Ferraresische Schule, um 1560
Madonna mit Kind und Johannesknaben,
Öl auf Holz, 39 x 28,5 cm, ungerahmt
Provenienz:
Privatsammlung, Schweiz
Die vorliegende Komposition ist in einer offenen Landschaft angesiedelt und zeichnet sich durch eine intime Atmosphäre aus, die sich in den Blicken der drei die Bildfläche ausfüllenden Figuren widerspiegelt. Diese Vertrautheit drückt sich nicht nur in den Gesichtszügen, sondern auch in den Gesten der Figuren und in der spielerischen Art und Weise aus, in der der Johannesknabe das Lamm umfasst hält – das Emblem des Agnus Dei, das die Rolle Christi als Selbstopfer zur Erlösung der Menschen vor ihren Sünden vorwegnimmt. Die gleiche spielerische Qualität zeigt sich in der Geste des Christuskindes, das nach dem Haar des heiligen Johannes greift, während es auf dem Bein seiner Mutter steht.
Stilistisch steht dieses Bild den Werken der Schule von Ferrara und der Romagna aus der zweiten Hälfte des Cinquecento nahe, in denen eine ähnlich schillernde Qualität der Stoffe zu beobachten ist. Auch die bildhauerische Monumentalität der Figuren und die kompositorische Anordnung lassen Anklänge an die frühen Vorbilder des Cinquecento in der Nachfolge Raffaels und Michelangelos erkennen, die durch die Kenntnis der Werke von Pellegrino Tibaldi, Battista Dossi und Girolamo da Carpi interpretiert werden. All dies sind Elemente, die in den Werken der manieristischen Maler, die um die Zeit des Konzils von Trient 1563 in und um Ferrara tätig waren, häufig wiederkehren, insbesondere bei Sebastiano Filippi, gen. Bastianino. Es bieten sich Vergleiche mit der Madonna in der Glorie mit den Heiligen Barbara und Katharina im Dom von Ferrara und der Heiligen Familie mit dem Johannesknaben in der Sammlung der Cassa di Risparmio di Ferrara an (siehe J. Bentini (Hrsg.), Il Bastianino e la pittura a Ferrara nel secondo Cinquecento, Bologna 1985, S. 102–110).
Sebastiano Filippi, gen. Bastianino (um 1530–1602), gehörte zu den wichtigsten Malern, die am Hof von Herzog Alfonso II. d’Este (1559-1597) in Ferrara, einem der wichtigsten kulturellen, künstlerischen und politischen Zentren Europas zu dieser Zeit, tätig waren. Sebastiano erhielt seine erste Ausbildung unter seinem Vater Camillo, der zusammen mit Battista Dossi, Benvenuto Tisi, gen. Garofalo, und Girolamo da Carpi an zahlreichen Ausstattungsprojekten beteiligt war. Nach einer Reise nach Rom, die er im Alter von 18 Jahren antrat, verraten Bastianinos Werke den deutlichen Einfluss Michelangelos, der vor allem nach 1570–1575 durch ein neues, von der Kenntnis der späten Werke Tizians herrührendes Farbempfinden verstärkt wurde.
Experte: Mark MacDonnell
Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
25.10.2023 - 18:00
- Schätzwert: **
-
EUR 10.000,- bis EUR 15.000,-
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Ferraresische Schule, um 1560
Madonna mit Kind und Johannesknaben,
Öl auf Holz, 39 x 28,5 cm, ungerahmt
Provenienz:
Privatsammlung, Schweiz
Die vorliegende Komposition ist in einer offenen Landschaft angesiedelt und zeichnet sich durch eine intime Atmosphäre aus, die sich in den Blicken der drei die Bildfläche ausfüllenden Figuren widerspiegelt. Diese Vertrautheit drückt sich nicht nur in den Gesichtszügen, sondern auch in den Gesten der Figuren und in der spielerischen Art und Weise aus, in der der Johannesknabe das Lamm umfasst hält – das Emblem des Agnus Dei, das die Rolle Christi als Selbstopfer zur Erlösung der Menschen vor ihren Sünden vorwegnimmt. Die gleiche spielerische Qualität zeigt sich in der Geste des Christuskindes, das nach dem Haar des heiligen Johannes greift, während es auf dem Bein seiner Mutter steht.
Stilistisch steht dieses Bild den Werken der Schule von Ferrara und der Romagna aus der zweiten Hälfte des Cinquecento nahe, in denen eine ähnlich schillernde Qualität der Stoffe zu beobachten ist. Auch die bildhauerische Monumentalität der Figuren und die kompositorische Anordnung lassen Anklänge an die frühen Vorbilder des Cinquecento in der Nachfolge Raffaels und Michelangelos erkennen, die durch die Kenntnis der Werke von Pellegrino Tibaldi, Battista Dossi und Girolamo da Carpi interpretiert werden. All dies sind Elemente, die in den Werken der manieristischen Maler, die um die Zeit des Konzils von Trient 1563 in und um Ferrara tätig waren, häufig wiederkehren, insbesondere bei Sebastiano Filippi, gen. Bastianino. Es bieten sich Vergleiche mit der Madonna in der Glorie mit den Heiligen Barbara und Katharina im Dom von Ferrara und der Heiligen Familie mit dem Johannesknaben in der Sammlung der Cassa di Risparmio di Ferrara an (siehe J. Bentini (Hrsg.), Il Bastianino e la pittura a Ferrara nel secondo Cinquecento, Bologna 1985, S. 102–110).
Sebastiano Filippi, gen. Bastianino (um 1530–1602), gehörte zu den wichtigsten Malern, die am Hof von Herzog Alfonso II. d’Este (1559-1597) in Ferrara, einem der wichtigsten kulturellen, künstlerischen und politischen Zentren Europas zu dieser Zeit, tätig waren. Sebastiano erhielt seine erste Ausbildung unter seinem Vater Camillo, der zusammen mit Battista Dossi, Benvenuto Tisi, gen. Garofalo, und Girolamo da Carpi an zahlreichen Ausstattungsprojekten beteiligt war. Nach einer Reise nach Rom, die er im Alter von 18 Jahren antrat, verraten Bastianinos Werke den deutlichen Einfluss Michelangelos, der vor allem nach 1570–1575 durch ein neues, von der Kenntnis der späten Werke Tizians herrührendes Farbempfinden verstärkt wurde.
Experte: Mark MacDonnell
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Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 25.10.2023 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 14.10. - 25.10.2023 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)
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