Lot Nr. 50 -


Flämische Schule, 17. Jahrhundert


Reiterbildnis von George Villiers, dem 1. Herzog von Buckingham (1592–1628),
Öl auf Papier, auf Leinwand aufgezogen, 50 x 41,5 cm, gerahmt

Wir danken Maria Galen, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Abraham van Diepenbeeck (’s-Hertogenbosch 1596–1675 Antwerpen) vorgeschlagen hat.

Dieses elegante Porträt zeigt den Herzog von Buckingham zu Pferde. Er war Lord-Großadmiral der englischen Flotte und einer der berühmt-berüchtigtsten Persönlichkeiten während der Herrschaft Karls I. von England. Das Charisma des Herzogs, das Buckinghams Bewunderer faszinierte und sogar Alexander Dumas zu einer romantischen Darstellung im Roman Die drei Musketiere inspirierte, wird auch in diesem Bildnis deutlich.

George Villiers war ein Günstling der Könige Jakob I. und Karl I. Er wurde 1616 als Viscount in den Adelsstand erhoben und stieg innerhalb von zwei Jahren zum Grafen und Marquess auf. Die königliche Gunst machte ihn zum reichsten und mächtigsten Adeligen im Land, der als Herzog von Buckingham eine riesige Kunstsammlung zusammentrug. 1625 traf er das erste Mal mit Peter Paul Rubens zusammen, als er der Stellvertreter-Trauung des englischen Monarchen mit Henrietta Maria, der Schwester des Königs von Navarra, beiwohnte. In seiner Rolle als frisch ernannter Lord-Großadmiral beauftragte er Rubens mit einem riesigen Reiterporträt. In privaten Notizen hielt Rubens die „Arroganz und Launenhaftigkeit“ Buckinghams fest und sagte voraus, dass der Herzog „auf den Rand des Abgrundes“ zusteuerte. Die Geschichte gab ihm recht, zumal dem Herzog die erfolglosen Feldzüge gegen Spanien und Frankreich sehr übelgenommen wurden und er 1628 einem Attentat zum Opfer fiel. Das große von Rubens auf Leinwand ausgeführte Reiterbildnis mit den Maßen 307 x 337 cm wurde nach dem Tod des Herzogs mit dem Rest der Sammlung verstreut. In jüngerer Zeit gelangte das Gemälde in die Sammlung des Earl of Jersey in Osterley Park, bevor es 1949 durch einen Brand zerstört wurde.

Das vorliegende Bild ist eine aus dem 17. Jahrhundert stammende Variante einer von Rubens gemalten Ölskizze für das Gemälde, die sich heute im Kimbell Art Museum, Fort Worth, Texas (Inv.-Nr. AP 1976.08) befindet. Eingehende wissenschaftliche Untersuchungen sind bisher zu den verschiedenen bekannten Varianten der Ölskizze des Herzogs von Buckingham unternommen worden. Die vorliegende Version ist eine Neuentdeckung, die erst kürzlich ans Licht kam und bisher unveröffentlicht blieb. In den Abmessungen steht unser Bild dem Original im Kimbell Art Museum nahe, unterscheidet sich aber von diesem und anderen Varianten. So wurden hier beispielsweise die Figur des Meeresgottes Neptun mit dem Dreizack und die Najaden in der linken unteren Ecke der Skizze im Kimbell Art Museum weggelassen. Stattdessen wurde die Aufmerksamkeit auf die meisterhafte Darstellung des sich aufbäumenden muskulösen und sich windenden Pferdes gelegt. Tatsächlich mag dies auf ein früheres Kompositionsstadium hinweisen, das von Diepenbeck, basierend auf einem modello in der Werkstatt Rubens’, verwendet wurde.

