Lot Nr. 101


Daniel Seiter


Daniel Seiter - Alte Meister I

(Wien 1647–1705 Turin)
Jahreszeitenallegorie: Flora, Ceres, Bacchus und Pan,
Öl auf Leinwand, 122,5 x 179,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Frankreich;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Matthias Kunze, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots (schriftliche Mitteilung, in Fotokopie). Er wird das Gemälde in den in Vorbereitung befindlichen Ergänzungsband des Werkverzeichnisses des Künstlers aufnehmen.

Das vorliegende Gemälde steht in Zusammenhang mit einer Komposition von vergleichbarem Format Daniel Seiters in der Alten Pinakothek in München (Inv.-Nr. 5140).

Geboren in Wien, genoss Daniel Seiter seine künstlerische Ausbildung ab ca. 1670 bei dem Deutschvenezianer Johann Carl Loth in Venedig, dessen Werkstatt er anschließend noch lange Jahre als Mitarbeiter verbunden blieb. Er gehörte damit zum Kreis der sogenannten „Tenebrosi“, einer Gruppe von Malern, die während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Venedig tätig waren und sich einer ausgeprägten Helldunkelmalerei verschrieben hatten. 1681 war Seiter erstmals in Rom nachweisbar, wo er sich in der Folge immer wieder kurz aufhielt. 1688 berief ihn Herzog Vittorio Amedeo II. von Savoyen als Hofmaler nach Turin, wo er bis zu seinem Tod ansässig war.

Das vorliegende Gemälde stellt eine bedeutende Hinzufügung zum gemalten Oeuvre David Seiters dar. Es entstand um 1685, als sich der Künstler dem Kreis Carlo Marattas angeschlossen hatte und unter dessen Einfluss zahlreiche mythologische Tafelbilder schuf. Das vorliegende Gemälde der Vier Jahreszeiten steht beispielhaft für diese Entwicklung. Motivisch weist es Ähnlichkeiten mit dem Gemälde Venus, Ceres und Bacchus (Inv.-Nr. PIC296) in Burghley House in Stamford auf. Dieses beruht auf einer Komposition Carlo Marattas, die mit einer Zeichnung des Kunstmuseums Düsseldorf überliefert ist.

Allerdings ist die Komposition jetzt als Querformat angelegt und wird ganz von der Allegorie des Frühlings beherrscht, die ihren spärlich bekleideten Leib gefällig dem Betrachter zuwendet. Elegant wendet sie sich bildeinwärts zur Ceres als Personifikation des Sommers, während ihr Bacchus als Vertreter des Herbstes Wein einschenkt. Links hinter ihr rundet der greise Winter die Szene ab, der seine Finger an einer Kohlenschale wärmt. Auch hier wird die Wirkung des Bildes von einem moderaten Tenebroso bestimmt, das sich in einem sanften Wechselspiel zwischen Hell und Dunkel modulierter Farbwerte entfaltet. Typisch für Seiter ist dabei der Kontrast zwischen dem graugrünen Grundton des halbdunklen Hintergrunds, dem kräftigen Rot des ausladenden Tuchgewandes von Bacchus und den hell leuchtenden Inkarnat- und Gewandfarben der Frühlingsallegorie. Dem entspricht auch der Gegensatz zwischen ihrer sinnlich-gelösten Pose und den kraftvollen Aktpartien des Bacchus. Kennzeichnend für Seiter ist zudem das Einbinden stillebenartiger Elemente wie etwa des Blumenkranzes, mit denen er gern sein virtuoses malerisches Können zur Schau stellte.

Das vorliegende Gemälde bildet somit ein schönes Beispiel dafür, wie beliebt Seiters gefällige Darstellungen mythologischer Themen offensichtlich bei Sammlern waren und er sich damit erfolgreich auf dem römischen Kunstmarkt etablieren konnte, wie dies schon sein Biograf Lione Pascoli berichtete (siehe L. Pascoli, Vite de‘ pittori, scultori, ed architetti moderni, Rom 1736, Bd. II, S. 321 f.).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

09.11.2022 - 17:00

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Daniel Seiter


(Wien 1647–1705 Turin)
Jahreszeitenallegorie: Flora, Ceres, Bacchus und Pan,
Öl auf Leinwand, 122,5 x 179,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Frankreich;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Matthias Kunze, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Lots (schriftliche Mitteilung, in Fotokopie). Er wird das Gemälde in den in Vorbereitung befindlichen Ergänzungsband des Werkverzeichnisses des Künstlers aufnehmen.

