Lot Nr. 55 -


Mantuanischer Hofmaler, um 1590


Mantuanischer Hofmaler, um 1590 - Alte Meister

Halbfiguriges Porträt der Margherita Gonzaga, Herzogin von Ferrara (1564–1618),
Öl auf Leinwand, 81 x 65 cm, gerahmt

Wir danken Paolo Bertelli für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Dieses vornehme Bildnis gehört zu einer Gruppe von Porträts der Herzogin, die allesamt von Jean (Giovanni) Bahuet gemalt worden zu sein scheinen, der als Hofmaler in Mantua tätig war. Paolo Bertelli hat festgestellt, dass das vorliegende Gemälde sich mit dem ganzfigurigen Porträt Margheritas vergleichen lässt, das ebenfalls in diesen Räumen zur Versteigerung gelangte (Jean Bahuet, Porträt der Margherita Gonzaga, 21. April 2015, Lot 6).

Ein anerkanntes Œuvre Bahuets zu erstellen erweist sich als schwierig, zumal kein einziges signiertes Werk des Künstlers bekannt ist. Valeria Pagani, Paolo Bertelli und Lisa Goldenberg-Stoppato haben kürzlich begonnen, sein Schaffen an mehreren Höfen Norditaliens zu rekonstruieren (siehe V. Pagani, Notes on a Flemish Portraitist at the Court of Vincenzo Gonzaga, in: The Burlington Magazine, Bd. 129, Nr. 1007, Februar 1987, S. 110–115).

Bahuet war Flame und ist in Florenz und Parma dokumentiert. Er stand in Verbindung mit Jacopino de Conte, bis er sich 1579 in Mantua niederließ. Bahuet bezog nach der Thronbesteigung Vincenzos I. ein regelmäßiges Salär, war jedoch schon unter Vincenzos Vater am Hof in Mantua tätig. Er erhielt monatlich 30 Lire und eine Vergütung für Material, Leinwand und Pigmente (siehe R. Piccinelli, The Position of Artists at the Gonzaga Court 1587–1707, in: The Court Artists in Seventeenth-Century Italy, hrsg. von E. Fumagalli, R. Morselli, Rom/Viella 2014, S. 175, Anm. 31, 32; 1589 erhielt Bahuet beispielsweise 144 Lire und 3,50 Ducatoni für die Ausführung von fünf Porträts).

Die Existenz mehrerer Varianten des vorliegenden Porträts ist nicht ungewöhnlich. Bahuet schuf eine Reihe von Repliken nach einer gelungenen Bildlösung mit dem Zweck, sie als dynastisches Propagandamittel einzusetzen. 1596 musste ein „kranker Maler“ – möglicherweise Bahuet, der 1597 verstarb – durch einen Künstler minderer Qualität ersetzt werden: „che non ha cosi buona mano“ (siehe V. Pagani 1987, S. 113, Anm. 29). Vor dem Eintreffen Pourbus’ arbeiteten gelegentlich auch andere Künstler für Vincenzo I., doch keiner von ihnen bekleidete die Stellung eines Hofmalers.

Margherita Gonzaga Este war die Tochter von Herzog Guglielmo Gonzaga, die Schwester von Vincenzo I. und die Frau von Alfonso Il. d’Este, dem letzten Herzog von Ferrara. Nach dem Tod ihres Gemahls 1597 kehrte sie unter dem Titel Madama Serenissima di Ferrara nach Mantua zurück und gründete 1599 ein Kloster. Die Dargestellte trägt ein prächtiges, mit Juwelen besetztes Kleid. Die vielen Perlenstränge, im Lateinischen „margaritae“ genannt, könnten auf ein Wortspiel mit ihrem Namen hinweisen. Die verwitwete Margherita vermachte Cesare, Vincenzos Neffen, „omnes gemas, annulos, monilia, margaritas, et alia pretiosa“. Aus einer Urkunde von 1597 geht hervor, dass ihr Erbe unzählige Juwelen und eine dreieckige Brosche mit Perlengehängen umfasste, die hier auf der rechten Brust der Dargestellten zu erkennen ist. Auf dem vorliegenden Gemälde scheint Margherita zwischen 20 und 25 Jahre alt zu sein, sodass es vermutlich um 1585–1590 entstanden ist.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

