(Cleve 1485–1540 Antwerpen)
Maria lactans,
Öl auf Holz, 39 x 27,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland

Die vorliegende Jungfrau mit Kind ist in einer dramatischen Berglandschaft dargestellt, wie sie für Künstler im Umkreis von Joos van Cleve in dessen früher Antwerpener Periode typisch war, bevor sich ab den 1520er Jahren der merkliche Einfluss lombardischer Maler wie Leonardo da Vinci auf Farbigkeit und Lichtführung auswirkte. Die Haltung der beiden Mittelfiguren steht der Heiligen Familie im Metropolitan Museum of Art in New York sehr nahe, die Joos van Cleve um 1513 schuf.

Die Ikonografie des vorliegenden Bildes zeigt sowohl die Freuden der Mutterschaft als auch eine Vorahnung des leidvollen Todes Christi. In einer Vase befindet sich neben der Lilie auch eine rote Rose als Symbol für das Blut der Passion Christi. Beide Blumen sind nicht nur ein Sinnbild für Marias Reinheit, sondern auch für Trauer und Tod. Das Gebäude mit Zinnenkranz im Hintergrund mag zusätzlich ein Symbol für Marias „klösterliche“ Reinheit sein: eine Kulisse, in der sie in zahlreichen zeitgenössischen Druckgrafiken dargestellt wurde. Als Stillende bzw. Maria lactans steht sie für Gottes Liebe und Fürsorge für die Menschen. Und schließlich ist die Frucht in den Händen des Jesuskindes ein Zeichen für Fleischwerdung und Wiedergeburt.