(Ravenna 1552–1638)
Madonna mit Kind,
Öl auf Leinwand, 44,5 x 38,5 cm, gerahmt

Wir danken Alberto Crispo, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie vorgeschlagen hat.

Diese Komposition bezieht sich auf die Madonna mit der Rose, ein Werk von Girolamo Francesco Maria Mazzola, gen. Parmigianino, in der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden (Inv.-Nr. 161).

Während es im Gemälde Parmigianinos der Interpretation überlassen bleibt, ob die Figuren die Madonna mit Kind oder Venus und Amor und damit entweder ein religiöses oder ein profanes Sujet darstellen, ist der religiöse Kontext im vorliegenden Gemälde evident. Dank des Schleiers der Madonna und der Heiligenscheine der Figuren ist die Darstellung eindeutig als Gottesmutter mit dem Jesuskind erkennbar. Sowohl in Parmigianinos als auch in Longhis Gemälde hält das Kind eine Rose.

Barbara Longhi war die Tochter und eine Schülerin von Luca Longhi, der ihr Frühwerk stark beeinflusste. Vasari pries das Talent der jungen Künstlerin, als er ihren Vater in dessen Haus in Ravenna besuchte: „[Sie] zeichnet sehr gut und hat damit begonnen, manches mit viel Anmut und Stil farbig umzusetzen“ (siehe P. Tinagli, Women in Italian Renaissance Art: Gender, Representation and Identity, Manchester/New York 1997, S. 12). Während sie sich in ihrer Frühzeit mit einer eher eingeschränkten Palette begnügte, bediente sie sich später kräftiger Farben und verlieh ihren Figuren eine dreidimensionale Monumentalität.

Barbara Longhi war für ihre Darstellungen der Madonna mit Kind, unter die sich auch das vorliegende Gemälde reiht, berühmt. Oft fügte sie noch Draperien und kleine Fenster mit Landschaftsausblicken oder dem Himmel im Hintergrund hinzu – Elemente, die sie den Werken Correggios und Parmigianinos entlehnte. Von den Werken Leonardos und Raffaels übernahm sie hingegen das Sfumato und die Dreieckskomposition.