Lot Nr. 55


Masaryk,


Masaryk, - Autographen, Handschriften, Urkunden

Tomás Garrigue, Politiker, Mitbegründer und Staatspräsident der Tschechoslowakei, 1850 - 1937. E. B. m. U., o. O., 22. 9. 1901 (recte 1911), 7 S., Klammerheftung, kl. Rostspuren, Nummerierung mit Bleistift, leicht fleckig, kl. Einrisse mit Klebeband repariert, gr.-8vo.

Ausführliches Schreiben an eine nicht genannte Exzellenz über die Ernennung der Professoren Fr. Krejci und Fr. Cáda zu Ordiniarii an der philosophischen Fakultät an der Universität Prag: "Nach vielem Hin- und Herfragen haben wir erfahren, dass Graf Coudenhove die Ernennung nicht wünsche, weil über Krejci ein Bezirkshauptmann wegen einer Vorlesung am Lande (Extension) eine ungünstige Relation vorgebracht hat. Zu dieser Relation sind wohl noch andere "Relationen" hinzugekommen. Ich gieng zu Graf Coudenhove und legte ihm den Sachverhalt dar: Prof. Cáda, der Schwiegersohn des Landesschulinspektors Kastner, ist ein entschieden Konservativer, ja geradezu katholischer Philosoph, der bei uns der cechische Willmann genannt wird. Prof. Krejci ist liberal, aber ein durchaus mässiger Mann, der politsch, so wie Cada, nicht auftritt, philosophisch nicht so sittlich gibt, wie z. B. der deutsche Professor Jode (Wien) - soll ein & cechischer Professor weniger Lehrfreiheit haben als ein deutscher? Ich zeigte Graf Coudenhove, dass Prof. Krejci als Extraordinarius die Jugend, wenn es den Herren um diese zu tun ist, nicht weniger verdirbt als als Ordinarius (...) Graf Coudenhove hat mir darauf versprochen auf die concrete Anfrage seitens des Ministeriums neutral bleiben zu wollen und sein erstes Votum zurückzunehmen (...) Nun wurde gerade in diesem Augenblicke Fürst Thun ernannt; S. Excellenz Graf Stürgkh sagte mir, er werde den neuen Statthalter auf den Fall aufmerksam machen und ich gieng zum Fürsten Thun und legte ihm den Sachverhalt loyal und offen vor, wie ich es bei seinen Vorgänger getan habe. Fürst Thun hat sich dem ersten Votum seines Vorgängers angeschlossen und so stockt die Ernennung wiederum (...) ich habe aus der Angelegenheit bisher keine öffentliche Frage gemacht, aber die Politiker in Prag sollten doch das bewährte quieta von movere bedenken - ich glaube nicht, das Fürst Thun für seine Pläne eine kulturhistorische, Kulturkampfcampagne brauchen könnte“.

Experte: Mag. Andreas Löbbecke Mag. Andreas Löbbecke
+43-1-515 60-389

books@dorotheum.at

23.06.2023 - 15:20

Erzielter Preis: **
EUR 700,-
Startpreis:
EUR 700,-

Masaryk,


Tomás Garrigue, Politiker, Mitbegründer und Staatspräsident der Tschechoslowakei, 1850 - 1937. E. B. m. U., o. O., 22. 9. 1901 (recte 1911), 7 S., Klammerheftung, kl. Rostspuren, Nummerierung mit Bleistift, leicht fleckig, kl. Einrisse mit Klebeband repariert, gr.-8vo.

Ausführliches Schreiben an eine nicht genannte Exzellenz über die Ernennung der Professoren Fr. Krejci und Fr. Cáda zu Ordiniarii an der philosophischen Fakultät an der Universität Prag: "Nach vielem Hin- und Herfragen haben wir erfahren, dass Graf Coudenhove die Ernennung nicht wünsche, weil über Krejci ein Bezirkshauptmann wegen einer Vorlesung am Lande (Extension) eine ungünstige Relation vorgebracht hat. Zu dieser Relation sind wohl noch andere "Relationen" hinzugekommen. Ich gieng zu Graf Coudenhove und legte ihm den Sachverhalt dar: Prof. Cáda, der Schwiegersohn des Landesschulinspektors Kastner, ist ein entschieden Konservativer, ja geradezu katholischer Philosoph, der bei uns der cechische Willmann genannt wird. Prof. Krejci ist liberal, aber ein durchaus mässiger Mann, der politsch, so wie Cada, nicht auftritt, philosophisch nicht so sittlich gibt, wie z. B. der deutsche Professor Jode (Wien) - soll ein & cechischer Professor weniger Lehrfreiheit haben als ein deutscher? Ich zeigte Graf Coudenhove, dass Prof. Krejci als Extraordinarius die Jugend, wenn es den Herren um diese zu tun ist, nicht weniger verdirbt als als Ordinarius (...) Graf Coudenhove hat mir darauf versprochen auf die concrete Anfrage seitens des Ministeriums neutral bleiben zu wollen und sein erstes Votum zurückzunehmen (...) Nun wurde gerade in diesem Augenblicke Fürst Thun ernannt; S. Excellenz Graf Stürgkh sagte mir, er werde den neuen Statthalter auf den Fall aufmerksam machen und ich gieng zum Fürsten Thun und legte ihm den Sachverhalt loyal und offen vor, wie ich es bei seinen Vorgänger getan habe. Fürst Thun hat sich dem ersten Votum seines Vorgängers angeschlossen und so stockt die Ernennung wiederum (...) ich habe aus der Angelegenheit bisher keine öffentliche Frage gemacht, aber die Politiker in Prag sollten doch das bewährte quieta von movere bedenken - ich glaube nicht, das Fürst Thun für seine Pläne eine kulturhistorische, Kulturkampfcampagne brauchen könnte“.

Experte: Mag. Andreas Löbbecke Mag. Andreas Löbbecke
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
stamps@dorotheum.at

+43 1 515 60 323
Auktion: Autographen, Handschriften, Urkunden
Auktionstyp: Online Auction
Datum: 23.06.2023 - 15:20
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 19.06. - 23.06.2023


** Kaufpreis exkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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