Lot Nr. 112


Abate Paolo


Abate Paolo - Alte Meister

(tätig zwischen der Lombardei und Ligurien gegen Ende des 17./ Anfang des 18. Jahrhunderts)
Meeresfrüchte, Fische, erlegte Vögel, eine aufgeschnittene Wassermelone, Pfirsiche und ein Korb mit Feigen auf einem steinernen Sims vor einer Felslandschaft,
bezeichnet mit Inventarnummer links unten: „151 / 214 / SO“,
Öl auf Leinwand, 115 x 150 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Feldmarschall Johann Matthias Reichsgraf von der Schulenburg (1661–1747), erworben am 20. Oktober 1735 zusammen mit drei weiteren Gemälden für 30 Zechine und 2 Lire;
Weitergabe im Erbgang;
Sammlung Giovanni Secco Suardo (1798–1873), Lurano;
Auktion, Christie’s, London, 7. Juli 2004, Lot 78 (als Umkreis des Giacomo Recco);
europäische Privatsammlung

Dokumentation:
Inventario Generale della Gallerie di S: Eccellza Felt Marescial Conte Sculembourgh, Venedig, 30. Mai 1738, Nr. 149–152 (als „Abbate Don Paulo, 4 Quadri con cornici Dorate Rappresentano Uccelli Salvati, Pesci, e Frutti tutto al Naturale con Architettura, alti 6 1/2, lar: 8 1/2, costo 100, stima 600“);
Inventario Generale della Galleria S.E. Maresciallo Co: di Schulemburg, Venedig, 30. Juni 174, Nr. 149–152 (als „Abbate da Pauolo, Quadri Quatro cornici dorate rapresentano Uccelli Salvatici, Pesci, e Frutti tutto al Naturale con Architectura 3za spne, Taleri 400“);
Inventaire de la Gallerie de Feu S.e. Mgr. Le Feldmareschal Comte de Schulenburg, Berlin, um 1750, Nr. 151 („L’Abbé Dito Paul, 4, Tableaux, représ. des oiseaux sauvages, des poissons, et des fruits, ce tout au naturel avec architecture“)

Literatur:
A. Binion, La Galleria scomparsa del maresciallo von der Schulenburg. Un mecenate nella Venezia del Settecento, Mailand 1990, S. 204, 229, 265, 278;
A. Crispo, Le nature morte dell’ „Abate Paolo“: invenzione e imitazione nella pittura di genere in Italia settentrionale tra Sei e Settecento, in: Parma per l’arte. Rivista d’arte e cultura, Bd. XI, Nr. 2, 2005, S. 74f., Abb. 11 (als Abate Paolo);
M. Gregori, Giacomo Ceruti. Nature morte, Ausstellungskatalog, Bergamo 2011, S. 20, Abb. 9 auf S. 19 (als Giovanni Agostino Cassana)

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich wohl um einen wesentlichen Baustein der Rekonstruktion der Laufbahn des sogenannten „Abate Paolo“. Der Künstler, ein bedeutender Schöpfer von Stillleben, war zwischen der Lombardei und Ligurien in der Zeit zwischen dem 17. und dem 18. Jahrhundert tätig. Maria Silvia Proni trug 1998 eine Gruppe von Stillleben zusammen, die demselben anonymen Maler zuzuordnen sind und die sich durch die Darstellung reichhaltiger, auf Felsvorsprüngen angehäufter Arrangements von Wild, Fisch, Obst und Gemüse auszeichnen (siehe M. S. Proni, Giacomo Francesco Cipper detto il Todeschini, in: G. Bocchi, U. Bocchi, Naturaliter. Nuovi contributi alla natura morta in Italia settentrionale e Toscana tra XVII e XVIII secolo, Casalmaggiore 1998, S. 193, Anm. 30).