Das Osterley-Bild war das früheste, in dem Rubens die Levade wählte, die er mit seiner Werkstatt in der heute verschollenen sogenannten Reitschule (um 1615; ehemals Kaiser-Friedrich Museum, Berlin) etablierte hatte und er später im Porträt des Kardinalinfanten Ferdinand von Österreich in der Schlacht von Nördlingen (um 1634/35; Prado, Madrid, Inv.-Nr. P001687) und in dem heute verlorenen Reiterporträt von König Philipp IV. von Spanien (1628; ehemals Madrid, Alcazar, verbrannt 1734) verwendete. Eine Grisaille von Diepenbeck mit einer Darstellung des Kardinalinfanten beruht höchstwahrscheinlich auf Rubens’ Buckingham-Porträt und ist mit dem vorliegenden Bild hinsichtlich der Haltung und des Winkels des Pferdes verwandt (siehe Auktion, Christie’s, London, 17. April 2002, Lot 7).

Rubens war die wichtigste Inspirationsquelle in Diepenbecks Laufbahn. Er führte mehrere Werke aus, die auf ihn zurückgehen: 1627 folgte Diepenbeck den Vorgaben Rubens’ und zeichnete den Entwurf für die Vitae patrum von Heribertus Rosweyde, und 1636 setzte er Rubens’ Ideen für den Stich Neptun und Minerva um. Nach dem Tod Rubens’ blieb das Werk des Meisters weiterhin von entscheidender Bedeutung für Diepenbecks künstlerische Arbeit. So kommen Reitmotive häufig in seinem Werk vor, beispielsweise auf den Zeichnungen für die berühmte Duke of Newcastle’s Riding School, bei der es sich um eine Serie mit 42 Kupferstichen handelt, die das 1657 in Antwerpen veröffentlichte Buch über Pferdedressur von William Cavendish illustrieren. Die erste Seite zeigt den Herzog von Newcastle mit Kommandostab auf einem sich aufbäumenden Pferd (British Museum, London, Inv.-Nr. 1868,1212.462) in ähnlicher Haltung wie auf dem vorliegenden Gemälde.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 16.950,-
Schätzwert:
EUR 12.000,- bis EUR 15.000,-

Flämische Schule, 17. Jahrhundert


Reiterbildnis von George Villiers, dem 1. Herzog von Buckingham (1592–1628),
Öl auf Papier, auf Leinwand aufgezogen, 50 x 41,5 cm, gerahmt

Wir danken Maria Galen, die die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Abraham van Diepenbeeck (’s-Hertogenbosch 1596–1675 Antwerpen) vorgeschlagen hat.

Dieses elegante Porträt zeigt den Herzog von Buckingham zu Pferde. Er war Lord-Großadmiral der englischen Flotte und einer der berühmt-berüchtigtsten Persönlichkeiten während der Herrschaft Karls I. von England. Das Charisma des Herzogs, das Buckinghams Bewunderer faszinierte und sogar Alexander Dumas zu einer romantischen Darstellung im Roman Die drei Musketiere inspirierte, wird auch in diesem Bildnis deutlich.

George Villiers war ein Günstling der Könige Jakob I. und Karl I. Er wurde 1616 als Viscount in den Adelsstand erhoben und stieg innerhalb von zwei Jahren zum Grafen und Marquess auf. Die königliche Gunst machte ihn zum reichsten und mächtigsten Adeligen im Land, der als Herzog von Buckingham eine riesige Kunstsammlung zusammentrug. 1625 traf er das erste Mal mit Peter Paul Rubens zusammen, als er der Stellvertreter-Trauung des englischen Monarchen mit Henrietta Maria, der Schwester des Königs von Navarra, beiwohnte. In seiner Rolle als frisch ernannter Lord-Großadmiral beauftragte er Rubens mit einem riesigen Reiterporträt. In privaten Notizen hielt Rubens die „Arroganz und Launenhaftigkeit“ Buckinghams fest und sagte voraus, dass der Herzog „auf den Rand des Abgrundes“ zusteuerte. Die Geschichte gab ihm recht, zumal dem Herzog die erfolglosen Feldzüge gegen Spanien und Frankreich sehr übelgenommen wurden und er 1628 einem Attentat zum Opfer fiel. Das große von Rubens auf Leinwand ausgeführte Reiterbildnis mit den Maßen 307 x 337 cm wurde nach dem Tod des Herzogs mit dem Rest der Sammlung verstreut. In jüngerer Zeit gelangte das Gemälde in die Sammlung des Earl of Jersey in Osterley Park, bevor es 1949 durch einen Brand zerstört wurde.