03.05.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 21.188,-
Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Mantuanischer Hofmaler, um 1590


Halbfiguriges Porträt der Margherita Gonzaga, Herzogin von Ferrara (1564–1618),
Öl auf Leinwand, 81 x 65 cm, gerahmt

Wir danken Paolo Bertelli für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Dieses vornehme Bildnis gehört zu einer Gruppe von Porträts der Herzogin, die allesamt von Jean (Giovanni) Bahuet gemalt worden zu sein scheinen, der als Hofmaler in Mantua tätig war. Paolo Bertelli hat festgestellt, dass das vorliegende Gemälde sich mit dem ganzfigurigen Porträt Margheritas vergleichen lässt, das ebenfalls in diesen Räumen zur Versteigerung gelangte (Jean Bahuet, Porträt der Margherita Gonzaga, 21. April 2015, Lot 6).

Ein anerkanntes Œuvre Bahuets zu erstellen erweist sich als schwierig, zumal kein einziges signiertes Werk des Künstlers bekannt ist. Valeria Pagani, Paolo Bertelli und Lisa Goldenberg-Stoppato haben kürzlich begonnen, sein Schaffen an mehreren Höfen Norditaliens zu rekonstruieren (siehe V. Pagani, Notes on a Flemish Portraitist at the Court of Vincenzo Gonzaga, in: The Burlington Magazine, Bd. 129, Nr. 1007, Februar 1987, S. 110–115).

Bahuet war Flame und ist in Florenz und Parma dokumentiert. Er stand in Verbindung mit Jacopino de Conte, bis er sich 1579 in Mantua niederließ. Bahuet bezog nach der Thronbesteigung Vincenzos I. ein regelmäßiges Salär, war jedoch schon unter Vincenzos Vater am Hof in Mantua tätig. Er erhielt monatlich 30 Lire und eine Vergütung für Material, Leinwand und Pigmente (siehe R. Piccinelli, The Position of Artists at the Gonzaga Court 1587–1707, in: The Court Artists in Seventeenth-Century Italy, hrsg. von E. Fumagalli, R. Morselli, Rom/Viella 2014, S. 175, Anm. 31, 32; 1589 erhielt Bahuet beispielsweise 144 Lire und 3,50 Ducatoni für die Ausführung von fünf Porträts).

Die Existenz mehrerer Varianten des vorliegenden Porträts ist nicht ungewöhnlich. Bahuet schuf eine Reihe von Repliken nach einer gelungenen Bildlösung mit dem Zweck, sie als dynastisches Propagandamittel einzusetzen. 1596 musste ein „kranker Maler“ – möglicherweise Bahuet, der 1597 verstarb – durch einen Künstler minderer Qualität ersetzt werden: „che non ha cosi buona mano“ (siehe V. Pagani 1987, S. 113, Anm. 29). Vor dem Eintreffen Pourbus’ arbeiteten gelegentlich auch andere Künstler für Vincenzo I., doch keiner von ihnen bekleidete die Stellung eines Hofmalers.

Margherita Gonzaga Este war die Tochter von Herzog Guglielmo Gonzaga, die Schwester von Vincenzo I. und die Frau von Alfonso Il. d’Este, dem letzten Herzog von Ferrara. Nach dem Tod ihres Gemahls 1597 kehrte sie unter dem Titel Madama Serenissima di Ferrara nach Mantua zurück und gründete 1599 ein Kloster. Die Dargestellte trägt ein prächtiges, mit Juwelen besetztes Kleid. Die vielen Perlenstränge, im Lateinischen „margaritae“ genannt, könnten auf ein Wortspiel mit ihrem Namen hinweisen. Die verwitwete Margherita vermachte Cesare, Vincenzos Neffen, „omnes gemas, annulos, monilia, margaritas, et alia pretiosa“. Aus einer Urkunde von 1597 geht hervor, dass ihr Erbe unzählige Juwelen und eine dreieckige Brosche mit Perlengehängen umfasste, die hier auf der rechten Brust der Dargestellten zu erkennen ist. Auf dem vorliegenden Gemälde scheint Margherita zwischen 20 und 25 Jahre alt zu sein, sodass es vermutlich um 1585–1590 entstanden ist.

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 03.05.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.04. - 03.05.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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