Lot Nr. 83


Gabriel François Doyen


Gabriel François Doyen - Alte Meister

(Paris 1726–1806 Sankt Petersburg)
Bacchanal um eine Herme,
Öl auf Leinwand, 244 x 275 cm, ungerahmt

Provenienz:
Claude-Henri Watelet (1718–1786), Paris;
dessen Nachlassauktion, Paris, 12. Juni 1786, Lot 24 (als „un sujet de Bacchanale … 7 pieds 8 pouces sur 8 pieds“);
Privatsammlung, Belgien

Ausgestellt:
Paris, Académie des Beaux-Arts, Salon of 1759, Nr. 120

Literatur:
M. Sandoz, Gabriel François Doyen 1726–1806, Paris 1971, S. 32, Kat.-Nr. 15

Das vorliegende monumentale Gemälde ist mit seinen ineinander verschlungenen Akten, der Fülle an exotischen Früchten und der dramatischen Waldkulisse wohl das „Meisterwerk“ des französischen akademischen Malers des 18. Jahrhunderts Gabriel François Doyen. Das Werk zeigt ein Bacchanal und wurde 1758/59 für die Académie de peinture et de sculpture in Paris geschaffen. Die stehende Hermesstatue, um die die Komposition angeordnet ist, ist typisch für die Antiken, die die französischen Maler im Rahmen ihrer Ausbildung studierten. Hermes war der geflügelte Bote der Aphrodite; seine Figur wurden im antiken Griechenland am Straßenrand aufgestellt, wobei der Phallus der Statue (der im vorliegenden Werk allerdings verdeckt ist) den Reisenden Glück bringen sollte. Die Ikonografie der Nymphe und des Kentauren, die auf dem vorliegenden Bild die Herme mit einem Blumenkranz bekrönen, ist unklar, trägt aber zur allgemeinen Atmosphäre eines sinnlichen Götterfestes bei.

Das Bild kann mit einer bedeutenden Provenienz aufweisen: Es befand sich einst in der Sammlung des Künstlers und königlichen Schatzmeisters Claude-Henri Watelet (1718–1786), dessen Porträt von Jean-Baptiste Greuze (1725–1805) im Louvre in Paris aufbewahrt wird. Das Bild verblieb bis 1786 in der Sammlung Watelets. Dass es von einem so anspruchsvollen Sammler erworben wurde, zeugt von der Qualität des Werks und der enormen Wirkkraft, die es bei seiner ersten Ausstellung im Pariser Salon gehabt haben muss. Doyens vorbereitende Zeichnung für das vorliegende Werk wird ebenfalls im Louvre in Paris aufbewahrt (Inv.-Nr. 26239).

Doyen erhielt seine Ausbildung bei Charles Andre van Loo, dem Enkel des großen niederländischen Meisters des Goldenen Zeitalters Jacob van Loo, der ursprünglich aus dem nördlichen Flandern stammte. Nach Abschluss seiner Ausbildung besuchte Doyen Antwerpen, um dort die monumentalen Gemälde Peter Paul Rubens’ zu studieren. Die Bildthemen des barocken Meisters spiegeln sich mit ihrem Überschwang, den üppigen, ineinander verschlungenen Figuren und dem Einfluss antiker Bildhauerkunst in dem vorliegenden Bacchanal deutlich wider. Kunsthistoriker*innen haben Doyens brillante Darstellung sich windender Körper als vorbildhaft für Künstler der nachfolgenden Generation wie Theodore Gericault und dessen berühmtes Floß der Medusa gesehen. Auf der Flucht vor den Unruhen der Französischen Revolution wurde Doyen von Katharina der Großen eingeladen, sich dem Künstlerkreis am Kaiserhof in Sankt Petersburg anzuschließen. Von Katharinas Nachfolger, Zar Paul I., zum Direktor der Russischen Akademie der schönen Künste ernannt, war Doyen an der Ausstattung des Winterpalastes beteiligt, und viele seiner Werke befinden sich noch heute in den Staatlichen Sammlungen der Eremitage in Sankt Petersburg.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

