Lot Nr. 76


Giovanni Lanfranco


Giovanni Lanfranco - Alte Meister I

(Parma 1582–1647 Rom)
Anbetung der Könige,
Öl auf Leinwand, 112 x 94 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Pierre André Joseph Knyff, Domherr der Kathedrale von Antwerpen, bis 1785;
vermutlich dessen Auktion, Grange, Antwerpen, 18. Juli 1785, Lot 185 (als Giovanni Lanfranco);
vermutlich erworben durch Jan Wubbels (1728–1791), Amsterdam;
europäische Privatsammlung

Wir danken Erich Schleier, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf der Grundlage von Fotografien bestätigt hat.

Bei dem vorliegenden, bis dato unpublizierten Gemälde handelt es sich um eine wichtige Hinzufügung zum Oeuvre Giovanni Lanfrancos. Schleier datiert das Werk zwischen 1616 und 1619, als sich Lanfranco nach Fertigstellung seiner Malereien für die Bongiovanni-Kapelle in Sant’Agostino in Rom am Gipfel seiner Laufbahn befand. Die Licht- und Schattenkontraste der Komposition zeigen Lanfranco immer noch unter dem Eindruck von Orazio Borgianni (1574–1616), obschon er stilistisch bereits von Annibale Carracci beeinflusst war (siehe E. Schleier, Giovanni Lanfranco. Un pittore barocco tra parma, Rom und Neapel, Ausstellungskatalog, Mailand 2001, S. 37).

Das in Flechten um den Kopf gelegte Haar der Madonna und ihre etwas kindlichen Züge finden sich auch in anderen Kompositionen Lanfrancos, etwa dem Gemälde Angelica und Medoro in einer New Yorker Privatsammlung, das ebenfalls um 1616/1617 zu datieren ist. Schleier hat die Beobachtung gemacht, dass sich Lanfranco in weiteren Kompositionen desselben Modells bediente, und vermutet, dass es sich um die Gesichtszüge von Cassandra Barli handeln könnte, die der Künstler im Januar 1616 ehelichte. Es bietet sich zudem der Vergleich mit der heiligen Maria im Gemälde Rettung des heiligen Wilhelm durch die Gottesmutter aus der Zeit um 1615 in der Kirche Sant’Agostino in Rom an (siehe ebd., Kat.-Nr. 28).

Die Madonna ist sitzend mit dem Kind auf dem Schoß darstellt, mit dem heiligen Josef zu ihrer Rechten. Einer der drei Könige kniet, während die beiden anderen sich in Ehrerbietung verneigen. Sie sind umgeben von Figuren und Kamelen. Ein Gemälde, das dieser Beschreibung entspricht, war bei der Versteigerung der Sammlung von Pierre André Joseph Knyff, dem Domherrn der Kathedrale von Antwerpen, vom 18. Juli 1785 gelistet. Die Sammlung Knyff besaß auch Rubens’ Bild Christus und die Ehebrecherin, das sich heute in den Musées Royaux des Beaux-Arts in Brüssel befindet. Lanfrancos Gemälde wurde von dem in Amsterdam tätigen Maler und Sammler Jan Wubbels (1728–1791) erworben, der auch das Gemälde Rubens’ ankaufte.

Am Beginn des 17. Jahrhunderts lernte Lanfranco bei Agostino Carracci (1557–1602) in Bologna, danach bei dessen Bruder Annibale (1560–1609) in Rom. Er erhielt von den Kardinälen Odoardo Farnese und Jacopo Sannesi prestigeträchtige Aufträge. Zwischen 1610 und 1612 reiste er nach Parma und Piacenza und kehrte danach nach Rom zurück. Nach 1620 stieg Lanfranco zum bedeutendsten Maler Roms auf und arbeitete für Papst Paul V. 1634 reiste er nach Neapel, wo er bis 1646 blieb und mit großen Altarbildern, Fresken für die Kathedrale Gesù Nuovo und der Ausstattung der Kirche der Certosa di San Martino beauftragt wurde. Lanfranco verbrachte sein letztes Lebensjahr in Rom, wohin er 1646 zurückgekehrt war.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

09.11.2022 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 64.000,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Giovanni Lanfranco


(Parma 1582–1647 Rom)
Anbetung der Könige,
Öl auf Leinwand, 112 x 94 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Pierre André Joseph Knyff, Domherr der Kathedrale von Antwerpen, bis 1785;
vermutlich dessen Auktion, Grange, Antwerpen, 18. Juli 1785, Lot 185 (als Giovanni Lanfranco);
vermutlich erworben durch Jan Wubbels (1728–1791), Amsterdam;
europäische Privatsammlung

Wir danken Erich Schleier, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf der Grundlage von Fotografien bestätigt hat.

