Lot Nr. 347 -


Hubert Maurer zugeschrieben


Hubert Maurer zugeschrieben - Alte Meister II

(Bonn 1738–1818 Wien)
Halbfiguriges Porträt des Clemens August von Bayern, Erzbischof und Kurfürst von Köln, im Hausmantel,
Öl auf Leinwand, 93,5 x 73 cm, gerahmt

Wir danken Helmut Börsch-Supan, der den Dargestellten identifiziert und die Zuschreibung vorgeschlagen hat. Dem Gemälde liegt ein schriftliches Gutachten bei.

Die Identifikation dieses interessanten Porträts beruht auf der Beschriftung des Briefes rechts unten im Gemälde, auf die der Dargestellte verweist. Der Brief ist adressiert an: „Son altesse ser:me Electorale/ Monsigneur Le Duc Clement/ August de Bavière. Electeur de Köln. pS./ a Bonn.“

Dieses wiederentdeckte Porträt, das überraschend intim ist und jedweder offizieller ikonografischer Details entbehrt, ist eine seltene Darstellung des alternden Fürsten. Allerdings sind Porträts im Hausmantel im Hause Wittelsbach nicht unbekannt. Dies belegen mehrere Beispiele, darunter das Bildnis des Clemens August von Joseph Vivien auf Schloss Falkenlust, aber auch Desmarées’ Doppelporträt von Kurfürst Max III. Joseph im Morgenrock mit Graf Seeau in der Münchner Residenz aus dem Jahr 1755.

Clemens August (1700–1761) aus dem Haus Wittelsbach folgte seinem Onkel 1723 als Erzbischof und Kurfürst von Köln nach. Er war damals bereits Bischof von Münster und Paderborn. Später kamen noch die Bistümer Hildesheim und Osnabrück und der Rang eines Großmeisters des Deutschen Ordens hinzu – eine erkleckliche Anhäufung von Titeln. Unter Zeitgenossen war er als „Monsieur des cinq églises“ bekannt, nach einem von Friedrich dem Großen von Preußen geprägten Bonmot. Das vorliegende Gemälde scheint aus Clemens Augusts letzten Lebensjahren zu datieren. Zwar ähnelt die Physiognomie jener der bekannten, etwas statischen und weniger individualisierten Porträttypen, die mehr als zehn Jahre davor von George Desmarées entwickelt worden und oftmals verwendet worden waren. Hier liegt die Betonung jedoch offensichtlich stärker auf einem wirklichkeitsgetreueren und weniger idealisierten Ebenbild, sodass mit diesem Porträt eine realistischere und damit seltene Darstellung vorliegt.

Bedauerlicherweise hat das vorliegende Gemälde keine überlieferte Zuschreibung aufzuweisen. Helmut Börsch-Supan schlägt Hubert Maurer als Schöpfer vor. Maurer, der Sohn eines Taglöhners, verdankte dem Kurfürsten seine ganze Karriere. Er muss ihn kennengelernt haben, als er als Bauarbeiter an einem der zahlreichen Bauvorhaben Clemens Augusts beteiligt war. Hofmaler Johann Georg Winter, der damals mit der Ausstattung eines Pavillons für den Kurfürsten in Brühl bei Bonn betraut war, erkannte Maurers Talent und nahm ihn als Lehrling auf. Maurer arbeitete für den Kurfürsten und begleitete ihn 1759 auch an den Münchner Hof, als die Bauprojekte in und um Bonn aufgrund des Siebenjährigen Kriegs zum Stillstand gekommen waren. Clemens Augusts Tod verhinderte die Fortsetzung von Maurers Ausbildung in Italien. Sein Mäzen hatte jedoch für eine Empfehlung an den Wiener Hof gesorgt, wohin Maurer auch zog. In einer nahezu ungekannten Erfolgsgeschichte stieg er zum berühmten Porträtisten der Gesellschaft und Professor der Akademie auf, der sogar Kaiserin Maria Theresia porträtierte. Ein Bildnis von Fürst Joseph Wenzel I. von Liechtenstein (Fürstliche Sammlungen Liechtenstein, Öl auf Leinwand, 56 × 46 cm) steht dem vorliegenden Gemälde stilistisch am nächsten.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2022 - 18:38

Schätzwert:
EUR 6.000,- bis EUR 8.000,-
Startpreis:
EUR 6.000,-

Hubert Maurer zugeschrieben


(Bonn 1738–1818 Wien)
Halbfiguriges Porträt des Clemens August von Bayern, Erzbischof und Kurfürst von Köln, im Hausmantel,
Öl auf Leinwand, 93,5 x 73 cm, gerahmt

Wir danken Helmut Börsch-Supan, der den Dargestellten identifiziert und die Zuschreibung vorgeschlagen hat. Dem Gemälde liegt ein schriftliches Gutachten bei.