03.05.2023 - 18:00

Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Gabriel François Doyen


(Paris 1726–1806 Sankt Petersburg)
Bacchanal um eine Herme,
Öl auf Leinwand, 244 x 275 cm, ungerahmt

Provenienz:
Claude-Henri Watelet (1718–1786), Paris;
dessen Nachlassauktion, Paris, 12. Juni 1786, Lot 24 (als „un sujet de Bacchanale … 7 pieds 8 pouces sur 8 pieds“);
Privatsammlung, Belgien

Ausgestellt:
Paris, Académie des Beaux-Arts, Salon of 1759, Nr. 120

Literatur:
M. Sandoz, Gabriel François Doyen 1726–1806, Paris 1971, S. 32, Kat.-Nr. 15

Das vorliegende monumentale Gemälde ist mit seinen ineinander verschlungenen Akten, der Fülle an exotischen Früchten und der dramatischen Waldkulisse wohl das „Meisterwerk“ des französischen akademischen Malers des 18. Jahrhunderts Gabriel François Doyen. Das Werk zeigt ein Bacchanal und wurde 1758/59 für die Académie de peinture et de sculpture in Paris geschaffen. Die stehende Hermesstatue, um die die Komposition angeordnet ist, ist typisch für die Antiken, die die französischen Maler im Rahmen ihrer Ausbildung studierten. Hermes war der geflügelte Bote der Aphrodite; seine Figur wurden im antiken Griechenland am Straßenrand aufgestellt, wobei der Phallus der Statue (der im vorliegenden Werk allerdings verdeckt ist) den Reisenden Glück bringen sollte. Die Ikonografie der Nymphe und des Kentauren, die auf dem vorliegenden Bild die Herme mit einem Blumenkranz bekrönen, ist unklar, trägt aber zur allgemeinen Atmosphäre eines sinnlichen Götterfestes bei.

Das Bild kann mit einer bedeutenden Provenienz aufweisen: Es befand sich einst in der Sammlung des Künstlers und königlichen Schatzmeisters Claude-Henri Watelet (1718–1786), dessen Porträt von Jean-Baptiste Greuze (1725–1805) im Louvre in Paris aufbewahrt wird. Das Bild verblieb bis 1786 in der Sammlung Watelets. Dass es von einem so anspruchsvollen Sammler erworben wurde, zeugt von der Qualität des Werks und der enormen Wirkkraft, die es bei seiner ersten Ausstellung im Pariser Salon gehabt haben muss. Doyens vorbereitende Zeichnung für das vorliegende Werk wird ebenfalls im Louvre in Paris aufbewahrt (Inv.-Nr. 26239).

Doyen erhielt seine Ausbildung bei Charles Andre van Loo, dem Enkel des großen niederländischen Meisters des Goldenen Zeitalters Jacob van Loo, der ursprünglich aus dem nördlichen Flandern stammte. Nach Abschluss seiner Ausbildung besuchte Doyen Antwerpen, um dort die monumentalen Gemälde Peter Paul Rubens’ zu studieren. Die Bildthemen des barocken Meisters spiegeln sich mit ihrem Überschwang, den üppigen, ineinander verschlungenen Figuren und dem Einfluss antiker Bildhauerkunst in dem vorliegenden Bacchanal deutlich wider. Kunsthistoriker*innen haben Doyens brillante Darstellung sich windender Körper als vorbildhaft für Künstler der nachfolgenden Generation wie Theodore Gericault und dessen berühmtes Floß der Medusa gesehen. Auf der Flucht vor den Unruhen der Französischen Revolution wurde Doyen von Katharina der Großen eingeladen, sich dem Künstlerkreis am Kaiserhof in Sankt Petersburg anzuschließen. Von Katharinas Nachfolger, Zar Paul I., zum Direktor der Russischen Akademie der schönen Künste ernannt, war Doyen an der Ausstattung des Winterpalastes beteiligt, und viele seiner Werke befinden sich noch heute in den Staatlichen Sammlungen der Eremitage in Sankt Petersburg.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 03.05.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.04. - 03.05.2023

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