Lot Nr. 177


Pieter Coecke van Aelst, Werkstatt


Pieter Coecke van Aelst, Werkstatt - Alte Meister II

(Aalst 1527–1550 Brüssel)
Der heilige Hieronymus im Gehäus,
Öl auf Holz, 70 x 53 cm, gerahmt

Wir danken Peter van den Brink, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie vorgeschlagen hat. Er datiert das Werk um 1550.

Technische Untersuchung durch Gianluca Poldi:
Das Werk ist auf einer leichten Weichholztafel gemalt, die aus zwei horizontalen, etwa 15 mm starken Brettern besteht, stabilisiert durch rückseitige Querstreben: Es handelt sich somit nicht um den typisch flämischen Bildträger Eiche. Pigmente und Maltechnik entsprechen der flämischen Tradition, jedoch mit ein paar noch auszuführenden Besonderheiten. Aufgrund der Maloberfläche und der Infrarotaufnahmen ist auszuschließen, dass die Malschicht von einem alten Bildträger auf den vorliegenden übertragen wurde.

Die mittels Reflexionsspektroskopie und unter dem Digitalmikroskop festgestellten Pigmente und Farbmischungen beinhalten mit Bleiweiß vermischten Azurit als einzigen blauen Farbstoff in den Blaubereichen (Himmel, Hut, Tafel mit der Aufschrift „COGITA MORI“, gemalte Miniatur der Kreuzigung) sowie beigemengt in den Grüntönen der Vegetation. Ein schöner Rotlack auf Karminbasis (Cochenillen?) wurde im Bereich des Gewandes mit gelben Farbkörnern vermischt, während die Hauttöne durch eine Beimischung von Bleiweiß zu Zinnober und Azurit erzielt wurden, wie es nur wenige Maler des 16. Jahrhunderts zu tun pflegten, um einen rosa-gräulichen Farbton zu erreichen. Azurit kommt ebenfalls im Braun des Tisches vor, wo es mit fein vermahlenem Braun, das vermutlich reich an einer organischen Komponente ist (wie Kasseler Erde), vermischt wurde. Ein rosa-brauner Grund wird innerhalb des Krakelees bei starker Vergrößerung sichtbar, unterhalb der Wolken auch für das nackte Auge: Ungewöhnlich ist, dass diese Schicht relativ dünn sein muss, zumal sie unter IR-Strahlung auch in nahen bzw. kurzwelligen Bereichen (850–1000 μm) transparent erscheint und die darunterliegende Struktur des Holzes und Spuren einer Politur sichtbar werden.

Bis auf wenige Bereiche haben sich trotz guter Transparenz für IR-Licht keine offenkundigen Spuren einer Unterzeichnung gezeigt: Vermutlich wurde ein unter IR-Strahlung transparentes Medium verwendet. Das Kruzifix vor dem Fenster wurde nahezu zur Gänze am Ende über das zum Teil schon farbige Fenster gemalt.

Die Darstellungsqualität der Details ist sehr hoch, wie die Gegenstände auf dem Fensterbrett und um das Pult erkennen lassen. Der außergewöhnliche Bildträger könnte dafür sprechen, dass das Gemälde außerhalb Flanderns und Nordeuropas gemalt wurde oder dass einfach aus unbekannten Gründen einer anderen Tafel der Vorzug gegeben wurde.

Technik und Pigmente entsprechen der flämischen Malpraxis bzw. der Malpraxis des Nordens um die Mitte bzw. gegen Ende des 16. Jahrhunderts sowie des frühen 17. Jahrhunderts.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

10.11.2022 - 17:13

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-
Startpreis:
EUR 20.000,-

Pieter Coecke van Aelst, Werkstatt


(Aalst 1527–1550 Brüssel)
Der heilige Hieronymus im Gehäus,
Öl auf Holz, 70 x 53 cm, gerahmt

Wir danken Peter van den Brink, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Fotografie vorgeschlagen hat. Er datiert das Werk um 1550.

Technische Untersuchung durch Gianluca Poldi:
Das Werk ist auf einer leichten Weichholztafel gemalt, die aus zwei horizontalen, etwa 15 mm starken Brettern besteht, stabilisiert durch rückseitige Querstreben: Es handelt sich somit nicht um den typisch flämischen Bildträger Eiche. Pigmente und Maltechnik entsprechen der flämischen Tradition, jedoch mit ein paar noch auszuführenden Besonderheiten. Aufgrund der Maloberfläche und der Infrarotaufnahmen ist auszuschließen, dass die Malschicht von einem alten Bildträger auf den vorliegenden übertragen wurde.

Die mittels Reflexionsspektroskopie und unter dem Digitalmikroskop festgestellten Pigmente und Farbmischungen beinhalten mit Bleiweiß vermischten Azurit als einzigen blauen Farbstoff in den Blaubereichen (Himmel, Hut, Tafel mit der Aufschrift „COGITA MORI“, gemalte Miniatur der Kreuzigung) sowie beigemengt in den Grüntönen der Vegetation. Ein schöner Rotlack auf Karminbasis (Cochenillen?) wurde im Bereich des Gewandes mit gelben Farbkörnern vermischt, während die Hauttöne durch eine Beimischung von Bleiweiß zu Zinnober und Azurit erzielt wurden, wie es nur wenige Maler des 16. Jahrhunderts zu tun pflegten, um einen rosa-gräulichen Farbton zu erreichen. Azurit kommt ebenfalls im Braun des Tisches vor, wo es mit fein vermahlenem Braun, das vermutlich reich an einer organischen Komponente ist (wie Kasseler Erde), vermischt wurde. Ein rosa-brauner Grund wird innerhalb des Krakelees bei starker Vergrößerung sichtbar, unterhalb der Wolken auch für das nackte Auge: Ungewöhnlich ist, dass diese Schicht relativ dünn sein muss, zumal sie unter IR-Strahlung auch in nahen bzw. kurzwelligen Bereichen (850–1000 μm) transparent erscheint und die darunterliegende Struktur des Holzes und Spuren einer Politur sichtbar werden.

Bis auf wenige Bereiche haben sich trotz guter Transparenz für IR-Licht keine offenkundigen Spuren einer Unterzeichnung gezeigt: Vermutlich wurde ein unter IR-Strahlung transparentes Medium verwendet. Das Kruzifix vor dem Fenster wurde nahezu zur Gänze am Ende über das zum Teil schon farbige Fenster gemalt.

Die Darstellungsqualität der Details ist sehr hoch, wie die Gegenstände auf dem Fensterbrett und um das Pult erkennen lassen. Der außergewöhnliche Bildträger könnte dafür sprechen, dass das Gemälde außerhalb Flanderns und Nordeuropas gemalt wurde oder dass einfach aus unbekannten Gründen einer anderen Tafel der Vorzug gegeben wurde.

Technik und Pigmente entsprechen der flämischen Malpraxis bzw. der Malpraxis des Nordens um die Mitte bzw. gegen Ende des 16. Jahrhunderts sowie des frühen 17. Jahrhunderts.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister II
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 10.11.2022 - 17:13
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.10. - 09.11.2022

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!