Lot Nr. 1088


Deckelterrine mit Kakiemon Drachendekor, Meissen um 1730,


dreiteilige Deckelterrine mit gefächerter Wandung, Unterschale und Deckel mit plastischer Handhabe in Form einer Ranke, auf jedem Teilstück jeweils drei sich im Kreise drehenden Drachen, Blüten und alternierend indianischen Blumenzweigen von Granatäpfeln und Kirschblüten, Porzellan, farbig und gold bemalt in Aufglasurfarbe, Höhe 12,5 und Dm. 22 cm, unterglasurfarbene Merkurstabmarke, minimaler Abrieb der Farbe und Chips am Rand der Terrine, (GO)

Literatur:
Eikelmann, Renate (Hsrg.). Meißner Porzellane mit Dekoren nach ostasiatischen Vorbildern, München 2013, Bd. II, Kat. 318.
Kat. Ausst.: Frühes Meissner Porzellan. Kostbarkeiten aus deutschen Privatsammlungen, München 1997, Kat. 83.

Das Motiv des sich drehenden Drachen ist nicht nur der chinesischen Ikonographie des Himmelsdrachen entnommen, sondern ist eine motivische Übernahme von importierten japanischen Kakiemon Porzellanen. Die ostasiatischen Dekore waren in der Anfangszeit der Manufaktur Meissen eine reiche Inspirationsquelle an Motiven und Formen, die zunächst kopiert wurde, aber im weiteren Verlauf immer freier variiert und als eigenständige Dekore weiterentwickelt wurden.
Diese Wöchnerinnenterrine ist ihrem Drachenmotiv und der gefächerten Form mit einer Gruppe von drei ebenso dekorierten und gerippten Porzellanen verwand, die sich erhalten haben. Diese Vergleichsstücke sind ebenfalls mit der Merkurstabmarke versehen und sind, wie Renate Eikelmann vermutet, mit Porzellanen mit ostasiatischen Dekoren zugehörig, die ursprünglich für Carl Heinrich Graf von Hoym und dem französischen Kaufmann Rudolphe Lemaire hergestellt worden sind. Um 1730 bestellte Lemaire in Meissen exakte Kopien von chinesischen und japanischen Porzellanen. Mit Unterstützung Hoyms kam es zu einem umfangreichen Vertrags Lemaires mit der Manufaktur, für Porzellane, insbesondere mit Kakiemon Dekor, die auf dem französischen Markt sehr begehrt waren. Tatsächlich verkauften sich diese noch ungemarkten oder mit asiatischen Pseudomarken versehenen Stücke sehr gut als scheinbar asiatische Originale. Entgegen der bestehenden Order des Kurfürsten August des Starken alle Porzellane der Manufaktur in Unterglasurfarbe zu marken, um sie stolz als sächsische Originale auszuzeichnen, ließen Hoym und Lemaire jetzt jedoch die für den französischen Markt bestellten Porzellane mit Marken auf der Glasur und nicht unter der Glasur markieren. So ließ sich die Schwertermarke leicht mit Säure wieder entfernen oder abschleifen. Diese Stücke ließen sich nun erfolgreich, als scheinbar asiatische Originale zu hohen Preisen in Frankreich verkaufen. Als dies bekannt wurde kam es einerseits zu einem Eklat, der als Konsequenz die Verhaftung von Hoym und Lemaire nach sich zog. Aber dieser Skandal führte in weitere Konsequenz auch zu einer Anerkennung der sächsischen Manufaktur auf dem europäischen Markt, da ihre Produkte nun in Qualität vergleichbar bzw. sogar von den asiatischen Originalen nicht mehr zu unterscheiden waren.

23.10.2023 - 14:00

Erzielter Preis: **
EUR 16.900,-
Schätzwert:
EUR 5.000,- bis EUR 8.000,-

Deckelterrine mit Kakiemon Drachendekor, Meissen um 1730,


dreiteilige Deckelterrine mit gefächerter Wandung, Unterschale und Deckel mit plastischer Handhabe in Form einer Ranke, auf jedem Teilstück jeweils drei sich im Kreise drehenden Drachen, Blüten und alternierend indianischen Blumenzweigen von Granatäpfeln und Kirschblüten, Porzellan, farbig und gold bemalt in Aufglasurfarbe, Höhe 12,5 und Dm. 22 cm, unterglasurfarbene Merkurstabmarke, minimaler Abrieb der Farbe und Chips am Rand der Terrine, (GO)

Literatur:
Eikelmann, Renate (Hsrg.). Meißner Porzellane mit Dekoren nach ostasiatischen Vorbildern, München 2013, Bd. II, Kat. 318.
Kat. Ausst.: Frühes Meissner Porzellan. Kostbarkeiten aus deutschen Privatsammlungen, München 1997, Kat. 83.

Das Motiv des sich drehenden Drachen ist nicht nur der chinesischen Ikonographie des Himmelsdrachen entnommen, sondern ist eine motivische Übernahme von importierten japanischen Kakiemon Porzellanen. Die ostasiatischen Dekore waren in der Anfangszeit der Manufaktur Meissen eine reiche Inspirationsquelle an Motiven und Formen, die zunächst kopiert wurde, aber im weiteren Verlauf immer freier variiert und als eigenständige Dekore weiterentwickelt wurden.
Diese Wöchnerinnenterrine ist ihrem Drachenmotiv und der gefächerten Form mit einer Gruppe von drei ebenso dekorierten und gerippten Porzellanen verwand, die sich erhalten haben. Diese Vergleichsstücke sind ebenfalls mit der Merkurstabmarke versehen und sind, wie Renate Eikelmann vermutet, mit Porzellanen mit ostasiatischen Dekoren zugehörig, die ursprünglich für Carl Heinrich Graf von Hoym und dem französischen Kaufmann Rudolphe Lemaire hergestellt worden sind. Um 1730 bestellte Lemaire in Meissen exakte Kopien von chinesischen und japanischen Porzellanen. Mit Unterstützung Hoyms kam es zu einem umfangreichen Vertrags Lemaires mit der Manufaktur, für Porzellane, insbesondere mit Kakiemon Dekor, die auf dem französischen Markt sehr begehrt waren. Tatsächlich verkauften sich diese noch ungemarkten oder mit asiatischen Pseudomarken versehenen Stücke sehr gut als scheinbar asiatische Originale. Entgegen der bestehenden Order des Kurfürsten August des Starken alle Porzellane der Manufaktur in Unterglasurfarbe zu marken, um sie stolz als sächsische Originale auszuzeichnen, ließen Hoym und Lemaire jetzt jedoch die für den französischen Markt bestellten Porzellane mit Marken auf der Glasur und nicht unter der Glasur markieren. So ließ sich die Schwertermarke leicht mit Säure wieder entfernen oder abschleifen. Diese Stücke ließen sich nun erfolgreich, als scheinbar asiatische Originale zu hohen Preisen in Frankreich verkaufen. Als dies bekannt wurde kam es einerseits zu einem Eklat, der als Konsequenz die Verhaftung von Hoym und Lemaire nach sich zog. Aber dieser Skandal führte in weitere Konsequenz auch zu einer Anerkennung der sächsischen Manufaktur auf dem europäischen Markt, da ihre Produkte nun in Qualität vergleichbar bzw. sogar von den asiatischen Originalen nicht mehr zu unterscheiden waren.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 09.00 - 18.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Möbel, Antiquitäten, Glas & Porzellan
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 23.10.2023 - 14:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 23.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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