(Utrecht 1596–1660)
Christus unter den Schriftgelehrten,
Öl auf Leinwand, 101 x 134,5 cm gerahmt

Wir danken Luuk Pijl, der die Zuschreibung bestätigt hat. Sein schriftliches Gutachten liegt dem Werk bei.

Pieter Wtewael war das älteste Kind des berühmten Utrechter Manieristen Joachim Wtewael und dessen Frau Christiana van Halen. Das von Joachim angefertigte Porträt seines Sohns (heute Utrecht, Centraal Museum, Inv. 18020) zeigt Pieter als Maler mit Pinseln in den Händen, auch wenn heute bekannt ist, dass er nur für kurze Zeit seines Lebens den Malerberuf ausgeübt hat. Pieter war im Utrechter Stadtrat aktiv und kümmerte sich erfolgreich um die geschäftlichen Belange seiner Familie. Bei seinem Tod im Jahr 1660 hinterließ er einen beachtlichen Besitz, darunter mehrere eigenhändige Werke wie auch solche seines Vaters.

Pieters überschaubares Œuvre entstand zwischen 1624 und 1630 und umfasst kaum mehr als 25 Werke. Erst in den letzten 50 Jahren ist es gelungen, Pieter Gemälde fest zuzuschreiben, die vormals für den berühmten Vater beansprucht wurden (siehe Anne W. Lowenthal, Some Paintings by Peter Wtewael 1596–1660, in: Burlington Magazine, 116, 1974, S. 458–466). Bei ihm erlernte Pieter den Beruf und knüpfte sehr erfolgreich an dessen Kunst an. Die markanten Schriftgelehrten auf dem vorliegenden Gemälde finden sich in vielen Kompositionen Joachims wieder, so zum Beispiel die Figur des fast schon karikaturhaften Alten mit Brille in Gestalt des Evangelisten Matthäus in der Walters Art Gallery in Baltimore oder der Mann mit Turban in der Figur eines Hirten in der Anbetung der Hirten im Musée Magnin in Dijon. Heute wird davon ausgegangen, dass Pieter und Joachim auch zusammen an Gemälden gearbeitet haben, was eine Trennung erschwert. Eine kleinere und variierte Version des Christus unter den Schriftgelehrten, die früher als alleinige Arbeit Joachims galt, heute aber hauptsächlich für Pieter beansprucht wird, befand sich in der Sammlung Richard L. Feigens und wurde 2003 bei Sotheby’s in Amsterdam versteigert (4. November, Lot 119). Aus dem Bestand sowie aus alten Verkaufskatalogen der letzten Jahrhunderte geht klar hervor, dass Vater und Sohn häufig mehrere Fassungen eines gefragten Themas geschaffen haben. So wurde eine dem hier angebotenen Gemälde in den Maßen entsprechende Version des Christus unter den Schriftgelehrten am 22. März 1762 in Amsterdam bei Cronenburgh versteigert: „Een stuk, verbeeldende Christus onder de Leeraars, door Jochim Uittenwaal, zo goed als Goltzius, h. 40 b. 56 d. / Ein Stück, darstellend Christus unter den Schriftgelehrten, von Jochim Uittenwaal, so gut wie Goltzius, h. 40 b. 56 Zoll“ (siehe Anne W. Lowenthal, Joachim Wtewael and Dutch Mannerism, Groningen 1986, S. 204).