Lot Nr. 2


Meister der Oberfalkensteiner Altarflügel

[Saleroom Notice]

(tätig in Kärnten um 1520)
Christi Geburt,
Öl auf Holz, 148 x 56 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Hofstätter, Wien;
Privatsammlung, Oberösterreich

Literatur:
J. Höfler, Die Tafelmalerei der Dürerzeit in Kärnten (1500–1530), Klagenfurt 1998, S. 58f.;
S. Rollig, B. Blauensteiner [Hrsg.], Dürerzeit, Österreich am Tor zur Renaissance, Ausstellungskatalog, Köln 2021, S. 272, Erwähnung unter Kat. 5/1–2 (als „Verbleib unbekannt“)

Diese prächtige und bemerkenswert gut erhaltene Tafel gehört zu den wenigen bekannten Werken, die dem Meister der Oberfalkensteiner Altarflügel zugeordnet werden, einem von Albrecht Dürer beeinflussten Wandermaler, der um 1510 vor allem im Südtiroler Pustertal und in Oberkärnten tätig war.

Das vorliegende Gemälde zeigt eine zärtlich-intime Szene der Anbetung des Christuskindes durch die Jungfrau Maria. Das Kind liegt, von Engeln gestützt, auf dem ausladenden blauen Mantel der Mutter, während ein älterer Josef mit Heuballen ein Bettlager bereitet. Der Maler hat eine nächtliche Szene dargestellt, wobei der Stall durch den göttlichen Schein des Kindes erhellt wird. Diese Idee rührt aus den beliebten Schriften des 14. Jahrhunderts der Mystikerin Brigitta von Schweden her, die die Geburt Christi so beschrieb: „Sie gebar ihren Sohn, von dem ein so unbeschreibliches Licht und ein solcher Glanz ausgingen, dass die Sonne ihnen nicht gleichkam und die Kerze, die der heilige Josef hingestellt hatte, überhaupt kein Licht spendete, da das göttliche Licht das wirkliche Licht der Kerze völlig auslöschte.“

Dem ursprünglich aus Oberfalkenstein stammenden Altarflügelpaar entlehnt, das heute im Landesmuseum Kärnten in Klagenfurt aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 001285), wurde der Hilfsname von Janez Höfler eingeführt, um eine Reihe von Werken zu identifizieren, die zuvor lose dem sogenannten Meister von Niederolang oder Nikolaus von Bruneck zugeschrieben waren. Neben den Klagenfurter Altarflügeln identifizierte Höfler einen kleinen Werkkorpus, darunter die Gemälde des Hochaltars in Möllbrücke, Kärnten, das Fresko der Kreuzigung Christi und der Vierzehn Nothelfer in Obervellach, Kärnten, sowie vier Tafeln eines kleinen Südtiroler Marienaltars, die inzwischen in verschiedenen Sammlungen verstreut sind und als Frühwerke dieses Malers gelten. Schließlich zählt Höfler vier weitere Tafeln zu dessen Werkkorpus, darunter die vorliegende (die Höfler nur von einer Fotografie her kannte), die vermutlich die Flügel eines weiteren Marienaltars im Pustertal, Südtirol bildeten, der ebenfalls auseinandergenommen wurde (siehe Höfler 1998, S. 54–65).

Die anderen drei Tafeln des Pustertaler Altars identifizierte Höfler als Mariä Geburt, die sich heute im Pfarrhof von Spittal an der Drau in Kärnten befindet, Mariä Tempelgang im Belvedere in Wien (Inv.-Nr. 4877) und den Marientod (Privatsammlung, Südtirol). Die Vermutung, dass es sich bei den vier Tafeln um Teile desselben Altars handelt, wird durch die übereinstimmenden Maße der Tafel in Spittal a. d. Drau (148,5 x 56 cm) und des vorliegenden Gemäldes gestützt. Die beiden anderen Tafeln lassen Beschneidungen vermuten; die Tafel im Belvedere misst 141 x 57 cm. Höfler stellt die Hypothese einer damals unüblichen Anordnung auf: Geburt und Tempelgang als linke Innen- bzw. Außentafel, Marientod und Christi Geburt als rechte Innen- bzw. Außentafel. Der reiche Goldgrund der vorliegenden Tafel und ihr bemerkenswerter Erhaltungszustand deuten jedoch darauf hin, dass sie tatsächlich hauptsächlich nach innen gerichtet war.

