Lot Nr. 11


Meister von 1441


(tätig in der Toskana Mitte des 15. Jahrhunderts)
Herkules und der Nemeische Löwe; und
Hippolyta, Königin der Amazonen,
Tempera auf Holz, je 41,5 x 43 cm, gerahmt, Pendants (2)

Provenienz:
Kunsthandel Alberto Bruschi, Florenz;
europäischer Kunstmarkt;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Ausgestellt:
Florenz, Uffizien, La città di Ercole, 19. Dezember 2015 – 31. Januar 2016, Kat.-Nr. 11, 12 (als dem Meister von 1441 zugeschrieben)

Literatur:
W. Bulst, Die Sala grande des Palazzo Medici in Florenz: Rekonstruktion und Bedeutung, in: F. Ames-Lewis, J. Poeschke (Hrsg.), Italienische Frührenaissance und nordeuropäisches Spätmittelalter, Berlin 1993, S. 105, Abb. 11 (als Florentiner Meister, nur Herkules und der Nemeische Löwe);
A. Tartuferi, Ercole nell’arte fiorentina dei secoli XIV e XV: alcuni esempi e una proposta per il Maestro del 1441 a Signa, in: M. Bona Castellotti, A. Giuliano (Hrsg.), Ercole il fondatore dell’antichità al Rinascimento, Ausstellungskatalog, Mailand 2011, S. 87, Abb. 3, 4 (als dem Meister von 1441 zugeschrieben);
W. Bulst et al. (Hrsg.), La città di Ercole. Mitologia e politica, Ausstellungskatalog, Bologna 2016, S. 70–73, Nr. 11, 12 (als dem Meister von 1441 zugeschrieben)

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri unter Nr. 102954 und 102955 registriert (als Maestro del 1441).

Die erste Tafel stellt eine der bekanntesten Aufgaben des Herkules dar: den Kampf mit dem Nemeischen Löwen, den Hera dem Helden entgegenschickte, als er sich in der Stadt Nemea befand, die dem Tier seinen Namen gab. Nachdem Hera den Löwen unbesiegbar gemacht hatte, zwang sie Herkules, ihn außer Gefecht zu setzen, indem er ihm die Kiefer ausrenkte, da er ihn weder verwunden noch töten konnte. Das Blutvergießen, das auf dem Gemälde zu sehen ist, beschreibt den Ausgang des Konflikts. Herkules ist hier mit grauem Bart und Tonsur dargestellt, wie es in der Antike und dann auch im Mittelalter und der Frührenaissance üblich war (siehe W. Bulst, La città di Ercole. Mitologia e politica, Ausstellungskatalog, Bologna 2016, S. 70).

Das zweite Motiv ist schwieriger zu identifizieren. Die Nacktheit des Herkules ist auf prüde Weise mit Blattranken bedeckt, während sein Haupt mit einem Blätterkranz bekrönt ist; er ergreift seine Keule mit beiden Händen und holt aus, um eine nackte Frau zu schlagen. Sie ist mit langen Haaren dargestellt, der Rücken ist vor Schmerz rückwärts gekrümmt, der Körper blutet; sie hält die Hände erhoben, um sich zu verteidigen. Bei dieser weiblichen Figur könnte es sich um Hippolyta, die Königin der Amazonen, handeln, deren Gürtel Herkules entwendet hat. In der mythologischen Beschreibung tötete Herkules sie nicht, sondern hielt sie gefangen. Womöglich ist er deshalb in jenem Moment zu sehen, als er die Keule zurückzieht, um seinen letzten Schlag auszuführen, doch schließlich davon absieht.

Das Können des Malers zeigt sich in seinem Geschick, die Geschichte der beiden Begebenheiten zu transportieren, die sich durch eine kühne Dramatik auszeichnen. Herkules erscheint nicht als Sieger, sondern vielmehr steht der Kampf des Helden im Vordergrund, auf dessen Triumph nur aus dem vergossenen Blut seiner Feinde geschlossen werden kann.

Die beiden Tafeln reihen sich zu den Werken, die dem Meister von 1441 zugeschrieben werden, jenem Künstler, der 1441 die Lebensgeschichte der Beata Giovanna in der Cappella Maggiore der Pfarrkirche San Giovanni Battista in Signa malte (siehe Tartuferi in der Literatur). Der Werkkorpus des Künstlers umfasst auch mehrere Fragmente historisierender Cassone-Tafeln. Unter den Werken, die dem Meister von 1441 gegeben werden, gibt es eine weitere Tafel von quadratischem Format, die allerdings von minderer Qualität ist als die hier besprochene: Sie stellt ebenfalls die Episode des Kampfes des Herkules mit dem Nemeischen Löwen dar und wird in der Galleria Palatina in Florenz aufbewahrt (Inv. G.R. 512; siehe Bulst 2016, S. 68, Kat.-Nr. 10).

