Lot Nr. 275


Uwe Lausen *


(Stuttgart 1941 – 1970 Beilstein)
Ohne Titel, 1966, signiert, datiert Lausen 66, Öl auf Leinwand, 75 x 75 cm, Künstlerrahmen

Das Werk wird in den Nachtrag zu dem von Selima Niggl herausgegebenen Werkverzeichnis aufgenommen. wissenschaftlich

Wir danken Selima Niggl für die wissenschaftliche Unterstützung.

Provenienz:
Familienbesitz, Süddeutschland - direkt vom Künstler erworben

Ausgestellt:
DASMAXIMUM, Traunreut, Dauerausstellung, Leihgabe 2019-2021

„Uwe Lausens Werk zählt zu den stärksten Positionen der figurativen Malerei der 1960er-Jahre in Deutschland“
Pressemitteilung: Ende schön, alles schön, Schirn Kunsthalle, Frankfurt 2010

Uwe Lausen gehört zu einem kleinen Kreis deutscher Maler, die in den 1960er-Jahren die Veränderungen ihrer Zeit in die Malerei umzusetzen vermochten. Seine Bilder entstanden in einer Zeit, in der eine neue Generation mit bisher nicht gekannter Vehemenz mit traditionellen Konventionen abrechnete. Die Medien dieser Zeit wurden vermehrt von Bildern von politischer motivierter Gewalt dominiert, beispielsweise sei hier auf den Mord an John F. Kennedy oder den Vietnamkrieg verwiesen. Lausens Gesamtwerk entstand in den Jahren zwischen 1961 und 1969. Charakteristisch für seine Bilder ab Mitte der 1960er-Jahre ist die Reduktion seiner Motive auf Schwarz-Weiß- oder starke Farbkontraste sowie die Adaption von Fotomotiven, oftmals von Fotografien seiner Partnerin Heide Stolz. Auf den ersten Blick erinnern Lausens Werke an Arbeiten von Friedensreich Hundertwasser oder Francis Bacon. Hinzu kommen Kompositionselemente aus dem Bereich des Comics. In seinen letzten Lebensjahren ab 1966 dominiert eine realistische Malweise sein Schaffen. Lausen stellt seine Umwelt, vor allem die extremen Seiten der 1960er-Jahre, analytisch dar.

Seine Werke reflektieren die gesellschaftliche Realität der 1960er-Jahre in einer klaren, scharfen und unverwechselbaren Bildsprache. Die hier angebotene, unbetitelte Arbeit zeigt zwei sich gegenüber sitzende Personen in einem kontrastreichen Blau-Orange. Lässig sitzt ein männlicher Protagonist mittleren Alters im hinteren Bereich des Bildes, seine Füße streckt er seinem Gegenüber, der am unteren Bildrand sitzt, und uns als Betrachter entgegen. Sein Gesichtsausdruck wirkt angespannt verbissen. Auf seiner Stirn erscheint eine große Zornesfalte. Seine Haltung und sein Ausdruck halten sein Gegenüber und uns als Betrachter ganz klar auf Abstand. Die orangene Bilddiagonale wird vom Qualm der Zigarette des rauchenden Gegenübers dominiert. Die zweite Person wendet dem Betrachter seinen Rücken zu und ist nicht näher zu erkennen. Augenmerk der Darstellung liegt auf dem im Hintergrund sitzenden Protagonisten, der uns seine Schuhsohlen entgegenstreckt und somit auf Abstand hält. Der Raum, indem sich die beiden Figuren befinden ist nicht zu identifizieren, die Szenerie wirkt surrealistisch. Psychedelisch – Lausens durch Rauschmittel hervorgerufenen Gemütszustand – verzerrt. Die Anzugschuhe sowie die orangene Bildfläche, die einen großen Tisch darstellen könnte, lassen uns an eine Bürolandschaft denken. Das allgegenwärtige Rauchen sowie die hitzigen zumeist politischen Diskussionen in dieser Zeit des gesellschaftspolitischen Umbruchs im Deutschland der Nachkriegszeit. Charakteristisch für Lausens Werke ist die Darstellung seiner gesellschaftlichen Realität. Lausen bildet die Stimmung seiner Zeit ab, gewährt uns Einblicke und übt auch Kritik an den gesellschaftlichen Zwängen seiner Zeit. Seine Werke erzählen von der Rolle des Einzelnen im sich wandelnden gesellschaftlichen Kontext der Bundesrepublik Deutschland der 1960er-Jahre.

Das aus Privatbesitz stammende Werk wurde seinerzeit direkt vom Künstler erworben und erst kürzlich entdeckt und der Öffentlichkeit vorgestellt. Lausens Bilder begeistern ein jüngeres Publikum ebenso wie seine eigene Generation, vor allem weil seine Bildsprache bis heute weder formal noch thematisch etwas von ihrer Aktualität eingebüßt hat. Trotz seines Erfolges zu Lebzeiten, geriet der Künstler nach seinem frühen Freitod im Jahr 1970 fast in Vergessenheit. Mit nur 29 Jahren nahm sich Lausen im Drogenrausch im Haus seiner Eltern das Leben. Heute zählt er zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Pop-Art.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de

01.06.2022 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 115.200,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Uwe Lausen *


(Stuttgart 1941 – 1970 Beilstein)
Ohne Titel, 1966, signiert, datiert Lausen 66, Öl auf Leinwand, 75 x 75 cm, Künstlerrahmen

Das Werk wird in den Nachtrag zu dem von Selima Niggl herausgegebenen Werkverzeichnis aufgenommen. wissenschaftlich

Wir danken Selima Niggl für die wissenschaftliche Unterstützung.