Die an Dürer erinnernden Physiognomien der Figuren und auch die Komposition verraten Anleihen bei dem Nürnberger Meister. In der Tat hat Christof Metzger (siehe C. Metzger, Das große Puzzeln: Albrecht Dürer und die österreichische Kunst um 1500, in: Rollig/Blauensteiner 2021, S. 58) vorgeschlagen, dass Albrecht Dürer möglicherweise einige Aufträge an den Meister der Oberfalkensteiner Altarflügel im Südtiroler und Kärntner Raum vermittelt hat. Zumindest muss sich der Meister zweifellos in Nürnberg aufgehalten haben und mit der dortigen Werkstatt Dürers in Kontakt gestanden haben, darunter mit den jungen Gehilfen Hans Baldung Grien und Hans Schäufelein, sowie mit dem Buchverleger und Drucker Ulrich Pinder, der für die Holzschnitte in Der beschlossene gart des rosenkrantz Mariae (1505) und Speculum passionis (1507) verantwortlich war. Das Hauptinteresse des Meisters galt jedoch Albrecht Dürer selbst, wobei die Geburt Christi als Mitteltafel des Paumgartner Altars (um 1500) als Referenzwerk für das vorliegende Gemälde gedient haben könnte.

Saleroom Notice:

Das Bundesdenkmalamt teilt mit, dass für Lot 2 die Einleitung eines Unterschutzstellungsverfahren geprüft wird und daher eine Ausfuhr aus Österreich voraussichtlich nicht möglich ist.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 84.500,-
Schätzwert:
EUR 60.000,- bis EUR 80.000,-

Meister der Oberfalkensteiner Altarflügel

[Saleroom Notice]

(tätig in Kärnten um 1520)
Christi Geburt,
Öl auf Holz, 148 x 56 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Hofstätter, Wien;
Privatsammlung, Oberösterreich

Literatur:
J. Höfler, Die Tafelmalerei der Dürerzeit in Kärnten (1500–1530), Klagenfurt 1998, S. 58f.;
S. Rollig, B. Blauensteiner [Hrsg.], Dürerzeit, Österreich am Tor zur Renaissance, Ausstellungskatalog, Köln 2021, S. 272, Erwähnung unter Kat. 5/1–2 (als „Verbleib unbekannt“)

Diese prächtige und bemerkenswert gut erhaltene Tafel gehört zu den wenigen bekannten Werken, die dem Meister der Oberfalkensteiner Altarflügel zugeordnet werden, einem von Albrecht Dürer beeinflussten Wandermaler, der um 1510 vor allem im Südtiroler Pustertal und in Oberkärnten tätig war.

Das vorliegende Gemälde zeigt eine zärtlich-intime Szene der Anbetung des Christuskindes durch die Jungfrau Maria. Das Kind liegt, von Engeln gestützt, auf dem ausladenden blauen Mantel der Mutter, während ein älterer Josef mit Heuballen ein Bettlager bereitet. Der Maler hat eine nächtliche Szene dargestellt, wobei der Stall durch den göttlichen Schein des Kindes erhellt wird. Diese Idee rührt aus den beliebten Schriften des 14. Jahrhunderts der Mystikerin Brigitta von Schweden her, die die Geburt Christi so beschrieb: „Sie gebar ihren Sohn, von dem ein so unbeschreibliches Licht und ein solcher Glanz ausgingen, dass die Sonne ihnen nicht gleichkam und die Kerze, die der heilige Josef hingestellt hatte, überhaupt kein Licht spendete, da das göttliche Licht das wirkliche Licht der Kerze völlig auslöschte.“

