Bolpagni, Emilio Vedova-Visione contemporanea, in, De Chirico, Morandi. 100 capolavori del XIX e XX secolo dalle collezioni private bresciane, Brescia, Palazzo Martinengo, 2018, Ausst.-Kat.

„Die sich querenden und durchdringenden Kontraste des Schwarzen und Weißen brechen Durchblicke auf, evozieren bewegte Raumbilder, eine vergitterte apokalyptisch durcheinanderstürzende Räumlichkeit.
Die Fläche wird Erscheinungsfeld eines dramatisch ausdrucksvollen Raumgefüges.
Wie die Farbe, so wird auch der Raum zum selbständigen Akteur.“
Haftmann, Vedova 1960, Wedewer S. 258

Experte: Alessandro Rizzi Alessandro Rizzi
+39-02-303 52 41

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kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 01.12.2021 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: Online

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