Das vorliegende Bild ist eine aus dem 17. Jahrhundert stammende Variante einer von Rubens gemalten Ölskizze für das Gemälde, die sich heute im Kimbell Art Museum, Fort Worth, Texas (Inv.-Nr. AP 1976.08) befindet. Eingehende wissenschaftliche Untersuchungen sind bisher zu den verschiedenen bekannten Varianten der Ölskizze des Herzogs von Buckingham unternommen worden. Die vorliegende Version ist eine Neuentdeckung, die erst kürzlich ans Licht kam und bisher unveröffentlicht blieb. In den Abmessungen steht unser Bild dem Original im Kimbell Art Museum nahe, unterscheidet sich aber von diesem und anderen Varianten. So wurden hier beispielsweise die Figur des Meeresgottes Neptun mit dem Dreizack und die Najaden in der linken unteren Ecke der Skizze im Kimbell Art Museum weggelassen. Stattdessen wurde die Aufmerksamkeit auf die meisterhafte Darstellung des sich aufbäumenden muskulösen und sich windenden Pferdes gelegt. Tatsächlich mag dies auf ein früheres Kompositionsstadium hinweisen, das von Diepenbeck, basierend auf einem modello in der Werkstatt Rubens’, verwendet wurde.

Das Osterley-Bild war das früheste, in dem Rubens die Levade wählte, die er mit seiner Werkstatt in der heute verschollenen sogenannten Reitschule (um 1615; ehemals Kaiser-Friedrich Museum, Berlin) etablierte hatte und er später im Porträt des Kardinalinfanten Ferdinand von Österreich in der Schlacht von Nördlingen (um 1634/35; Prado, Madrid, Inv.-Nr. P001687) und in dem heute verlorenen Reiterporträt von König Philipp IV. von Spanien (1628; ehemals Madrid, Alcazar, verbrannt 1734) verwendete. Eine Grisaille von Diepenbeck mit einer Darstellung des Kardinalinfanten beruht höchstwahrscheinlich auf Rubens’ Buckingham-Porträt und ist mit dem vorliegenden Bild hinsichtlich der Haltung und des Winkels des Pferdes verwandt (siehe Auktion, Christie’s, London, 17. April 2002, Lot 7).

Rubens war die wichtigste Inspirationsquelle in Diepenbecks Laufbahn. Er führte mehrere Werke aus, die auf ihn zurückgehen: 1627 folgte Diepenbeck den Vorgaben Rubens’ und zeichnete den Entwurf für die Vitae patrum von Heribertus Rosweyde, und 1636 setzte er Rubens’ Ideen für den Stich Neptun und Minerva um. Nach dem Tod Rubens’ blieb das Werk des Meisters weiterhin von entscheidender Bedeutung für Diepenbecks künstlerische Arbeit. So kommen Reitmotive häufig in seinem Werk vor, beispielsweise auf den Zeichnungen für die berühmte Duke of Newcastle’s Riding School, bei der es sich um eine Serie mit 42 Kupferstichen handelt, die das 1657 in Antwerpen veröffentlichte Buch über Pferdedressur von William Cavendish illustrieren. Die erste Seite zeigt den Herzog von Newcastle mit Kommandostab auf einem sich aufbäumenden Pferd (British Museum, London, Inv.-Nr. 1868,1212.462) in ähnlicher Haltung wie auf dem vorliegenden Gemälde.

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


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