Römische Schule, 17. Jahrhundert
Diogenes,
Öl auf Leinwand, 90 x 67 cm, gerahmt
Provenienz:
europäische Privatsammlung
Das vorliegende Gemälde zeigt ein Brustbild des griechischen Philosophen Diogenes von Sinope. Er trägt eine purpurfarbene Toga und tritt aus dem dunklen Hintergrund hervor, der nur von der Laterne, die er in der linken Hand hält, beleuchtet wird. Mit dem ausgestreckten rechten Zeigefinger scheint er sich an einen Gesprächspartner zu wenden, dessen Aufmerksamkeit er erregen möchte.
Mit dieser Geste scheint Diogenes den Betrachter zu warnen, nicht den Lastern eines materiellen Lebens zu erliegen. In der Tat ist der Philosoph als Begründer der Schule der Kyniker und für sein Leben in Armut und philosophischer Askese bekannt. Die Laterne weist auf seine Absicht hin, nach dem „ehrlichen“ Menschen Tag und Nacht zu suchen, um ihn von vergänglichen Gütern zu befreien, die ihn vom Streben nach Tugend und ihrer Ausübung abbringen würden (Diogenes Laertius, Leben der Philosophen, VI, 41). Die Figur des Diogenes ist mit großem Interesse an einer realistischen Darstellung gemalt, was durch die Laterne als einzige Lichtquelle im Bild noch verstärkt wird. Dadurch entsteht ein kühnes Helldunkel, das jedes Detail des Körpers des Philosophen hervorhebt, von den Falten in seinem Gesicht und den Locken seines Bartes bis hin zu den Falten am Hals und an seinen Händen.
Dieses Werk kann einem Künstler zugeschrieben werden, der den sogenannten „tenebrosi“ des späten 17. Jahrhunderts in Rom, etwa Giacinto Brandi (1623–1691), Giovanni Battista Beinaschi (1636–1688), Daniel Seiter (1649–705), Bernhard Keilhau, gen. Monsù Bernardo (1624–1687), Girolamo Troppa (1636–1711) oder Agostino Scilla (1629–1700), sehr nahestand. Diese Maler trachteten danach, dem Realismus verpflichtete Kompositionen zu schaffen, und waren von den Errungenschaften der vorangegangenen Generation, vor allem von Pierfrancesco Mola (1629–1717), Salvator Rosa (1615–1673) und Mattia Preti (1613–1699), beeinflusst. Diese Künstler entwickelten einen Malstil, der im Gegensatz zum vorherrschenden Klassizismus stand, der durch die Theorien von Giovanni Pietro Bellori gefördert wurde (siehe F. Petrucci, I tenebristi del tardo Seicento romano: aggiunte a Scilla, Albertoni e Troppa, in: Arte documento, 28, 2012, S. 154–159).
Experte: Mark MacDonnell
Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403
old.masters@dorotheum.com
25.10.2023 - 18:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 26.000,-
- Schätzwert:
-
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-
Römische Schule, 17. Jahrhundert
Diogenes,
Öl auf Leinwand, 90 x 67 cm, gerahmt
Provenienz:
europäische Privatsammlung
Das vorliegende Gemälde zeigt ein Brustbild des griechischen Philosophen Diogenes von Sinope. Er trägt eine purpurfarbene Toga und tritt aus dem dunklen Hintergrund hervor, der nur von der Laterne, die er in der linken Hand hält, beleuchtet wird. Mit dem ausgestreckten rechten Zeigefinger scheint er sich an einen Gesprächspartner zu wenden, dessen Aufmerksamkeit er erregen möchte.
Mit dieser Geste scheint Diogenes den Betrachter zu warnen, nicht den Lastern eines materiellen Lebens zu erliegen. In der Tat ist der Philosoph als Begründer der Schule der Kyniker und für sein Leben in Armut und philosophischer Askese bekannt. Die Laterne weist auf seine Absicht hin, nach dem „ehrlichen“ Menschen Tag und Nacht zu suchen, um ihn von vergänglichen Gütern zu befreien, die ihn vom Streben nach Tugend und ihrer Ausübung abbringen würden (Diogenes Laertius, Leben der Philosophen, VI, 41). Die Figur des Diogenes ist mit großem Interesse an einer realistischen Darstellung gemalt, was durch die Laterne als einzige Lichtquelle im Bild noch verstärkt wird. Dadurch entsteht ein kühnes Helldunkel, das jedes Detail des Körpers des Philosophen hervorhebt, von den Falten in seinem Gesicht und den Locken seines Bartes bis hin zu den Falten am Hals und an seinen Händen.
Dieses Werk kann einem Künstler zugeschrieben werden, der den sogenannten „tenebrosi“ des späten 17. Jahrhunderts in Rom, etwa Giacinto Brandi (1623–1691), Giovanni Battista Beinaschi (1636–1688), Daniel Seiter (1649–705), Bernhard Keilhau, gen. Monsù Bernardo (1624–1687), Girolamo Troppa (1636–1711) oder Agostino Scilla (1629–1700), sehr nahestand. Diese Maler trachteten danach, dem Realismus verpflichtete Kompositionen zu schaffen, und waren von den Errungenschaften der vorangegangenen Generation, vor allem von Pierfrancesco Mola (1629–1717), Salvator Rosa (1615–1673) und Mattia Preti (1613–1699), beeinflusst. Diese Künstler entwickelten einen Malstil, der im Gegensatz zum vorherrschenden Klassizismus stand, der durch die Theorien von Giovanni Pietro Bellori gefördert wurde (siehe F. Petrucci, I tenebristi del tardo Seicento romano: aggiunte a Scilla, Albertoni e Troppa, in: Arte documento, 28, 2012, S. 154–159).
Experte: Mark MacDonnell
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Käufer Hotline
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old.masters@dorotheum.at +43 1 515 60 403 |
Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion mit Live Bidding |
Datum: | 25.10.2023 - 18:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 14.10. - 25.10.2023 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer
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