Dem ursprünglich aus Oberfalkenstein stammenden Altarflügelpaar entlehnt, das heute im Landesmuseum Kärnten in Klagenfurt aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 001285), wurde der Hilfsname von Janez Höfler eingeführt, um eine Reihe von Werken zu identifizieren, die zuvor lose dem sogenannten Meister von Niederolang oder Nikolaus von Bruneck zugeschrieben waren. Neben den Klagenfurter Altarflügeln identifizierte Höfler einen kleinen Werkkorpus, darunter die Gemälde des Hochaltars in Möllbrücke, Kärnten, das Fresko der Kreuzigung Christi und der Vierzehn Nothelfer in Obervellach, Kärnten, sowie vier Tafeln eines kleinen Südtiroler Marienaltars, die inzwischen in verschiedenen Sammlungen verstreut sind und als Frühwerke dieses Malers gelten. Schließlich zählt Höfler vier weitere Tafeln zu dessen Werkkorpus, darunter die vorliegende (die Höfler nur von einer Fotografie her kannte), die vermutlich die Flügel eines weiteren Marienaltars im Pustertal, Südtirol bildeten, der ebenfalls auseinandergenommen wurde (siehe Höfler 1998, S. 54–65).

Die anderen drei Tafeln des Pustertaler Altars identifizierte Höfler als Mariä Geburt, die sich heute im Pfarrhof von Spittal an der Drau in Kärnten befindet, Mariä Tempelgang im Belvedere in Wien (Inv.-Nr. 4877) und den Marientod (Privatsammlung, Südtirol). Die Vermutung, dass es sich bei den vier Tafeln um Teile desselben Altars handelt, wird durch die übereinstimmenden Maße der Tafel in Spittal a. d. Drau (148,5 x 56 cm) und des vorliegenden Gemäldes gestützt. Die beiden anderen Tafeln lassen Beschneidungen vermuten; die Tafel im Belvedere misst 141 x 57 cm. Höfler stellt die Hypothese einer damals unüblichen Anordnung auf: Geburt und Tempelgang als linke Innen- bzw. Außentafel, Marientod und Christi Geburt als rechte Innen- bzw. Außentafel. Der reiche Goldgrund der vorliegenden Tafel und ihr bemerkenswerter Erhaltungszustand deuten jedoch darauf hin, dass sie tatsächlich hauptsächlich nach innen gerichtet war.

Die an Dürer erinnernden Physiognomien der Figuren und auch die Komposition verraten Anleihen bei dem Nürnberger Meister. In der Tat hat Christof Metzger (siehe C. Metzger, Das große Puzzeln: Albrecht Dürer und die österreichische Kunst um 1500, in: Rollig/Blauensteiner 2021, S. 58) vorgeschlagen, dass Albrecht Dürer möglicherweise einige Aufträge an den Meister der Oberfalkensteiner Altarflügel im Südtiroler und Kärntner Raum vermittelt hat. Zumindest muss sich der Meister zweifellos in Nürnberg aufgehalten haben und mit der dortigen Werkstatt Dürers in Kontakt gestanden haben, darunter mit den jungen Gehilfen Hans Baldung Grien und Hans Schäufelein, sowie mit dem Buchverleger und Drucker Ulrich Pinder, der für die Holzschnitte in Der beschlossene gart des rosenkrantz Mariae (1505) und Speculum passionis (1507) verantwortlich war. Das Hauptinteresse des Meisters galt jedoch Albrecht Dürer selbst, wobei die Geburt Christi als Mitteltafel des Paumgartner Altars (um 1500) als Referenzwerk für das vorliegende Gemälde gedient haben könnte.

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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