Das vorliegende Gemälde steht in Zusammenhang mit einer Komposition von vergleichbarem Format Daniel Seiters in der Alten Pinakothek in München (Inv.-Nr. 5140).

Geboren in Wien, genoss Daniel Seiter seine künstlerische Ausbildung ab ca. 1670 bei dem Deutschvenezianer Johann Carl Loth in Venedig, dessen Werkstatt er anschließend noch lange Jahre als Mitarbeiter verbunden blieb. Er gehörte damit zum Kreis der sogenannten „Tenebrosi“, einer Gruppe von Malern, die während der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Venedig tätig waren und sich einer ausgeprägten Helldunkelmalerei verschrieben hatten. 1681 war Seiter erstmals in Rom nachweisbar, wo er sich in der Folge immer wieder kurz aufhielt. 1688 berief ihn Herzog Vittorio Amedeo II. von Savoyen als Hofmaler nach Turin, wo er bis zu seinem Tod ansässig war.

Das vorliegende Gemälde stellt eine bedeutende Hinzufügung zum gemalten Oeuvre David Seiters dar. Es entstand um 1685, als sich der Künstler dem Kreis Carlo Marattas angeschlossen hatte und unter dessen Einfluss zahlreiche mythologische Tafelbilder schuf. Das vorliegende Gemälde der Vier Jahreszeiten steht beispielhaft für diese Entwicklung. Motivisch weist es Ähnlichkeiten mit dem Gemälde Venus, Ceres und Bacchus (Inv.-Nr. PIC296) in Burghley House in Stamford auf. Dieses beruht auf einer Komposition Carlo Marattas, die mit einer Zeichnung des Kunstmuseums Düsseldorf überliefert ist.

Allerdings ist die Komposition jetzt als Querformat angelegt und wird ganz von der Allegorie des Frühlings beherrscht, die ihren spärlich bekleideten Leib gefällig dem Betrachter zuwendet. Elegant wendet sie sich bildeinwärts zur Ceres als Personifikation des Sommers, während ihr Bacchus als Vertreter des Herbstes Wein einschenkt. Links hinter ihr rundet der greise Winter die Szene ab, der seine Finger an einer Kohlenschale wärmt. Auch hier wird die Wirkung des Bildes von einem moderaten Tenebroso bestimmt, das sich in einem sanften Wechselspiel zwischen Hell und Dunkel modulierter Farbwerte entfaltet. Typisch für Seiter ist dabei der Kontrast zwischen dem graugrünen Grundton des halbdunklen Hintergrunds, dem kräftigen Rot des ausladenden Tuchgewandes von Bacchus und den hell leuchtenden Inkarnat- und Gewandfarben der Frühlingsallegorie. Dem entspricht auch der Gegensatz zwischen ihrer sinnlich-gelösten Pose und den kraftvollen Aktpartien des Bacchus. Kennzeichnend für Seiter ist zudem das Einbinden stillebenartiger Elemente wie etwa des Blumenkranzes, mit denen er gern sein virtuoses malerisches Können zur Schau stellte.

Das vorliegende Gemälde bildet somit ein schönes Beispiel dafür, wie beliebt Seiters gefällige Darstellungen mythologischer Themen offensichtlich bei Sammlern waren und er sich damit erfolgreich auf dem römischen Kunstmarkt etablieren konnte, wie dies schon sein Biograf Lione Pascoli berichtete (siehe L. Pascoli, Vite de‘ pittori, scultori, ed architetti moderni, Rom 1736, Bd. II, S. 321 f.).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 09.11.2022 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.10. - 09.11.2022

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