Lot Nr. 11


Hans Ostendorfer, Umkreis


Hans Ostendorfer, Umkreis - Alte Meister I

(tätig in München 1503/1504–1524)
Dornenkrönung,
Öl und Gold auf Holz, 90,5 x 72,8 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Helbing, München, 28. April 1925, Lot 400 (als „Donauschule“);
Auktion, Dorotheum, Wien, 16. März 1982, Lot 418 (als „dem Meister von Mühldorf zugeschrieben“);
Auktion, Neumeister, München, 1. Dezember 1982, Lot 1087;
Auktion, Dorotheum, Wien, 19. Mai 1988, Lot 672a (als „Meister von Mühldorf, Bayern, 16. Jahrhundert“);
Auktion, Dorotheum, Wien, 7. November 1991, Lot 82 (als „Meister von Mühldorf“);
Privatsammlung, Österreich

Literatur:
E. Buchner, Albrecht Altdorfer und sein Kreis, München 1938, S. 144, Nr. 664;
M. Hoernes, Martyrium vor antiker Kulisse, Der Agathenaltar Jörg Greimolds aus der Agathakapelle in Weilheim, in: Ars pro toto, 2/2013, S. 30–33;
I. Lübbeke, Der verlorene Altar eines Münchner Hofmalers, Hans Ostendorfer I. und „die schöne Tafel des Choraltars“ von 1518 in der Stiftskirche in Altötting, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch, Band LXXX, 2019, S. 112, Kat.-Nr. 122

Isolde Lübbeke schrieb: „Nach dem Befund der erhaltenen Rückseitenbehandlung war das Gemälde kein isoliertes Andachtsbild, sondern Bestandteil eines beweglichen Flügels im Gefüge eines größeren Retabels, das durch das Öffnen oder Schließen der Flügelpaare unterschiedlich feierliche Ansichten bieten konnte. Die Rückseite der Dornenkrönung, ehemals die Feiertagsseite des Flügels, zeigt nämlich im oberen Drittel Leinwandbeklebung mit dicker weißer Grundierung, auf der noch Spuren eines gravierten Brokatmusters zu erkennen sind. Die Vergoldung ist abgekratzt worden. Das ehemals darunter auf der weniger grundierten Fläche angebrachte Relief fehlt, minimale Nagelspuren verweisen auf seine Befestigung. Das Thema der verlorenen Darstellung lässt sich aus mit Rötel notierten Bildtiteln erschließen. Eine Angabe ist als ‚Maria Leichgang‘ zu lesen, die allerdings mehrfach durchgestrichen wurde. Die zweite Notiz ‚Liechmess‘ wird wohl als ‚Mariä Lichtmess/Darbringung Jesu im Tempel‘ das korrigierte endgültige Thema genannt haben. Ob die Umänderung, vom Marientod bzw. ihre Grabtragung zur Darbringung im Tempel nur eine Verschiebung in der Anordnung der Gemälde/Reliefs im Retabelgefüge oder eine Abänderung des ikonografischen Programms bedeutete, bleibt unklar.“

Lübbeke weiter: „Die Dornenkrönung wird, nach den Beschriftungsspuren und dem Siegel auf der Rückseite, schon durch mehrere Sammlungen gegangen sein, bisher ist sie erstmals nachweisbar im Versteigerungskatalog der Firma Helbing München, 28. April 1925, Nr. 400, als Donauschule. Alfred Stanges Standardwerk über die Malerei der Donauschule, 1964, behandelt die Werkgruppe (ohne die Dornenkrönung) unter dem Notnamen Meister des Oberaltaichers Schmerzensmannes. In den drei Auktionen des Dorotheums wurde die Zuschreibung der Dornenkrönung vermeintlich präzisiert als ‚Meister von Mühldorf‘. Die Monografie über diesen Maler, 1973 von Isolde Hausberger, führt das Gemälde nicht auf, allerdings ist eine gewisse Verwandtschaft festzustellen mit jenen aus dem Werk des Mühldorfers ausgeschiedenen, aber im Umkreis lokalisierbaren Flügeltafeln, die, je ein Paar (gespalten vier Tafeln), in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München, und im Niederösterreichischen Landesmuseum in St. Pölten aufbewahrt werden. Selbst ohne den postulierten Zusammenhang mit dem Altarwerk in Altötting, das – zumindest mit Unterstützung des Münchner Herzogs Wilhelm IV. von Bayern – sehr wahrscheinlich vom Hofmaler Hans Ostendorfer in München gefertigt wurde, kann die Dornenkrönung dem Münchner Kunstkreis zugeordnet werden, der in der Nachfolge des Jan Polack Impulse der Augsburger Renaissance kraftvoll und eigenwillig verarbeitete.“