Bei dem vorliegenden, bis dato unpublizierten Gemälde handelt es sich um eine wichtige Hinzufügung zum Oeuvre Giovanni Lanfrancos. Schleier datiert das Werk zwischen 1616 und 1619, als sich Lanfranco nach Fertigstellung seiner Malereien für die Bongiovanni-Kapelle in Sant’Agostino in Rom am Gipfel seiner Laufbahn befand. Die Licht- und Schattenkontraste der Komposition zeigen Lanfranco immer noch unter dem Eindruck von Orazio Borgianni (1574–1616), obschon er stilistisch bereits von Annibale Carracci beeinflusst war (siehe E. Schleier, Giovanni Lanfranco. Un pittore barocco tra parma, Rom und Neapel, Ausstellungskatalog, Mailand 2001, S. 37).

Das in Flechten um den Kopf gelegte Haar der Madonna und ihre etwas kindlichen Züge finden sich auch in anderen Kompositionen Lanfrancos, etwa dem Gemälde Angelica und Medoro in einer New Yorker Privatsammlung, das ebenfalls um 1616/1617 zu datieren ist. Schleier hat die Beobachtung gemacht, dass sich Lanfranco in weiteren Kompositionen desselben Modells bediente, und vermutet, dass es sich um die Gesichtszüge von Cassandra Barli handeln könnte, die der Künstler im Januar 1616 ehelichte. Es bietet sich zudem der Vergleich mit der heiligen Maria im Gemälde Rettung des heiligen Wilhelm durch die Gottesmutter aus der Zeit um 1615 in der Kirche Sant’Agostino in Rom an (siehe ebd., Kat.-Nr. 28).

Die Madonna ist sitzend mit dem Kind auf dem Schoß darstellt, mit dem heiligen Josef zu ihrer Rechten. Einer der drei Könige kniet, während die beiden anderen sich in Ehrerbietung verneigen. Sie sind umgeben von Figuren und Kamelen. Ein Gemälde, das dieser Beschreibung entspricht, war bei der Versteigerung der Sammlung von Pierre André Joseph Knyff, dem Domherrn der Kathedrale von Antwerpen, vom 18. Juli 1785 gelistet. Die Sammlung Knyff besaß auch Rubens’ Bild Christus und die Ehebrecherin, das sich heute in den Musées Royaux des Beaux-Arts in Brüssel befindet. Lanfrancos Gemälde wurde von dem in Amsterdam tätigen Maler und Sammler Jan Wubbels (1728–1791) erworben, der auch das Gemälde Rubens’ ankaufte.

Am Beginn des 17. Jahrhunderts lernte Lanfranco bei Agostino Carracci (1557–1602) in Bologna, danach bei dessen Bruder Annibale (1560–1609) in Rom. Er erhielt von den Kardinälen Odoardo Farnese und Jacopo Sannesi prestigeträchtige Aufträge. Zwischen 1610 und 1612 reiste er nach Parma und Piacenza und kehrte danach nach Rom zurück. Nach 1620 stieg Lanfranco zum bedeutendsten Maler Roms auf und arbeitete für Papst Paul V. 1634 reiste er nach Neapel, wo er bis 1646 blieb und mit großen Altarbildern, Fresken für die Kathedrale Gesù Nuovo und der Ausstattung der Kirche der Certosa di San Martino beauftragt wurde. Lanfranco verbrachte sein letztes Lebensjahr in Rom, wohin er 1646 zurückgekehrt war.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 09.11.2022 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.10. - 09.11.2022


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.