(Wien 1938–2022 Mistelbach, N.Ö)
Schüttbild mit Malhemd und pastoser Malerei, auf der Rückseite signiert und datiert hermann nitsch 1997, Öl auf Jute, 189 x 280 cm, über Holzrahmen aufgespannt

Foto dieses Werkes signiert hermann nitsch auf der Rückseite vorhanden.

Provenienz:
Finarte, Venedig
Privatsammlung, Italien

… die seichten, alle intensität fliehenden wollen sich nicht erkennen, echte, tiefe, trunkene, existentielle, ekstatische freude, die sich bis zu den verzückungen der seinsmystik steigert, glücksschauer der daseinsfreude sind ihnen fremd. ebenso können sie das abgrundtiefe, grässliche leid, das sie auslösen und bewirken nicht erfahren, die instinkte dafür sind ihnen abhanden gekommen. Auch die tragik der schauerlichen leidensabgründe, welchen wir notwendigerweise ausgeliefert sind, bleibt ihnen durch die narkose des scheins vorläufig verborgen. konfrontiert man sie mit der uns auferlegten leidensnotwendigkeit, schreien sie wie ein getroffenes tier auf und wollen die tatsache des schmerzes, des todes, des tragischen nicht wahrhaben, die ihnen die wahrheit und wirklichkeit, die daseinsverzückungen und die wahnsinnsräume der untiefen des tragischen leidens zeigt. jenen, der zur rückhaltlosen intensität auffordert, deren resultat die offenbarung und erfahrung der wirklichkeit des seins ist, stellen sie an den pranger.
Das missverständnis soll nicht aufkommen, dass ich durch meine weltanschauung und mein werk eine verherrlichung des leidens anstreben. im gegenteil, ich sage aus vollstem herzen ja zum leben, leben soll zum lebensfest werden. leid soll vermieden und gemildert werden, wo es nur geht. leid soll abgeschafft werden. …
Hermann Nitsch
aus: Reizwort Nitsch, (Vorbemerkung) Sonderzahl 1995