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

09.11.2022 - 17:00

Schätzwert:
EUR 25.000,- bis EUR 35.000,-

Hans Ostendorfer, Umkreis


(tätig in München 1503/1504–1524)
Dornenkrönung,
Öl und Gold auf Holz, 90,5 x 72,8 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Helbing, München, 28. April 1925, Lot 400 (als „Donauschule“);
Auktion, Dorotheum, Wien, 16. März 1982, Lot 418 (als „dem Meister von Mühldorf zugeschrieben“);
Auktion, Neumeister, München, 1. Dezember 1982, Lot 1087;
Auktion, Dorotheum, Wien, 19. Mai 1988, Lot 672a (als „Meister von Mühldorf, Bayern, 16. Jahrhundert“);
Auktion, Dorotheum, Wien, 7. November 1991, Lot 82 (als „Meister von Mühldorf“);
Privatsammlung, Österreich

Literatur:
E. Buchner, Albrecht Altdorfer und sein Kreis, München 1938, S. 144, Nr. 664;
M. Hoernes, Martyrium vor antiker Kulisse, Der Agathenaltar Jörg Greimolds aus der Agathakapelle in Weilheim, in: Ars pro toto, 2/2013, S. 30–33;
I. Lübbeke, Der verlorene Altar eines Münchner Hofmalers, Hans Ostendorfer I. und „die schöne Tafel des Choraltars“ von 1518 in der Stiftskirche in Altötting, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch, Band LXXX, 2019, S. 112, Kat.-Nr. 122

Isolde Lübbeke schrieb: „Nach dem Befund der erhaltenen Rückseitenbehandlung war das Gemälde kein isoliertes Andachtsbild, sondern Bestandteil eines beweglichen Flügels im Gefüge eines größeren Retabels, das durch das Öffnen oder Schließen der Flügelpaare unterschiedlich feierliche Ansichten bieten konnte. Die Rückseite der Dornenkrönung, ehemals die Feiertagsseite des Flügels, zeigt nämlich im oberen Drittel Leinwandbeklebung mit dicker weißer Grundierung, auf der noch Spuren eines gravierten Brokatmusters zu erkennen sind. Die Vergoldung ist abgekratzt worden. Das ehemals darunter auf der weniger grundierten Fläche angebrachte Relief fehlt, minimale Nagelspuren verweisen auf seine Befestigung. Das Thema der verlorenen Darstellung lässt sich aus mit Rötel notierten Bildtiteln erschließen. Eine Angabe ist als ‚Maria Leichgang‘ zu lesen, die allerdings mehrfach durchgestrichen wurde. Die zweite Notiz ‚Liechmess‘ wird wohl als ‚Mariä Lichtmess/Darbringung Jesu im Tempel‘ das korrigierte endgültige Thema genannt haben. Ob die Umänderung, vom Marientod bzw. ihre Grabtragung zur Darbringung im Tempel nur eine Verschiebung in der Anordnung der Gemälde/Reliefs im Retabelgefüge oder eine Abänderung des ikonografischen Programms bedeutete, bleibt unklar.“

Lübbeke weiter: „Die Dornenkrönung wird, nach den Beschriftungsspuren und dem Siegel auf der Rückseite, schon durch mehrere Sammlungen gegangen sein, bisher ist sie erstmals nachweisbar im Versteigerungskatalog der Firma Helbing München, 28. April 1925, Nr. 400, als Donauschule. Alfred Stanges Standardwerk über die Malerei der Donauschule, 1964, behandelt die Werkgruppe (ohne die Dornenkrönung) unter dem Notnamen Meister des Oberaltaichers Schmerzensmannes. In den drei Auktionen des Dorotheums wurde die Zuschreibung der Dornenkrönung vermeintlich präzisiert als ‚Meister von Mühldorf‘. Die Monografie über diesen Maler, 1973 von Isolde Hausberger, führt das Gemälde nicht auf, allerdings ist eine gewisse Verwandtschaft festzustellen mit jenen aus dem Werk des Mühldorfers ausgeschiedenen, aber im Umkreis lokalisierbaren Flügeltafeln, die, je ein Paar (gespalten vier Tafeln), in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, München, und im Niederösterreichischen Landesmuseum in St. Pölten aufbewahrt werden. Selbst ohne den postulierten Zusammenhang mit dem Altarwerk in Altötting, das – zumindest mit Unterstützung des Münchner Herzogs Wilhelm IV. von Bayern – sehr wahrscheinlich vom Hofmaler Hans Ostendorfer in München gefertigt wurde, kann die Dornenkrönung dem Münchner Kunstkreis zugeordnet werden, der in der Nachfolge des Jan Polack Impulse der Augsburger Renaissance kraftvoll und eigenwillig verarbeitete.“

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 09.11.2022 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.10. - 09.11.2022

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