Provenienz:
Familienbesitz, Süddeutschland - direkt vom Künstler erworben

Ausgestellt:
DASMAXIMUM, Traunreut, Dauerausstellung, Leihgabe 2019-2021

„Uwe Lausens Werk zählt zu den stärksten Positionen der figurativen Malerei der 1960er-Jahre in Deutschland“
Pressemitteilung: Ende schön, alles schön, Schirn Kunsthalle, Frankfurt 2010

Uwe Lausen gehört zu einem kleinen Kreis deutscher Maler, die in den 1960er-Jahren die Veränderungen ihrer Zeit in die Malerei umzusetzen vermochten. Seine Bilder entstanden in einer Zeit, in der eine neue Generation mit bisher nicht gekannter Vehemenz mit traditionellen Konventionen abrechnete. Die Medien dieser Zeit wurden vermehrt von Bildern von politischer motivierter Gewalt dominiert, beispielsweise sei hier auf den Mord an John F. Kennedy oder den Vietnamkrieg verwiesen. Lausens Gesamtwerk entstand in den Jahren zwischen 1961 und 1969. Charakteristisch für seine Bilder ab Mitte der 1960er-Jahre ist die Reduktion seiner Motive auf Schwarz-Weiß- oder starke Farbkontraste sowie die Adaption von Fotomotiven, oftmals von Fotografien seiner Partnerin Heide Stolz. Auf den ersten Blick erinnern Lausens Werke an Arbeiten von Friedensreich Hundertwasser oder Francis Bacon. Hinzu kommen Kompositionselemente aus dem Bereich des Comics. In seinen letzten Lebensjahren ab 1966 dominiert eine realistische Malweise sein Schaffen. Lausen stellt seine Umwelt, vor allem die extremen Seiten der 1960er-Jahre, analytisch dar.

Seine Werke reflektieren die gesellschaftliche Realität der 1960er-Jahre in einer klaren, scharfen und unverwechselbaren Bildsprache. Die hier angebotene, unbetitelte Arbeit zeigt zwei sich gegenüber sitzende Personen in einem kontrastreichen Blau-Orange. Lässig sitzt ein männlicher Protagonist mittleren Alters im hinteren Bereich des Bildes, seine Füße streckt er seinem Gegenüber, der am unteren Bildrand sitzt, und uns als Betrachter entgegen. Sein Gesichtsausdruck wirkt angespannt verbissen. Auf seiner Stirn erscheint eine große Zornesfalte. Seine Haltung und sein Ausdruck halten sein Gegenüber und uns als Betrachter ganz klar auf Abstand. Die orangene Bilddiagonale wird vom Qualm der Zigarette des rauchenden Gegenübers dominiert. Die zweite Person wendet dem Betrachter seinen Rücken zu und ist nicht näher zu erkennen. Augenmerk der Darstellung liegt auf dem im Hintergrund sitzenden Protagonisten, der uns seine Schuhsohlen entgegenstreckt und somit auf Abstand hält. Der Raum, indem sich die beiden Figuren befinden ist nicht zu identifizieren, die Szenerie wirkt surrealistisch. Psychedelisch – Lausens durch Rauschmittel hervorgerufenen Gemütszustand – verzerrt. Die Anzugschuhe sowie die orangene Bildfläche, die einen großen Tisch darstellen könnte, lassen uns an eine Bürolandschaft denken. Das allgegenwärtige Rauchen sowie die hitzigen zumeist politischen Diskussionen in dieser Zeit des gesellschaftspolitischen Umbruchs im Deutschland der Nachkriegszeit. Charakteristisch für Lausens Werke ist die Darstellung seiner gesellschaftlichen Realität. Lausen bildet die Stimmung seiner Zeit ab, gewährt uns Einblicke und übt auch Kritik an den gesellschaftlichen Zwängen seiner Zeit. Seine Werke erzählen von der Rolle des Einzelnen im sich wandelnden gesellschaftlichen Kontext der Bundesrepublik Deutschland der 1960er-Jahre.

Das aus Privatbesitz stammende Werk wurde seinerzeit direkt vom Künstler erworben und erst kürzlich entdeckt und der Öffentlichkeit vorgestellt. Lausens Bilder begeistern ein jüngeres Publikum ebenso wie seine eigene Generation, vor allem weil seine Bildsprache bis heute weder formal noch thematisch etwas von ihrer Aktualität eingebüßt hat. Trotz seines Erfolges zu Lebzeiten, geriet der Künstler nach seinem frühen Freitod im Jahr 1970 fast in Vergessenheit. Mit nur 29 Jahren nahm sich Lausen im Drogenrausch im Haus seiner Eltern das Leben. Heute zählt er zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Pop-Art.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 01.06.2022 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 21.05. - 01.06.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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