Lot Nr. 212


Francesco Solimena


Francesco Solimena - Alte Meister II

(Canale di Serino 1657–1747 Barra di Napoli)
Madonna mit Kind und Heiligen,
Öl auf Leinwand, 128 x 102 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Spanien;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Nicola Spinosa, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat (schriftliche Mitteilung, in Fotokopie).

Spinosa datiert die vorliegende Madonna mit Kind und Heiligen in Francesco Solimenas Reifezeit. Es finden sich Parallelen zu anderen Darstellungen des Bildthemas; bisweilen bediente sich Solimena sogar des gleichen Modells für die Figur rechts, deren Gesicht zum Teil hinter ihrem Umhang verdeckt ist. Die größten Gemeinsamkeiten lassen sich mit zwischen 1720 und 1725 gemalten Werken beobachten, etwa mit der Madonna mit Kind im Palazzo Barberini in Rom, dem Altarbild für San Filippo Neri in Turin (1723) und den Skizzen für das Fresko mit der Vertreibung des Heliodor aus dem Tempel in der Chiesa del Gesù Nuovo in Neapel (1725). Charakteristisch für diese Schaffensphase des Künstlers ist die Gestaltung kompakter, aus den Kontrasten zwischen Licht und Schatten modellierter Figuren, was auf Solimenas wachsendes Interesse an der zeitgenössischen Skulptur, insbesondere jener Lorenzo Vaccaros, erkennen lässt, mit welchem er bei mehreren Gelegenheiten zusammenarbeitete.

Laut Bernardo De Dominici, dem wichtigsten Biografen Solimenas, hatte dessen Vater Angelo, ein Schüler und Mitarbeiter Francesco Guarinos, ursprünglich den Wunsch gehegt, sein Sohn möge die Laufbahn eines Humanisten einschlagen. Francescos frühes Talent wurde jedoch von Kardinal Vincenzo Maria Orsini erkannt, der den Vater überredete, den Sohn Maler werden zu lassen. Nach der anfänglichen Tätigkeit an der Seite seines Vaters, die auf Guarinos Unterweisungen im Naturalismus folgte, zog Solimena im Alter von 17 Jahren nach Neapel, wo er zunächst in die Werkstatt Francesco Di Marias eintrat, doch bald seine Vorliebe für den ausdrucksstarken, dramatischen Stil von Luca Giordano, Mattia Preti und Giovanni Lanfranco entdeckte: allesamt Künstler, die der großen neapolitanischen Barockmalerei den Weg bereiteten.

Der erste große öffentliche Auftrag des Künstlers war des Fresko im Gewölbe der Cappella di Sant’Anna in der Chiesa del Gesù Nuovo in Neapel, dem in den kommenden Jahren zahlreiche weitere Aufgaben für die wichtigsten Kirchen der Stadt folgen sollten – in Form von Fresken wie auch Leinwandbildern. Die stilistische Entwicklung des Künstlers stand stark unter dem Einfluss Luca Giordanos, der unter dem Beinamen „Fa Presto“ bekannt war und sich durch eine besonders freie und flotte Malweise auszeichnete. Die beiden hatten Gelegenheit, Seite an Seite bei der Ausmalung weiterer Kapellen der Chiesa del Gesù Nuovo zusammenzuarbeiten. Als Giordano im Januar 1705 verstarb, übertrug man Solimena die Fertigstellung einer Reihe von Gemälden für die königliche Kapelle im Alcázar in Madrid. Dies führte zu einer davor ungekannten Berühmtheit des Künstlers, der von Auftraggebern aus ganz Europa, vom Mainzer Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn bis hin zu Königin Elisabeth Farnese von Spanien, nachgefragt war.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

10.11.2022 - 17:31

Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-
Startpreis:
EUR 30.000,-

Francesco Solimena


(Canale di Serino 1657–1747 Barra di Napoli)
Madonna mit Kind und Heiligen,
Öl auf Leinwand, 128 x 102 cm, gerahmt

Provenienz:
Kunsthandel, Spanien;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Nicola Spinosa, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes bestätigt hat (schriftliche Mitteilung, in Fotokopie).

Spinosa datiert die vorliegende Madonna mit Kind und Heiligen in Francesco Solimenas Reifezeit. Es finden sich Parallelen zu anderen Darstellungen des Bildthemas; bisweilen bediente sich Solimena sogar des gleichen Modells für die Figur rechts, deren Gesicht zum Teil hinter ihrem Umhang verdeckt ist. Die größten Gemeinsamkeiten lassen sich mit zwischen 1720 und 1725 gemalten Werken beobachten, etwa mit der Madonna mit Kind im Palazzo Barberini in Rom, dem Altarbild für San Filippo Neri in Turin (1723) und den Skizzen für das Fresko mit der Vertreibung des Heliodor aus dem Tempel in der Chiesa del Gesù Nuovo in Neapel (1725). Charakteristisch für diese Schaffensphase des Künstlers ist die Gestaltung kompakter, aus den Kontrasten zwischen Licht und Schatten modellierter Figuren, was auf Solimenas wachsendes Interesse an der zeitgenössischen Skulptur, insbesondere jener Lorenzo Vaccaros, erkennen lässt, mit welchem er bei mehreren Gelegenheiten zusammenarbeitete.

Laut Bernardo De Dominici, dem wichtigsten Biografen Solimenas, hatte dessen Vater Angelo, ein Schüler und Mitarbeiter Francesco Guarinos, ursprünglich den Wunsch gehegt, sein Sohn möge die Laufbahn eines Humanisten einschlagen. Francescos frühes Talent wurde jedoch von Kardinal Vincenzo Maria Orsini erkannt, der den Vater überredete, den Sohn Maler werden zu lassen. Nach der anfänglichen Tätigkeit an der Seite seines Vaters, die auf Guarinos Unterweisungen im Naturalismus folgte, zog Solimena im Alter von 17 Jahren nach Neapel, wo er zunächst in die Werkstatt Francesco Di Marias eintrat, doch bald seine Vorliebe für den ausdrucksstarken, dramatischen Stil von Luca Giordano, Mattia Preti und Giovanni Lanfranco entdeckte: allesamt Künstler, die der großen neapolitanischen Barockmalerei den Weg bereiteten.

Der erste große öffentliche Auftrag des Künstlers war des Fresko im Gewölbe der Cappella di Sant’Anna in der Chiesa del Gesù Nuovo in Neapel, dem in den kommenden Jahren zahlreiche weitere Aufgaben für die wichtigsten Kirchen der Stadt folgen sollten – in Form von Fresken wie auch Leinwandbildern. Die stilistische Entwicklung des Künstlers stand stark unter dem Einfluss Luca Giordanos, der unter dem Beinamen „Fa Presto“ bekannt war und sich durch eine besonders freie und flotte Malweise auszeichnete. Die beiden hatten Gelegenheit, Seite an Seite bei der Ausmalung weiterer Kapellen der Chiesa del Gesù Nuovo zusammenzuarbeiten. Als Giordano im Januar 1705 verstarb, übertrug man Solimena die Fertigstellung einer Reihe von Gemälden für die königliche Kapelle im Alcázar in Madrid. Dies führte zu einer davor ungekannten Berühmtheit des Künstlers, der von Auftraggebern aus ganz Europa, vom Mainzer Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn bis hin zu Königin Elisabeth Farnese von Spanien, nachgefragt war.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister II
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 10.11.2022 - 17:31
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.10. - 09.11.2022

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