Umkreis des Frans Pourbus der Jüngere
(Antwerpen 1569–1622 Paris)
Bildnis der Erzherzogin Anna von Tirol (1585–1618), der künftigen römisch-deutschen Kaiserin,
Öl auf Leinwand, 71 x 56 cm, gerahmt
Provenienz:
Kunstkammer Georg Laue, München;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer
Literatur:
B. Ducos, Frans Pourbus le Jeune 1569–1622, Dijon 2011, S. 75f., Abb. 35 (als „Anonyme, Portrait présumé de l’archiduchesse Anna de Habsbourg“);
G. Laue, Die Kunstkammer, Kunstkammer Edition, Bd. 1, München 2016, S. 9, 50–51, 116, Kat.-Nr. 25, Abb. 33 (als Frans Pourbus II. zugeschrieben, flämisch, um 1600)
Das vorliegende Porträt zeigt die junge Erzherzogin Anna von Tirol (1585–1618) vermutlich im Alter von ungefähr 15 Jahren. Sie trägt ein reiches, dunkelgrünes Brokatkleid mit breiten goldbestickten Streifen, eine voluminöse Halskrause und eine Haartracht, die der gegen Ende des 16. Jahrhunderts an den europäischen Höfen verbreiteten Mode entsprach. Im Einklang mit der Höhe der Halskrause ist das Haar stark toupiert und in der Art einer pyramidenförmigen Struktur, die von einem Drahtgestell gestützt wird, hochgesteckt. Die Haarpyramide wird durch vertikal geflochtene Lockenzöpfe unterteilt und mit einem Diadem aus Perlen und Edelsteinen gerahmt. Die Haarnadel neben dem linken Ohr in der Form einer kleinen Hand und einem flammenden Herz ist besonders fein gearbeitet und könnte möglicherweise mit einer bevorstehenden Verlobung in Zusammenhang gebracht werden. Anna war die jüngste Tochter von Erzherzog Ferdinand II. von Tirol, dem Gründer der Kunstkammer in Ambras, und seiner zweiten Gemahlin Anna Caterina Gonzaga. Sie wuchs am Hof ihres Vaters in Tirol auf und heiratete 1611 ihren Cousin, Erzherzog Matthias, den späteren Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, mit dessen Krönung sie 1612 Kaiserin wurde. Die Ehe blieb kinderlos, und Anna starb 1618, drei Monate vor ihrem Gemahl.
Das vorliegende Porträt steht mit seinem ausgeprägten Realismus stilistisch Bildnissen von Frans Pourbus II. nahe. Man kann annehmen, dass es von einem Porträtisten stammt, der gegen Ende des 16. Jahrhunderts für Ferdinand II. tätig war. Frans Pourbus II. war zu Beginn des 17. Jahrhunderts einer der populärsten Porträtmaler an den europäischen Höfen. 1600 reiste er an den Hof des Herzogs Vincenzo Gonzaga in Mantua, der Annas Onkel mütterlicherseits war. Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, auch für andere bedeutende Auftraggeber zu arbeiten. 1603 kam er nach Innsbruck, und 1604 malte er in Graz Porträts potenzieller Bräute von Rudolf II., darunter Bildnisse von Annas Cousinen wie beispielsweise die Erzherzoginnen Eleonore, Maria Magdalena und Konstanze (Innsbruck, Schloss Ambras, Leihgaben des Kunsthistorischen Museums, Wien, Inv.-Nr. 3070, 3385 und 3306). Annas Porträt, das heute nur in Form einer Werkstattwiederholung existiert (Inv.-Nr. 9383), wurde von Rudolf II. bei Pourbus in Auftrag gegeben. Er konkurrierte mit Hans von Aachen, der seinerseits ein Bild der Erzherzogin malte, welches sich heute ebenfalls im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet (Inv.-Nr. 4410).
Das vorliegende Werk ist ein Beispiel der Repräsentationskunst um 1600 und zeigt eindrucksvoll die Bedeutung der Porträtmalerei an europäischen Höfen, insbesondere jenen der Habsburger.