Der Autor des vorliegenden Stilllebens zeigt sich von den Werken Giacomo da Castellos beeinflusst, dessen klare Linienführung und kompositorische Inszenierung er übernommen hat. Darüber hinaus orientiert er sich am Vorbild eines in Venedig tätigen Spezialisten aus dem Norden: Jan Fyt. Im vorliegenden Werk wurden die Tiere und das Gemüse scheinbar zum Schutz vor einem drohenden Sturm in einer Felshöhle platziert, wie es die aufziehenden Wolken in der Ferne nahelegen. Alles ist mit lebendigem Realismus und einer sorgfältig ausgewogenen Palette kühler und warmer Farbtöne wiedergegeben.

Das Werk von Abate Paolo übte einen starken Einfluss auf die Stilllebenproduktion Giacomo Cerutis aus. Es ist bekannt, dass Ceruti 1735, dem Jahr, in dem dieses Stillleben und seine drei Gegenstücke durch von der Schulenburg erworben wurden, auch in den Diensten des Feldmarschalls stand, für den er ein Gemälde mit einer Darstellung von Fischen, Langusten, Meeresfrüchten und Zitronen schuf  – das sich einst in der Sammlung Lodi in Campione d’Italia (Gregori 2011, Nr. 4, S. 68) befand –, und er somit dort die Werke seines älteren Kollegen studieren konnte.

Die Inschrift links unten auf dem Gemälde ermöglicht es, das Bild mit den Inventarverzeichnissen der Gemäldesammlung von Generalfeldmarschall Johann Matthias Reichsgraf von der Schulenburg in Verbindung zu bringen. Der große deutsche Feldherr verbrachte die letzten Jahre seines Lebens zwischen Verona und Venedig, wo er eine umfangreiche Kunstsammlung anlegte. In von der Schulenburgs Inventar aus dem Jahr 1750 werden vier Stillleben als Werke des „Abbé Dito Paul“ aufgeführt, die am 20. Oktober 1735 für die stattliche Summe von „34 zecchini e 2 lire“ erworben wurden.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

03.05.2023 - 18:00

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Abate Paolo


(tätig zwischen der Lombardei und Ligurien gegen Ende des 17./ Anfang des 18. Jahrhunderts)
Meeresfrüchte, Fische, erlegte Vögel, eine aufgeschnittene Wassermelone, Pfirsiche und ein Korb mit Feigen auf einem steinernen Sims vor einer Felslandschaft,
bezeichnet mit Inventarnummer links unten: „151 / 214 / SO“,
Öl auf Leinwand, 115 x 150 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Feldmarschall Johann Matthias Reichsgraf von der Schulenburg (1661–1747), erworben am 20. Oktober 1735 zusammen mit drei weiteren Gemälden für 30 Zechine und 2 Lire;
Weitergabe im Erbgang;
Sammlung Giovanni Secco Suardo (1798–1873), Lurano;
Auktion, Christie’s, London, 7. Juli 2004, Lot 78 (als Umkreis des Giacomo Recco);
europäische Privatsammlung

Dokumentation:
Inventario Generale della Gallerie di S: Eccellza Felt Marescial Conte Sculembourgh, Venedig, 30. Mai 1738, Nr. 149–152 (als „Abbate Don Paulo, 4 Quadri con cornici Dorate Rappresentano Uccelli Salvati, Pesci, e Frutti tutto al Naturale con Architettura, alti 6 1/2, lar: 8 1/2, costo 100, stima 600“);
Inventario Generale della Galleria S.E. Maresciallo Co: di Schulemburg, Venedig, 30. Juni 174, Nr. 149–152 (als „Abbate da Pauolo, Quadri Quatro cornici dorate rapresentano Uccelli Salvatici, Pesci, e Frutti tutto al Naturale con Architectura 3za spne, Taleri 400“);
Inventaire de la Gallerie de Feu S.e. Mgr. Le Feldmareschal Comte de Schulenburg, Berlin, um 1750, Nr. 151 („L’Abbé Dito Paul, 4, Tableaux, représ. des oiseaux sauvages, des poissons, et des fruits, ce tout au naturel avec architecture“)

