Lot Nr. 62


Jan Brueghel I. und Joos de Momper II.


(Brüssel 1568–1625 Antwerpen) und (Antwerpen 1564–1635)
Weite bewaldete Landschaft mit Reisenden auf einem Pfad und der Kornernte im Vordergrund,
Öl auf Holz, 69 x 107 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Jacques Ludwig Menke (1837–1912), Hannover;
dessen Auktion, Galerie Le Roy, Brüssel, 1. Juni 1904, Lot 13 (als Jan Brueghel I.);
Sammlung Hermann Renner (1863–1921), Hamburg;
dessen Auktion, Antiquitätenhaus Wertheim, Berlin, 30. April 1930, Lot 62 (als Joos de Momper und Jan Brueghel II.);
Sammlung Heinz Kisters (1912–1977), Kreuzlingen;
rheinische Privatsammlung, Deutschland

Literatur:
K. Ertz, Jan Brueghel der Ältere, Köln 1979, S. 624, Nr. 403, S. 477, Abb. 577;
K. Ertz, Josse de Momper der Jüngere, Freren 1986, S. 553, Nr. 321, S. 225, Abb. 244;
K. Ertz und C. Nitze Ertz, Jan Brueghel der Ältere (1568–1625). Kritischer Katalog der Gemälde, Lingen 2008–2010, S. 1550, Nr. 743, Abb. S. 1552

Das hier vorliegende Gemälde ist ein höchst qualitätvolles Beispiel für die Zusammenarbeit zweier großer flämischer Künstler. Joos de Momper schuf hier eine seiner wunderbaren Landschaften, die von Jan Brueghel I. mit Personen und Tieren sehr ausgewogen staffiert wurde. Klaus Ertz, der Verfasser der Werkverzeichnisse zu Joos de Momper und Jan Brueghel, datiert das Gemälde in die Jahre 1610–1620 und damit in die späteren Jahre beider Maler.

Dieses einzigartige Gemälde ist eine von fünf Ernteszenen, die Ertz in de Mompers Oeuvre verzeichnet. Er beschreibt de Mompers charakteristische Verwendung von Farbe für die Darstellung von Licht als wesentliches Stilmittel, das sich im vorliegenden Gemälde gut beobachten lässt. Ertz schreibt: „Die Zeit der Ernte, des Schnittes, ist der Mittag, allenfalls der frühe Nachmittag; der Bauer muss warten, bis der Tau der Nacht getrocknet ist. Er muss die Korngarben gebunden und die Heuballen aufgeschichtet haben, bevor die Feuchte des Spätnachmittags heraufzieht. Der Maler hat den richtigen Augenblick gewählt, die Mittagszeit. Das gibt dem Staffagemaler die Möglichkeit, die verschiedensten Tätigkeiten zu schildern: das Sensen, das Harken, das Binden, das Heuhaufen Aufstellen, das Einholen der Ernte auf Wagen, schließlich die Rast der Bauern.“

Ertz weiter: „Die Sonne steht etwa im Zenit, der Lichteinfall ist also ziemlich senkrecht. Der Himmel ist in der Bildmitte deutlich golden verfärbt, ein Stückchen von der Sonne selbst scheint angedeutet. Scharfes, helles Licht überflutet die ferne Landschaft und den Vordergrund in seiner ganzen Breite. Die Figuren Jan Brueghels werfen nur kleine Schlagschatten, ordnen sich also ganz konsequent den Vorgaben des Landschafters unter […]. Und doch sind es solche Sommerlandschaften, mit ihrem noch inkonsequent eingesetzten Licht, das der Landschaft, die es bescheint, eher dient“ (siehe Ertz 1986 in der Literatur, S. 226–228).

Typisch für damalige Zeit war die Spezialisierung auf ein bestimmtes Teilgebiet der Malerei und die Zusammenarbeit mit Kollegen. Berühmt wurde die Zusammenarbeit zwischen Jan Brueghel und Peter Paul Rubens. Jan war ein Meister in der Darstellung von Landschaften und Details. Peter Paul Rubens übernahm die Ausgestaltung mit Figuren. Abgesehen von Peter Paul Rubens arbeitete Jan u. a. auch mit den Antwerpener Malern Hendrik van Balen, Sebastiaen Vrancx und Joos de Momper II. zusammen. Die Zusammenarbeit zwischen Jan Brueghel I. und Joos de Momper II. stellte eine besonders fruchtbare Beziehung dar. Tatsächlich arbeiteten die beiden Künstler über einen Zeitraum von fast dreißig Jahren an mehr als achtzig Gemälden zusammen, was nach Jans Tod 1625 von seinem Sohn Jan II. weitergeführt wurde. De Mompers großflächig gemalte Dörfer und Stadtlandschaften bildeten die stimmungsvolle Kulisse für Brueghels Figuren, die ihrerseits de Mompers große Panoramen bevölkerten.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

25.10.2023 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 260.000,-
Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 250.000,-

Jan Brueghel I. und Joos de Momper II.


