Reyer Jacobsz. van Blommendael
(Amsterdam 1628–1675 Haarlem)
Die Heilige Familie mit dem Johannesknaben,
Öl auf Leinwand, geschweifter Abschluss, 125 x 108 cm, gerahmt
Provenienz:
Sammlung Georges Antoine Louvrier (1886–1967), Brüssel;
europäische Privatsammlung;
Auktion, Pierre Bergé, Paris, 20. Mai 2008, Lot 24 (Bolognesische Schule, um 1680);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer
Wir danken Paul Huys Janssen, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat. Sein schriftliches Gutachten liegt diesem Lot bei.
Das vorliegende Gemälde ist eine bedeutende Ergänzung zum kleinen Oeuvre des Reyer van Blommendael und weist mehrere charakteristische Elemente seines künstlerischen Schaffens auf. Die Figuren stehen in der vorliegenden Komposition in der für den Künstler typischen Weise dicht beieinander und haben runde Gesichter mit Pausbäckchen und bisweilen kleinen Stupsnasen. Der Künstler hat das Bild mit ausgeprägten Schattenpartien gestaltet, und die Draperien sind im Allgemeinen breit und mit matten Farben gemalt. Sowohl der Christus- als auch der Johannesknabe haben dasselbe lockige, gewellte blonde Haar, das in mehreren Gemälden Blommendaels wiederkehrt, darunter im Bild des Sokrates in Straßburg. Das Thema des Gemäldes ist vom Katholizismus geprägt, und die Darbringung der Früchte verweist auf die Eucharistie. Die Position des älteren heiligen Joseph, der mehr oder weniger abseits der anderen Figuren im linken Hintergrund steht, ist ein Hinweis auf seine untergeordnete Bedeutung.
Reyer Jacobsz. van Blommendael wurde 1628 in Amsterdam geboren. Sein Vater Jacob war ein erfolgreicher Unternehmer, der mehrere Grundstücke in der Umgebung von Bloemendaal, einer kleinen Stadt in der Nähe von Haarlem (daher der Familienname), sein Eigen nannte. Er besaß eine Wäschebleicherei, die ihm und seiner Familie ein gutes Einkommen bescherte. Die spärlichen Informationen über Reyer bestätigen seine Stellung als wohlhabender Bürger. In den frühesten Aufzeichnungen, die allesamt aus der Zeit um 1660 stammen, wird er als Kunsthändler erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt lebte er bereits in Haarlem, wo er 1658 ein großes Haus erworben hatte, was auf seine finanzielle Unabhängigkeit zu dieser Zeit hinweist. Später erhielt er eine große Geldsumme aus dem Nachlass seines verstorbenen Vaters (siehe I. van Thiel-Stroman, Painting in Haarlem 1500–1850. The Collection of the Frans Hals Museum, Haarlem/Gent 2006, S. 111, mit einem Abriss der Biografie des Künstlers). 1663 trat Reyer in die Lukasgilde in Haarlem ein und arbeitete von da an offiziell als Maler und Kunsthändler. Über die künstlerische Ausbildung Reyers ist nichts bekannt. Bis heute sind nicht mehr als etwa fünfzehn Gemälde von ihm bekannt. Nur wenige sind signiert und keines ist datiert. Offenbar konnte er es sich leisten, als Einzelgänger zu leben und zu arbeiten, da keine Auftragsarbeiten dokumentiert sind. Blommendael blieb bis zum Ende seines Lebens in Haarlem, zog dann nach Den Haag, wo er vermutlich verstarb. Er wurde am 23. November 1675 im Familiengrab in der Grote Kerk in Haarlem beigesetzt.
Experte: Mark MacDonnell
Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
25.10.2023 - 18:00
- Schätzwert:
-
EUR 8.000,- bis EUR 12.000,-
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Reyer Jacobsz. van Blommendael
(Amsterdam 1628–1675 Haarlem)
Die Heilige Familie mit dem Johannesknaben,
Öl auf Leinwand, geschweifter Abschluss, 125 x 108 cm, gerahmt
Provenienz:
Sammlung Georges Antoine Louvrier (1886–1967), Brüssel;
europäische Privatsammlung;
Auktion, Pierre Bergé, Paris, 20. Mai 2008, Lot 24 (Bolognesische Schule, um 1680);
dort erworben durch den jetzigen Besitzer
Wir danken Paul Huys Janssen, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat. Sein schriftliches Gutachten liegt diesem Lot bei.
Das vorliegende Gemälde ist eine bedeutende Ergänzung zum kleinen Oeuvre des Reyer van Blommendael und weist mehrere charakteristische Elemente seines künstlerischen Schaffens auf. Die Figuren stehen in der vorliegenden Komposition in der für den Künstler typischen Weise dicht beieinander und haben runde Gesichter mit Pausbäckchen und bisweilen kleinen Stupsnasen. Der Künstler hat das Bild mit ausgeprägten Schattenpartien gestaltet, und die Draperien sind im Allgemeinen breit und mit matten Farben gemalt. Sowohl der Christus- als auch der Johannesknabe haben dasselbe lockige, gewellte blonde Haar, das in mehreren Gemälden Blommendaels wiederkehrt, darunter im Bild des Sokrates in Straßburg. Das Thema des Gemäldes ist vom Katholizismus geprägt, und die Darbringung der Früchte verweist auf die Eucharistie. Die Position des älteren heiligen Joseph, der mehr oder weniger abseits der anderen Figuren im linken Hintergrund steht, ist ein Hinweis auf seine untergeordnete Bedeutung.
Reyer Jacobsz. van Blommendael wurde 1628 in Amsterdam geboren. Sein Vater Jacob war ein erfolgreicher Unternehmer, der mehrere Grundstücke in der Umgebung von Bloemendaal, einer kleinen Stadt in der Nähe von Haarlem (daher der Familienname), sein Eigen nannte. Er besaß eine Wäschebleicherei, die ihm und seiner Familie ein gutes Einkommen bescherte. Die spärlichen Informationen über Reyer bestätigen seine Stellung als wohlhabender Bürger. In den frühesten Aufzeichnungen, die allesamt aus der Zeit um 1660 stammen, wird er als Kunsthändler erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt lebte er bereits in Haarlem, wo er 1658 ein großes Haus erworben hatte, was auf seine finanzielle Unabhängigkeit zu dieser Zeit hinweist. Später erhielt er eine große Geldsumme aus dem Nachlass seines verstorbenen Vaters (siehe I. van Thiel-Stroman, Painting in Haarlem 1500–1850. The Collection of the Frans Hals Museum, Haarlem/Gent 2006, S. 111, mit einem Abriss der Biografie des Künstlers). 1663 trat Reyer in die Lukasgilde in Haarlem ein und arbeitete von da an offiziell als Maler und Kunsthändler. Über die künstlerische Ausbildung Reyers ist nichts bekannt. Bis heute sind nicht mehr als etwa fünfzehn Gemälde von ihm bekannt. Nur wenige sind signiert und keines ist datiert. Offenbar konnte er es sich leisten, als Einzelgänger zu leben und zu arbeiten, da keine Auftragsarbeiten dokumentiert sind. Blommendael blieb bis zum Ende seines Lebens in Haarlem, zog dann nach Den Haag, wo er vermutlich verstarb. Er wurde am 23. November 1675 im Familiengrab in der Grote Kerk in Haarlem beigesetzt.
Experte: Mark MacDonnell
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Käufer Hotline
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Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 25.10.2023 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 14.10. - 25.10.2023 |