Die Identifikation dieses interessanten Porträts beruht auf der Beschriftung des Briefes rechts unten im Gemälde, auf die der Dargestellte verweist. Der Brief ist adressiert an: „Son altesse ser:me Electorale/ Monsigneur Le Duc Clement/ August de Bavière. Electeur de Köln. pS./ a Bonn.“

Dieses wiederentdeckte Porträt, das überraschend intim ist und jedweder offizieller ikonografischer Details entbehrt, ist eine seltene Darstellung des alternden Fürsten. Allerdings sind Porträts im Hausmantel im Hause Wittelsbach nicht unbekannt. Dies belegen mehrere Beispiele, darunter das Bildnis des Clemens August von Joseph Vivien auf Schloss Falkenlust, aber auch Desmarées’ Doppelporträt von Kurfürst Max III. Joseph im Morgenrock mit Graf Seeau in der Münchner Residenz aus dem Jahr 1755.

Clemens August (1700–1761) aus dem Haus Wittelsbach folgte seinem Onkel 1723 als Erzbischof und Kurfürst von Köln nach. Er war damals bereits Bischof von Münster und Paderborn. Später kamen noch die Bistümer Hildesheim und Osnabrück und der Rang eines Großmeisters des Deutschen Ordens hinzu – eine erkleckliche Anhäufung von Titeln. Unter Zeitgenossen war er als „Monsieur des cinq églises“ bekannt, nach einem von Friedrich dem Großen von Preußen geprägten Bonmot. Das vorliegende Gemälde scheint aus Clemens Augusts letzten Lebensjahren zu datieren. Zwar ähnelt die Physiognomie jener der bekannten, etwas statischen und weniger individualisierten Porträttypen, die mehr als zehn Jahre davor von George Desmarées entwickelt worden und oftmals verwendet worden waren. Hier liegt die Betonung jedoch offensichtlich stärker auf einem wirklichkeitsgetreueren und weniger idealisierten Ebenbild, sodass mit diesem Porträt eine realistischere und damit seltene Darstellung vorliegt.

Bedauerlicherweise hat das vorliegende Gemälde keine überlieferte Zuschreibung aufzuweisen. Helmut Börsch-Supan schlägt Hubert Maurer als Schöpfer vor. Maurer, der Sohn eines Taglöhners, verdankte dem Kurfürsten seine ganze Karriere. Er muss ihn kennengelernt haben, als er als Bauarbeiter an einem der zahlreichen Bauvorhaben Clemens Augusts beteiligt war. Hofmaler Johann Georg Winter, der damals mit der Ausstattung eines Pavillons für den Kurfürsten in Brühl bei Bonn betraut war, erkannte Maurers Talent und nahm ihn als Lehrling auf. Maurer arbeitete für den Kurfürsten und begleitete ihn 1759 auch an den Münchner Hof, als die Bauprojekte in und um Bonn aufgrund des Siebenjährigen Kriegs zum Stillstand gekommen waren. Clemens Augusts Tod verhinderte die Fortsetzung von Maurers Ausbildung in Italien. Sein Mäzen hatte jedoch für eine Empfehlung an den Wiener Hof gesorgt, wohin Maurer auch zog. In einer nahezu ungekannten Erfolgsgeschichte stieg er zum berühmten Porträtisten der Gesellschaft und Professor der Akademie auf, der sogar Kaiserin Maria Theresia porträtierte. Ein Bildnis von Fürst Joseph Wenzel I. von Liechtenstein (Fürstliche Sammlungen Liechtenstein, Öl auf Leinwand, 56 × 46 cm) steht dem vorliegenden Gemälde stilistisch am nächsten.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister II
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 10.11.2022 - 18:38
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.10. - 09.11.2022

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!