Beide Bildthemen preisen die Tugend. Die mythologischen Begebenheiten der Aufgaben des Herkules wurden häufig für die Darstellungen auf Hochzeitstruhen gewählt, einen Bildtypus, dem die hier besprochenen Gemälde aufgrund ihrer Größe sicherlich entsprachen. Die Anlage der Tafeln mit ihren horizontal aufeinander abgestimmten Kompositionen lässt vermuten, dass sie sich an den Schmalseiten eines Cassone befanden.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 26.400,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Meister von 1441


(tätig in der Toskana Mitte des 15. Jahrhunderts)
Herkules und der Nemeische Löwe; und
Hippolyta, Königin der Amazonen,
Tempera auf Holz, je 41,5 x 43 cm, gerahmt, Pendants (2)

Provenienz:
Kunsthandel Alberto Bruschi, Florenz;
europäischer Kunstmarkt;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Ausgestellt:
Florenz, Uffizien, La città di Ercole, 19. Dezember 2015 – 31. Januar 2016, Kat.-Nr. 11, 12 (als dem Meister von 1441 zugeschrieben)

Literatur:
W. Bulst, Die Sala grande des Palazzo Medici in Florenz: Rekonstruktion und Bedeutung, in: F. Ames-Lewis, J. Poeschke (Hrsg.), Italienische Frührenaissance und nordeuropäisches Spätmittelalter, Berlin 1993, S. 105, Abb. 11 (als Florentiner Meister, nur Herkules und der Nemeische Löwe);
A. Tartuferi, Ercole nell’arte fiorentina dei secoli XIV e XV: alcuni esempi e una proposta per il Maestro del 1441 a Signa, in: M. Bona Castellotti, A. Giuliano (Hrsg.), Ercole il fondatore dell’antichità al Rinascimento, Ausstellungskatalog, Mailand 2011, S. 87, Abb. 3, 4 (als dem Meister von 1441 zugeschrieben);
W. Bulst et al. (Hrsg.), La città di Ercole. Mitologia e politica, Ausstellungskatalog, Bologna 2016, S. 70–73, Nr. 11, 12 (als dem Meister von 1441 zugeschrieben)

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri unter Nr. 102954 und 102955 registriert (als Maestro del 1441).

Die erste Tafel stellt eine der bekanntesten Aufgaben des Herkules dar: den Kampf mit dem Nemeischen Löwen, den Hera dem Helden entgegenschickte, als er sich in der Stadt Nemea befand, die dem Tier seinen Namen gab. Nachdem Hera den Löwen unbesiegbar gemacht hatte, zwang sie Herkules, ihn außer Gefecht zu setzen, indem er ihm die Kiefer ausrenkte, da er ihn weder verwunden noch töten konnte. Das Blutvergießen, das auf dem Gemälde zu sehen ist, beschreibt den Ausgang des Konflikts. Herkules ist hier mit grauem Bart und Tonsur dargestellt, wie es in der Antike und dann auch im Mittelalter und der Frührenaissance üblich war (siehe W. Bulst, La città di Ercole. Mitologia e politica, Ausstellungskatalog, Bologna 2016, S. 70).

Das zweite Motiv ist schwieriger zu identifizieren. Die Nacktheit des Herkules ist auf prüde Weise mit Blattranken bedeckt, während sein Haupt mit einem Blätterkranz bekrönt ist; er ergreift seine Keule mit beiden Händen und holt aus, um eine nackte Frau zu schlagen. Sie ist mit langen Haaren dargestellt, der Rücken ist vor Schmerz rückwärts gekrümmt, der Körper blutet; sie hält die Hände erhoben, um sich zu verteidigen. Bei dieser weiblichen Figur könnte es sich um Hippolyta, die Königin der Amazonen, handeln, deren Gürtel Herkules entwendet hat. In der mythologischen Beschreibung tötete Herkules sie nicht, sondern hielt sie gefangen. Womöglich ist er deshalb in jenem Moment zu sehen, als er die Keule zurückzieht, um seinen letzten Schlag auszuführen, doch schließlich davon absieht.

Das Können des Malers zeigt sich in seinem Geschick, die Geschichte der beiden Begebenheiten zu transportieren, die sich durch eine kühne Dramatik auszeichnen. Herkules erscheint nicht als Sieger, sondern vielmehr steht der Kampf des Helden im Vordergrund, auf dessen Triumph nur aus dem vergossenen Blut seiner Feinde geschlossen werden kann.

Die beiden Tafeln reihen sich zu den Werken, die dem Meister von 1441 zugeschrieben werden, jenem Künstler, der 1441 die Lebensgeschichte der Beata Giovanna in der Cappella Maggiore der Pfarrkirche San Giovanni Battista in Signa malte (siehe Tartuferi in der Literatur). Der Werkkorpus des Künstlers umfasst auch mehrere Fragmente historisierender Cassone-Tafeln. Unter den Werken, die dem Meister von 1441 gegeben werden, gibt es eine weitere Tafel von quadratischem Format, die allerdings von minderer Qualität ist als die hier besprochene: Sie stellt ebenfalls die Episode des Kampfes des Herkules mit dem Nemeischen Löwen dar und wird in der Galleria Palatina in Florenz aufbewahrt (Inv. G.R. 512; siehe Bulst 2016, S. 68, Kat.-Nr. 10).

Beide Bildthemen preisen die Tugend. Die mythologischen Begebenheiten der Aufgaben des Herkules wurden häufig für die Darstellungen auf Hochzeitstruhen gewählt, einen Bildtypus, dem die hier besprochenen Gemälde aufgrund ihrer Größe sicherlich entsprachen. Die Anlage der Tafeln mit ihren horizontal aufeinander abgestimmten Kompositionen lässt vermuten, dass sie sich an den Schmalseiten eines Cassone befanden.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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