Experte: Mark MacDonnell
Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
25.10.2023 - 18:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 19.500,-
- Schätzwert:
-
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-
Umkreis des Frans Pourbus der Jüngere
(Antwerpen 1569–1622 Paris)
Bildnis der Erzherzogin Anna von Tirol (1585–1618), der künftigen römisch-deutschen Kaiserin,
Öl auf Leinwand, 71 x 56 cm, gerahmt
Provenienz:
Kunstkammer Georg Laue, München;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer
Literatur:
B. Ducos, Frans Pourbus le Jeune 1569–1622, Dijon 2011, S. 75f., Abb. 35 (als „Anonyme, Portrait présumé de l’archiduchesse Anna de Habsbourg“);
G. Laue, Die Kunstkammer, Kunstkammer Edition, Bd. 1, München 2016, S. 9, 50–51, 116, Kat.-Nr. 25, Abb. 33 (als Frans Pourbus II. zugeschrieben, flämisch, um 1600)
Das vorliegende Porträt zeigt die junge Erzherzogin Anna von Tirol (1585–1618) vermutlich im Alter von ungefähr 15 Jahren. Sie trägt ein reiches, dunkelgrünes Brokatkleid mit breiten goldbestickten Streifen, eine voluminöse Halskrause und eine Haartracht, die der gegen Ende des 16. Jahrhunderts an den europäischen Höfen verbreiteten Mode entsprach. Im Einklang mit der Höhe der Halskrause ist das Haar stark toupiert und in der Art einer pyramidenförmigen Struktur, die von einem Drahtgestell gestützt wird, hochgesteckt. Die Haarpyramide wird durch vertikal geflochtene Lockenzöpfe unterteilt und mit einem Diadem aus Perlen und Edelsteinen gerahmt. Die Haarnadel neben dem linken Ohr in der Form einer kleinen Hand und einem flammenden Herz ist besonders fein gearbeitet und könnte möglicherweise mit einer bevorstehenden Verlobung in Zusammenhang gebracht werden. Anna war die jüngste Tochter von Erzherzog Ferdinand II. von Tirol, dem Gründer der Kunstkammer in Ambras, und seiner zweiten Gemahlin Anna Caterina Gonzaga. Sie wuchs am Hof ihres Vaters in Tirol auf und heiratete 1611 ihren Cousin, Erzherzog Matthias, den späteren Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, mit dessen Krönung sie 1612 Kaiserin wurde. Die Ehe blieb kinderlos, und Anna starb 1618, drei Monate vor ihrem Gemahl.
Das vorliegende Porträt steht mit seinem ausgeprägten Realismus stilistisch Bildnissen von Frans Pourbus II. nahe. Man kann annehmen, dass es von einem Porträtisten stammt, der gegen Ende des 16. Jahrhunderts für Ferdinand II. tätig war. Frans Pourbus II. war zu Beginn des 17. Jahrhunderts einer der populärsten Porträtmaler an den europäischen Höfen. 1600 reiste er an den Hof des Herzogs Vincenzo Gonzaga in Mantua, der Annas Onkel mütterlicherseits war. Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, auch für andere bedeutende Auftraggeber zu arbeiten. 1603 kam er nach Innsbruck, und 1604 malte er in Graz Porträts potenzieller Bräute von Rudolf II., darunter Bildnisse von Annas Cousinen wie beispielsweise die Erzherzoginnen Eleonore, Maria Magdalena und Konstanze (Innsbruck, Schloss Ambras, Leihgaben des Kunsthistorischen Museums, Wien, Inv.-Nr. 3070, 3385 und 3306). Annas Porträt, das heute nur in Form einer Werkstattwiederholung existiert (Inv.-Nr. 9383), wurde von Rudolf II. bei Pourbus in Auftrag gegeben. Er konkurrierte mit Hans von Aachen, der seinerseits ein Bild der Erzherzogin malte, welches sich heute ebenfalls im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet (Inv.-Nr. 4410).
Das vorliegende Werk ist ein Beispiel der Repräsentationskunst um 1600 und zeigt eindrucksvoll die Bedeutung der Porträtmalerei an europäischen Höfen, insbesondere jenen der Habsburger.
Experte: Mark MacDonnell
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Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 25.10.2023 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 14.10. - 25.10.2023 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer
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