(Brüssel 1568–1625 Antwerpen) und (Antwerpen 1564–1635)
Weite bewaldete Landschaft mit Reisenden auf einem Pfad und der Kornernte im Vordergrund,
Öl auf Holz, 69 x 107 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Jacques Ludwig Menke (1837–1912), Hannover;
dessen Auktion, Galerie Le Roy, Brüssel, 1. Juni 1904, Lot 13 (als Jan Brueghel I.);
Sammlung Hermann Renner (1863–1921), Hamburg;
dessen Auktion, Antiquitätenhaus Wertheim, Berlin, 30. April 1930, Lot 62 (als Joos de Momper und Jan Brueghel II.);
Sammlung Heinz Kisters (1912–1977), Kreuzlingen;
rheinische Privatsammlung, Deutschland

Literatur:
K. Ertz, Jan Brueghel der Ältere, Köln 1979, S. 624, Nr. 403, S. 477, Abb. 577;
K. Ertz, Josse de Momper der Jüngere, Freren 1986, S. 553, Nr. 321, S. 225, Abb. 244;
K. Ertz und C. Nitze Ertz, Jan Brueghel der Ältere (1568–1625). Kritischer Katalog der Gemälde, Lingen 2008–2010, S. 1550, Nr. 743, Abb. S. 1552

Das hier vorliegende Gemälde ist ein höchst qualitätvolles Beispiel für die Zusammenarbeit zweier großer flämischer Künstler. Joos de Momper schuf hier eine seiner wunderbaren Landschaften, die von Jan Brueghel I. mit Personen und Tieren sehr ausgewogen staffiert wurde. Klaus Ertz, der Verfasser der Werkverzeichnisse zu Joos de Momper und Jan Brueghel, datiert das Gemälde in die Jahre 1610–1620 und damit in die späteren Jahre beider Maler.

Dieses einzigartige Gemälde ist eine von fünf Ernteszenen, die Ertz in de Mompers Oeuvre verzeichnet. Er beschreibt de Mompers charakteristische Verwendung von Farbe für die Darstellung von Licht als wesentliches Stilmittel, das sich im vorliegenden Gemälde gut beobachten lässt. Ertz schreibt: „Die Zeit der Ernte, des Schnittes, ist der Mittag, allenfalls der frühe Nachmittag; der Bauer muss warten, bis der Tau der Nacht getrocknet ist. Er muss die Korngarben gebunden und die Heuballen aufgeschichtet haben, bevor die Feuchte des Spätnachmittags heraufzieht. Der Maler hat den richtigen Augenblick gewählt, die Mittagszeit. Das gibt dem Staffagemaler die Möglichkeit, die verschiedensten Tätigkeiten zu schildern: das Sensen, das Harken, das Binden, das Heuhaufen Aufstellen, das Einholen der Ernte auf Wagen, schließlich die Rast der Bauern.“

Ertz weiter: „Die Sonne steht etwa im Zenit, der Lichteinfall ist also ziemlich senkrecht. Der Himmel ist in der Bildmitte deutlich golden verfärbt, ein Stückchen von der Sonne selbst scheint angedeutet. Scharfes, helles Licht überflutet die ferne Landschaft und den Vordergrund in seiner ganzen Breite. Die Figuren Jan Brueghels werfen nur kleine Schlagschatten, ordnen sich also ganz konsequent den Vorgaben des Landschafters unter […]. Und doch sind es solche Sommerlandschaften, mit ihrem noch inkonsequent eingesetzten Licht, das der Landschaft, die es bescheint, eher dient“ (siehe Ertz 1986 in der Literatur, S. 226–228).

Typisch für damalige Zeit war die Spezialisierung auf ein bestimmtes Teilgebiet der Malerei und die Zusammenarbeit mit Kollegen. Berühmt wurde die Zusammenarbeit zwischen Jan Brueghel und Peter Paul Rubens. Jan war ein Meister in der Darstellung von Landschaften und Details. Peter Paul Rubens übernahm die Ausgestaltung mit Figuren. Abgesehen von Peter Paul Rubens arbeitete Jan u. a. auch mit den Antwerpener Malern Hendrik van Balen, Sebastiaen Vrancx und Joos de Momper II. zusammen. Die Zusammenarbeit zwischen Jan Brueghel I. und Joos de Momper II. stellte eine besonders fruchtbare Beziehung dar. Tatsächlich arbeiteten die beiden Künstler über einen Zeitraum von fast dreißig Jahren an mehr als achtzig Gemälden zusammen, was nach Jans Tod 1625 von seinem Sohn Jan II. weitergeführt wurde. De Mompers großflächig gemalte Dörfer und Stadtlandschaften bildeten die stimmungsvolle Kulisse für Brueghels Figuren, die ihrerseits de Mompers große Panoramen bevölkerten.

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.10.2023 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.10. - 25.10.2023


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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