Lot Nr. 60


Bartholomäus Wittig


(Breslau 1613/14–1684 Nürnberg)
Christus unter den Schriftgelehrten,
undeutlich signiert und datiert rechts oben: B. Wittig f / 51,
Öl auf Leinwand, 117 x 184 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Baumkotter, London, bis 1976;
Kunsthandel, Deutschland
Privatsammlung, Süddeutschland

Das vorliegende Gemälde ist eine kürzlich wiederentdeckte und bedeutende Ergänzung zum kleinen bekannten Korpus von Gemälden, die dem einst in Nürnberg wirkenden Künstler Bartholomäus Wittig zugewiesen werden. Das großformatige Leinwandbild zeichnet sich durch einen sicheren Pinselduktus und ein kühnes Helldunkel aus und wird durch die leuchtenden Rot-, Blau- und Gelbtöne der Gewänder der Figuren belebt, die in den ansonsten relativ gedämpften ockerfarbenen Hintergrund eingestreut sind. Die dargestellten Figuren werden von einer frontalen Lichtquelle beleuchtet, die sich, aus der Richtung des Betrachters kommend, außerhalb des Gemäldes befindet. In der Mitte einer bühnenartigen Kulisse steht der junge, von einer Schar von Kirchenvätern und drei sitzenden Repoussoir-Figuren umgebene Christus und lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich.

Die Echtheit des Gemäldes wird durch mehrere mit bloßem Auge erkennbare signifikante Pentimente und durch eine Veränderung der im Sitzen lesenden Figur ganz rechts bestätigt. Zu einem früheren Zeitpunkt hatte der Künstler diese Figur so dargestellt, dass sie dem Betrachter den Rücken zukehrte und ihn über die Schulter direkt anblickte.

Die hier dargestellte Episode ist dem Lukasevangelium (2, 41–50) entnommen, wonach Josef und Maria den jungen Jesus, nachdem sie ihn in Jerusalem aus den Augen verloren hatten, im Tempel wiederfanden, wo er sich in aller Ruhe und Gelassenheit mit den Schriftgelehrten in einer theologischen Debatte befand. Wittig hat die Tempelszene in einer etwas düsteren zeitgenössischen Umgebung wiedergegeben, in der die Anwesenden um den couragierten Christus versammelt sind. Einige hören mit verblüffter Bewunderung zu, während andere sich an der Diskussion beteiligen und das Wort Christi mit der Heiligen Schrift vergleichen.

Von den wenigen bekannten existierenden Werken Wittigs sind wenige signiert und datiert und von einer solchen Größe. Der Künstler war der Sohn eines Kaufmanns und begann seine künstlerische Ausbildung unter dem Breslauer Maler Michael Duquesne (1587–1641). Für die Zeit von 1634 bis 1642 wird ein längerer Aufenthalt in Holland und Italien vermutet, kann jedoch nicht nachgewiesen werden. Spätestens ab 1642 lebte und arbeitete Wittig in Nürnberg, allerdings ohne jemals das Bürgerrecht zu beantragen, wodurch er sich im ständigen Streit mit der Malerzunft befand. Einem erhaltenen Brief an den Rat zufolge berichtete Wittig, dass er bis zum Jahr 1647 nur kleine Kupfertafeln hergestellt habe, die an Kunden vor allem in Italien und den Niederlanden verkauft wurden.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 23.400,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Bartholomäus Wittig


(Breslau 1613/14–1684 Nürnberg)
Christus unter den Schriftgelehrten,
undeutlich signiert und datiert rechts oben: B. Wittig f / 51,
Öl auf Leinwand, 117 x 184 cm, gerahmt

Provenienz:
Galerie Baumkotter, London, bis 1976;
Kunsthandel, Deutschland
Privatsammlung, Süddeutschland

Das vorliegende Gemälde ist eine kürzlich wiederentdeckte und bedeutende Ergänzung zum kleinen bekannten Korpus von Gemälden, die dem einst in Nürnberg wirkenden Künstler Bartholomäus Wittig zugewiesen werden. Das großformatige Leinwandbild zeichnet sich durch einen sicheren Pinselduktus und ein kühnes Helldunkel aus und wird durch die leuchtenden Rot-, Blau- und Gelbtöne der Gewänder der Figuren belebt, die in den ansonsten relativ gedämpften ockerfarbenen Hintergrund eingestreut sind. Die dargestellten Figuren werden von einer frontalen Lichtquelle beleuchtet, die sich, aus der Richtung des Betrachters kommend, außerhalb des Gemäldes befindet. In der Mitte einer bühnenartigen Kulisse steht der junge, von einer Schar von Kirchenvätern und drei sitzenden Repoussoir-Figuren umgebene Christus und lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich.

Die Echtheit des Gemäldes wird durch mehrere mit bloßem Auge erkennbare signifikante Pentimente und durch eine Veränderung der im Sitzen lesenden Figur ganz rechts bestätigt. Zu einem früheren Zeitpunkt hatte der Künstler diese Figur so dargestellt, dass sie dem Betrachter den Rücken zukehrte und ihn über die Schulter direkt anblickte.

Die hier dargestellte Episode ist dem Lukasevangelium (2, 41–50) entnommen, wonach Josef und Maria den jungen Jesus, nachdem sie ihn in Jerusalem aus den Augen verloren hatten, im Tempel wiederfanden, wo er sich in aller Ruhe und Gelassenheit mit den Schriftgelehrten in einer theologischen Debatte befand. Wittig hat die Tempelszene in einer etwas düsteren zeitgenössischen Umgebung wiedergegeben, in der die Anwesenden um den couragierten Christus versammelt sind. Einige hören mit verblüffter Bewunderung zu, während andere sich an der Diskussion beteiligen und das Wort Christi mit der Heiligen Schrift vergleichen.

Von den wenigen bekannten existierenden Werken Wittigs sind wenige signiert und datiert und von einer solchen Größe. Der Künstler war der Sohn eines Kaufmanns und begann seine künstlerische Ausbildung unter dem Breslauer Maler Michael Duquesne (1587–1641). Für die Zeit von 1634 bis 1642 wird ein längerer Aufenthalt in Holland und Italien vermutet, kann jedoch nicht nachgewiesen werden. Spätestens ab 1642 lebte und arbeitete Wittig in Nürnberg, allerdings ohne jemals das Bürgerrecht zu beantragen, wodurch er sich im ständigen Streit mit der Malerzunft befand. Einem erhaltenen Brief an den Rat zufolge berichtete Wittig, dass er bis zum Jahr 1647 nur kleine Kupfertafeln hergestellt habe, die an Kunden vor allem in Italien und den Niederlanden verkauft wurden.

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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