Literatur:
A. Binion, La Galleria scomparsa del maresciallo von der Schulenburg. Un mecenate nella Venezia del Settecento, Mailand 1990, S. 204, 229, 265, 278;
A. Crispo, Le nature morte dell’ „Abate Paolo“: invenzione e imitazione nella pittura di genere in Italia settentrionale tra Sei e Settecento, in: Parma per l’arte. Rivista d’arte e cultura, Bd. XI, Nr. 2, 2005, S. 74f., Abb. 11 (als Abate Paolo);
M. Gregori, Giacomo Ceruti. Nature morte, Ausstellungskatalog, Bergamo 2011, S. 20, Abb. 9 auf S. 19 (als Giovanni Agostino Cassana)

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich wohl um einen wesentlichen Baustein der Rekonstruktion der Laufbahn des sogenannten „Abate Paolo“. Der Künstler, ein bedeutender Schöpfer von Stillleben, war zwischen der Lombardei und Ligurien in der Zeit zwischen dem 17. und dem 18. Jahrhundert tätig. Maria Silvia Proni trug 1998 eine Gruppe von Stillleben zusammen, die demselben anonymen Maler zuzuordnen sind und die sich durch die Darstellung reichhaltiger, auf Felsvorsprüngen angehäufter Arrangements von Wild, Fisch, Obst und Gemüse auszeichnen (siehe M. S. Proni, Giacomo Francesco Cipper detto il Todeschini, in: G. Bocchi, U. Bocchi, Naturaliter. Nuovi contributi alla natura morta in Italia settentrionale e Toscana tra XVII e XVIII secolo, Casalmaggiore 1998, S. 193, Anm. 30).

Der Autor des vorliegenden Stilllebens zeigt sich von den Werken Giacomo da Castellos beeinflusst, dessen klare Linienführung und kompositorische Inszenierung er übernommen hat. Darüber hinaus orientiert er sich am Vorbild eines in Venedig tätigen Spezialisten aus dem Norden: Jan Fyt. Im vorliegenden Werk wurden die Tiere und das Gemüse scheinbar zum Schutz vor einem drohenden Sturm in einer Felshöhle platziert, wie es die aufziehenden Wolken in der Ferne nahelegen. Alles ist mit lebendigem Realismus und einer sorgfältig ausgewogenen Palette kühler und warmer Farbtöne wiedergegeben.

Das Werk von Abate Paolo übte einen starken Einfluss auf die Stilllebenproduktion Giacomo Cerutis aus. Es ist bekannt, dass Ceruti 1735, dem Jahr, in dem dieses Stillleben und seine drei Gegenstücke durch von der Schulenburg erworben wurden, auch in den Diensten des Feldmarschalls stand, für den er ein Gemälde mit einer Darstellung von Fischen, Langusten, Meeresfrüchten und Zitronen schuf  – das sich einst in der Sammlung Lodi in Campione d’Italia (Gregori 2011, Nr. 4, S. 68) befand –, und er somit dort die Werke seines älteren Kollegen studieren konnte.

Die Inschrift links unten auf dem Gemälde ermöglicht es, das Bild mit den Inventarverzeichnissen der Gemäldesammlung von Generalfeldmarschall Johann Matthias Reichsgraf von der Schulenburg in Verbindung zu bringen. Der große deutsche Feldherr verbrachte die letzten Jahre seines Lebens zwischen Verona und Venedig, wo er eine umfangreiche Kunstsammlung anlegte. In von der Schulenburgs Inventar aus dem Jahr 1750 werden vier Stillleben als Werke des „Abbé Dito Paul“ aufgeführt, die am 20. Oktober 1735 für die stattliche Summe von „34 zecchini e 2 lire“ erworben wurden.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 03.05.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 22.04. - 03.05.2023

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